"Wir sollten von einem asymmetrischen dreißigjährigen Krieg ausgehen!"

Seite 2: "Terrorismus ist so alt wie die Menschheit"

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14 Jahre, nachdem man in Washington den "War on Terror" verkündete, scheint dieses Phänomen lebendiger denn je. Ist der "War on Terror" gescheitert?

Robert Baer: Selbstverständlich. Der "War on Terror" war ja auch von Anfang an völlig falsch konzipiert, was weniger an geheimdienstlichen Mängeln lag, sondern vielmehr mit der Inkompetenz der damaligen Führung in Washington zusammenhängt. Lassen Sie mich bitte aber noch etwas zu dem Begriff Terrorismus äußern.

Es ist ein Fehler zu glauben, so wie es uns medial vermittelt wird, als wäre Terrorismus etwas Neues. Terrorismus ist so alt wie die Menschheit selbst und trat in allen Erdteilen auf. Auch das Blutbad in Paris war kein Einzelfall, sondern eingebettet in eine Reihe von jüngsten Anschlägen, von Beirut bis hin zum Abschuss des russischen Passagierflugzeuges über der Halbinsel Sinai.

Könnten Sie bitte noch einmal auf die Fehler des "War on Terror" eingehen, welche damals praktiziert wurden, wie Sie es eben andeuteten?

Robert Baer: Schauen Sie, Terrorismus ist eine Art der Kriegsführung, eine der ältesten der Welt, wie ich eben ausführte. Nach 9/11 wurde das Bild aufgebaut, der Terrorismus sei etwas Neues. Neu war nur das Ausmaß, flankiert von modernster Technik in Verbindung mit Verkehrsmitteln, und die Symbolkraft, die durch die Auswahl der Ziele zum Ausdruck kam und deren Bilder um die Welt gingen.

Terrorismus gab es schon zu Zeiten der Bibel und auch davor. Selbst in den USA gab es dieses Phänomen, denken wir an die Ermordung diverser Präsidenten oder an den Anschlag von 1995 in Oklahoma City. Bei einem Krieg gegen den Terror ist der Gegner in diesem Fall in keiner Weise definiert, wie in der konventionellen Kriegsführung, wenn Staaten gegen Staaten kämpfen.

Wenn man also einen Krieg gegen den Terror ausruft, steht man vor einem Dilemma, da man sich dann auf das Feld der asymmetrischen Kriegsführung begibt, eine der schlimmsten Kriegsführungen überhaupt, wie schon die Römer einst in Germanien erfahren mussten. Hinzu kommt, dass nach dem 11. September 2001 völlig falsche Schritte eingeleitet wurden.

Inwiefern?

Robert Baer: Die meisten der Täter von 9/11 hatten die saudische Staatsbürgerschaft und das Attentat wurde in Saudi-Arabien konzipiert. Zwar nicht von der saudischen Regierung, doch gedeckt von einflussreichen Kreisen dort. Das wurde auch schnell ermittelt. Statt aber den engen Verbündeten Saudi-Arabien unter Druck zu setzen, wurde Afghanistan als Kriegsziel ausgewählt, obwohl bis heute kein einziger Afghane als Täter oder Mittäter von 9/11 ermittelt werden konnte. Noch weniger hatten der Irak und Hussein etwas damit zu tun.

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