Wie wirksam und sicher ist der Corona-Impfstoff von Johnson & Johnson?
Seite 3: Häufigkeit und Ursachen der Hirnvenenthrombosen
- Wie wirksam und sicher ist der Corona-Impfstoff von Johnson & Johnson?
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Zu den offenen Fragen gehört die nach der Häufigkeit und Verursachung von schwerwiegenden Blutgerinnungsstörungen, insbesondere den Hirnvenenthrombosen bzw. Sinusvenenthrombosen (CVST) als mögliche UAW nach der Impfung mit den J & J-Vakzin.
Unabhängig von einer Impfung gegen Covid-19 wird die jährliche Hintergrundinzidenz von Sinusvenenthrombosen (CVST) auf drei bis vier Fälle pro Million Erwachsener geschätzt wird, wobei die Betroffenen sich meist im dritten Lebensjahrzehnt befinden und zu 75 Prozent Frauen sind.
In den USA hat eine unabhängige Expertenkommission nach einem vorübergehenden Stopp die Wiederaufnahme der Impfungen mit dem Corona-Vakzin von J & J empfohlen.
Der Impfstoff werde weiter zur Anwendung bei allen Erwachsenen ab 18 Jahren empfohlen, erklärte das Gremium am 23. April. Außerdem wird mitgeteilt, dass nach Angaben der EMA bis zum 13. April mehr als sieben Millionen US-Bürger den Impfstoff erhalten haben. In acht Fällen wird im Nachgang der Impfung über schwere Fälle von Blutgerinnseln berichtet, von denen einer tödlich endete.
Wie ein Wissenschaftlerteam des Pharmakonzernes Johnson & Johnson in einem "Letter to the editor" im renommierten New England Journal of Medicine vom 14. April betont, gab es im gesamten bisher durchgeführten klinischen Studienprogramm zum J & J- Impfstoff (mehr als 75.000 Teilnehmer, etwa 50.000 erhielten den aktiven Impfstoff) nur einen einzigen Teilnehmer mit Sinusvenenthrombose (CVST) und einer Thrombozytopenie.
In der Folge wurde festgestellt, dass die geimpfte Person zum Zeitpunkt des Ereignisses Antikörper gegen den Thrombozytenfaktor 4 (PF4) aufwies. Das bedeutet, dass sich die Antikörper vor dem Kontakt mit dem Impfstoff gebildet haben müssen.
Außerdem heißt es in der Stellungnahme der Wissenschaftler, dass nach der Zulassung des J & J-Impfstoffs in den USA das Unternehmen Berichte über sechs Personen mit Sinusvenenthrombosen und Thrombozytopenien in zeitlichem Zusammenhang mit der Impfung (sieben bis 14 Tage danach) erhalten habe.
Diese Zahl der beobachteten Hirnvenenthrombosen bezieht sich auf etwa sieben Millionen verabreichten Impfdosen. Das bedeutet, dass im Falle des J & J-Impfstoffs die die Zahl der im Zusammenhang mit der Impfung gemeldeten Hirnvenenthrombosen die Hintergrundinzidenz dieser Erkrankung wahrscheinlich nicht wesentlich überschreitet.
Anders sieht die Situation nach der Impfung mit dem Astrazeneca-Vakzin aus. Bis zum 4. April wurden bei der "EudroVigilance" (Europäische Datenbank gemeldeter Verdachtsfälle von Arzneimittelnebenwirkungen) insgesamt 169 Fälle von CVST und 53 Fälle einer Thrombose im Splanchnikusbereich (Bereich der Bachorgane) berichtet. Diese möglichen UAW beziehen sich auf 34 Millionen Impfdosen des Astrazeneca-Vakzins, die im Beobachtungszeitraum in der EU und in Großbritannien verimpft worden sind.
Daraus folgt, dass beim Astrazeneca-Vakzin die Häufigkeit des Auftretens von Hirnvenenthrombosen wahrscheinlich um mindestens eine Zehnerpotenz größer ist als die geschätzte Hintergrundinzidenz. Deshalb muss hier beim Auftreten thrombotischer Komplikationen an eher ungewöhnlicher Lokalisation im Körper (z. B. Gehirn, Abdomen) etwa fünf bis 14 Tage nach der Impfung – häufig verbunden mit einer Thrombozytopenie – an eine sehr seltene, durch die Impfung ausgelöste UAW gedacht werden, die bisher vor allem bei diesem Impfstoff beobachtet worden ist.
Was aber könnte die Ursache dieser schwerwiegenden UAW bei den beiden Impfstoffen sein? Möglicherweise steckt das eigentlich harmlose Adenovirus hinter den schweren Nebenwirkungen, schreibt der Wissenschaftsjournalist Lars Fischer in einem lesenswerten Report.
Clemens Wendtner, Chefarzt an der "München Klinik Schwabing" vermutet ebenfalls, dass den Nebenwirkungen bei beiden Impfstoffen ein ähnlicher Mechanismus zugrunde liegt.
Wir haben im Fall von Johnson & Johnson die gleichen Nebenwirkungen, die auch bei AstraZeneca aufgetaucht sind. Da stellt sich die Frage, ob es hier einen Klasseneffekt gibt, also die Adenoviren, die als Vektoren genutzt werden, die Probleme auslösen.
Clemens Wendtner, Chefarzt der Klinik Schwabing in München
Dabei muss darauf hingewiesen werden, dass es sich zwar in beiden Fällen um Adenoviren handelt, aber um unterschiedliche. Beim Impfstoff von J & J werden menschliche Adenoviren verwandt, beim Impfstoff von Astrazeneca sind es Adenoviren vom Schimpansen.
Aber auch andere Möglichkeiten werden in dem Report diskutiert. Im günstigsten Fall könnte die schwere Nebenwirkung direkt mit der Virendosis bei der Impfung zusammen. Freigesetzte Virus-DNA des Vektors könnte die Immunreaktion auslösen oder irgendein anderer Mechanismus im direkten Zusammenhang mit der heftigen Impfreaktion könnte dabei eine Rolle spielen.
Die Lösung könnte dann darin bestehen, die Virendosis zu verringern, weil dann auch die Impfreaktion milder verläuft. Der Greifswalder Forscher Andreas Greinacher, der an derAufklärung der Sinusvenenthrombosen nach der Astrazeneca-Impfung maßgeblich beteiligt war, habe deswegen schon vorgeschlagen, Tests mit der halben Dosis der Vektorimpfstoffe durchzuführen - analog zu jenem Teil der AstraZeneca-Zulassungsstudie, bei der Versuchspersonen durch einen Fehler nur die halbe Dosis erhielten und trotzdem einen besseren Effekt erzielten.
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