"Wir sind in Gefahr": Aufdringliche und indiskrete russische Satelliten mit großen Ohren
Die französische Verteidigungsministerin findet eine angebliche Annäherung als unfreundlichen Akt, um die französische Aufrüstung im Weltraum zu forcieren
Warum es der französischen Verteidigungsministerin Florence Parly gerade gestern einfiel, Russland einen Akt der Spionage vorzuwerfen, ist nicht schwer zu erschließen. Die französische Regierung will in Nachahmung von US-Präsident Donald Trump, der angeordnet hat, ein Weltraumkommando im Pentagon einzurichten, während Pentagon-Mitarbeiter bereits von der Notwendigkeit von Waffen im Weltraum sprechen, auch stärker im Weltraum mitmischen.
Parly besuchte das Centre Nationale D'Études spatiales (CNS), das für die Kontrolle von drei militärischen CSO-Überwachungssatelliten (Composante Spatiale Optique) zuständig ist, die die Hélios-Satelliten ersetzen. Der erste Satellit soll im Dezember auf eine Umlaufbahn gebracht werden. Die ersten beiden Satelliten haben hochauflösende Kameras für Gegenstände bis 30 cm und können Infrarotaufnahmen machen, Satellit Nr. 3 soll besondere Revisit-Fähigkeiten haben, also für die Beobachtung derselben Stelle zu verschiedenen Zeiten. Deutschland und Schweden sind Partner beim CSO-System und haben damit Zugriff auf die Daten. Deutschland finanziert großenteils Satellit Nr. 3 und Schweden stellt eine polare Bodentstation.
Die Satelliten sollen nach dem CNS auch manövrierbar sei und trotz ihres Gewichts von 3,5 Tonnen eine hohe Autonomie und Beweglichkeit besitzen: "Die CSO-Satelliten besitzen eine bislang nicht vorhandene Kapazität der autonomen Umlaufbahnkontrolle für die Funktionen, ihre Position zu halten." Ob das bedeutet, dass die Satelliten auch andere Satelliten inspizieren bzw. anderen Satelliten aus dem Weg gehen können, geht aus der Beschreibung nicht hervor.
Schon Ende 2017 hatte der für den Weltraum zuständige Luftwaffengeneral Jean-Pascal Breton dem Verteidigungsausschuss berichtet, dass Inspektionssatelliten anderer Länder sich französischen Satelliten genähert hätten. "Neben der Entwicklung von Strahlenwaffen zur Schädigung der Leistung unserer Kapazitäten, erlaubt die Beherrschung der Rendevous-Technik im Weltraum eine große Annäherung von Weltraumobjekten anderer Länder auf der Umlaufbahn." Breton nannte aber keine Länder beim Namen, meinte aber, es sei entscheidend zum Schutz, unfreundliche oder aggressive Annäherungen entdecken und beobachten zu können.
Parly nannte nun als einziges Land Russland, dessen Satellit "Luch-Olymp" sich dem französischen Satelliten Athena-Fidus im letzten Jahr gewissermaßen auf unanständige Weise genähert habe. Russland zu beschuldigen, könnte auch gerade im Hinblick auf Syrien gelegen kommen, wo eine Entscheidungsschlacht in Idlib stattfinden könnte. Im Verein mit Syrien und dem Iran, vielleicht auch mit der Türkei könnten syrische Truppen hier die letzte von Islamisten und "Rebellen" kontrollierte Region erobern. Russland warnt schon länger vor angeblich geplanten Provokationen der Islamisten - es sollen sich nach UN-Angaben etwa allein 10.000 al-Qaida-Kämpfer hier aufhalten. Man habe Beweise, so sagte gestern Putin, dass auch Giftgasanschläge ausgeführt werden sollen. Die USA, aber auch Frankreich haben schon angekündigt, darauf wieder mit Angriffen auf syrische Ziele zu reagieren.
"Kleine Star Wars"
Jedenfalls sagte Parly, der russische Satellit mit seinen "großen Ohren" sei dem französischen so nahe gekommen, "dass jeder denken würde, dass er versucht, unsere Kommunikation zu belauschen". Es sei aber nicht nur unfreundlich, Nachbarn zu belauschen, sondern ein Akt der Spionage. Die Russen würden "kleine Star Wars" betreiben. Man habe aber Abwehrmaßnahmen eingeleitet und den Satelliten seitdem "gehärtet".
Sinn der Erzählung ist, dass Frankreich auch im Weltraum weiter aufrüsten muss: "Wir sind in Gefahr. Unsere Kommunikation, unsere Militärübungen, unser Alltagsleben ist in Gefahr, wenn wir nicht handeln", dramatisierte die Verteidigungsministerin. Sie sagte, viele Leute würden sich über Trumps Ankündigung eines Weltraumkommandos amüsieren: "Ich gehöre nicht dazu. … Ich sehe ein extrem mächtiges Zeichen, ein Zeichen der künftigen Konfrontationen."
Kürzlich hatte sich schon das US-Außenministerium über einen anderen russischen Satelliten beschwert. Zweck war auch, die amerikanischen Aufrüstungspläne im Weltraum und das Weltraum-Kommando zu rechtfertigen.
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