Wie die Regionen die Erde retten können

Seite 2: Ungerechtigkeit mit Umverteilung bekämpfen

Ansätze, wie der Zwang zu Wirtschaftswachstum und Profitmaximierung beseitigt werden kann.

Zuerst ist sicher die Umverteilung anzugehen. In Deutschland etwa besitzt das vermögendste eine Prozent der Bevölkerung mehr Vermögen als 87,1 Prozent der erwachsenen Bevölkerung am unteren Ende der Skala.

Vermögen sind nicht nur ungerecht, sie sind auch unnötig und schädlich, denn sie suchen nach Wachstums- und Anlagemöglichkeiten, um sich zu mehren. Hierzu dient u.a. die Finanzindustrie, sie bedroht Steuerzahler und Kreditnehmer mit Spekulation und toxischen Finanzprodukten.

Mit riesigen Geldmengen, deren Gegenwert in der Realwirtschaft längst nicht mehr existiert, drängt die Finanzindustrie in reale Anlagemöglichkeiten. Dabei hat sie eine Privatisierung in Bereichen der Daseinsvorsorge angestoßen, die bekannte Folgen wie den profitorientierten Umbau unseres Gesundheitswesens zur Folge hatte.

Der Journalist Werner Rügemer hat diesen Umbau in einem Telepolis-Interview anschaulich beschrieben.

Um das Thema Verteilungsgerechtigkeit anzugehen, müssten drastische und länderübergreifend gleiche Besteuerungen von Vermögen, Gewinnen und sehr hohen Einkommen her. Hier kann etwa an die Spitzensteuersätze in den USA vor den 1980er-Jahren angeknüpft werden, der in den 1960er-Jahren sogar über 90 Prozent lag.

Die damaligen Reichen haben es überlebt. Es ist gut nachvollziehbar, dass solche Maßnahme hierzulande enormen Widerstand erzeugen würden. Denn die Armut der einen besteht im Zwang, sich für geringe Entlohnung verdingen zu müssen, um Reichtum und Luxus der anderen zu erzeugen.

Weitere sinnvolle Maßnahmen wären die Begrenzung von Jahreseinkommen auf eine Dimension von 500.000 Euro und die Kopplung des Maximaleinkommens an ein überschaubares Vielfaches des Mindestlohns.

Gesetzt den Fall, dass der Wachstumszwang beseitigt wäre, welche Möglichkeiten würden sich auftun, den Ressourcenverbrauch zu verringern? Die Regionalisierung von Wirtschaftskreisläufen und Stoffströmen wäre eine bedeutende Maßnahme.

Gigantische Transporte von Rohstoffen, Halbfertigprodukten und Waren quer über unseren Planeten sind an der Tagesordnung und offenbaren ökologische Probleme als auch verletzliche Lieferketten. Hinzu kommen enorme regionale Unterschiede hinsichtlich Wirtschaftskraft, Arbeitsplatzangeboten und Wohlstand.

Starke Wohlstandsgefälle führen zur Migration und einem Ausbluten von ärmeren Regionen durch den Weggang von Fachkräften und Jungen. Es muss als schäbig bezeichnet werden, wenn sich einige in Deutschland Pflegekräfte aus Osteuropa leisten können, die hier mit nahezu 24-stündiger Verfügbarkeit sieben Tage die Woche Bedürftige pflegen und zu Hause schwer pflegebedürftige eigene Eltern zurücklassen.

Solche Zustände sind inakzeptabel, daher müssen alle Regionen eine Chance erhalten, ohne einen nicht zu bewältigenden Konkurrenzdruck eigene resiliente regionale Wirtschaftsstrukturen und eine eigene funktionierende Daseinsvorsorge aufzubauen. Das geht nur mit begrenztem Wettbewerb.

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