Wird der ukrainische Bodenkampfroboter nächstes Jahr im Donbass eingesetzt?
Nach dem Drohnenkrieg könnte in der Ukraine ein Kampf mit unbemannten Bodenrobotern beginnen
In der Ukraine hat der staatliche Rüstungskonzern Ukroboronprom ein großes unbemanntes und multifunktionales Kampffahrzeug mit dem Namen "Phantom" entwickelt. Die neueste Version "Phantom 2" wurde gerade auf der Waffenmesse AUSA (Association of the US Army) in Washington vorgestellt. Nächstes Jahr, so wird gemunkelt, könnten die Bodenkampfroboter bereits in den Kampf im Donbass ziehen und damit erstmals nach dem schon lange anhaltenden Drohnenkrieg einen Bodenroboterkrieg beginnen.
Das gepanzerte unbemannte Bodenfahrzeug (UGV) mit 8x8 Rädern kann mit verschiedenen Waffen ausgerüstet werden und wird bis zu einer Distanz von 20 km über Funk oder über ein 5 km langes Glasfiberkabel gesteuert. Die Reichweite beträgt 120 km, die Höchstgeschwindigkeit fast 60 km/h. Grundausstattung scheinen ein Maschinengewehr, ein Mehrfachraketenwerfer-Artilleriesystem MLRS RS-80 und zwei Abschussrohre für Panzerabwehrraketen zu sein. Gedacht ist das taktische UGV offenbar für den Einsatz in Städten, um Kampf- oder Aufklärungsmissionen durchzuführen, Munition zu transportieren oder Verletzte aus dem Schlachtfeld zu holen.
Bislang werden in dem Konflikt zwischen den Separatisten der beiden "Volksrepubliken" und der ukrainischen Armee Drohnen zum Auskundschaften eingesetzt, Kampfdrohnen waren bislang vermutlich noch nicht im Gebrauch. Die von den USA an die ukrainische Armee gelieferten Raven-Drohnen enttäuschten, da die Separatisten sie mit militärischem Gerät der Russen jammen konnten. Dagegen setzen diese Drohnen ein, mit denen sie Funksignale durch Simulation eines Mobilfunknetzwerks abfangen und gefälschte Texte und SMS-Botschaften an Smartphones von Soldaten senden.
Es kam allerdings der Verdacht auf, dass eines oder mehrere Munitionslager durch Minidrohnen mit Granaten in Brand gesetzt worden sein sollen. So geht der ukrainische Geheimdienst davon aus, dass das am 23. März 2017 in die Luft geflogene Munitionslager in Balakleya von einer russischen Drohne verursacht wurde, die im Stil der Drohnen des Islamischen Staats eine kleine thermobarische Thermitgranate abgeworfen und damit 90.000 Tonnen Munition in die Luft gejagt haben soll. 20.000 Menschen mussten evakuiert werden. Zeugen hätten Fluggeräusche gehört oder die Drohne gesehen. Die Darstellung wird allerdings auch in der Ukraine bestritten. Schon im Dezember sollen Drohnen über dem Waffenlager 14 Granaten abgeworfen haben, allerdings ohne Schaden zu verursachen.
Zuletzt explodierte ein Munitionslager am 26. September in Kalynivka. Wegen der anhaltenden gewaltigen Explosion von 30.000 Tonnen Munition wurden 30.000 Menschen evakuiert. Wieder wird Sabotage als Ursache von den ukrainischen Behörden genannt. Ein Armeesprecher erklärte, dass wieder eine Drohne im Spiel gewesen sei, die Zeugen gesehen haben sollen. Allerdings geht die Staatsanwaltschaft von einer Sabotage ohne Drohnen aus.
Wenn dies zuträfe, dann würde dies nur wieder zeigen, dass sich auch mit bewaffneten Minidrohnen, die man überall kaufen kann, schwere Anschläge durchführen lassen, wie dies der Islamische Staat in Mosul und Raqqa auch vorgeführt hat. Ähnlich dürfte dies mit unbemannten, ferngesteuerten Bodenfahrzeugen sein. Auch mit solchen fernsteuerbaren Autobomben hat der Islamische Staat experimentiert.
Sollte die Ukraine tatsächlich erstmals in einem militärischen Konflikt bewaffnete UGV einsetzen, könnte in der Ostukraine schnell ein erster Krieg mit ferngesteuerten Roboter am Boden und in der Luft beginnen. Neben den USA oder Israel haben u.a. auch die Russen bewaffnete Bodenfahrzeuge und Panzer wie Uran-9 (Russischer Kampfroboterpanzer soll bald von Armee eingesetzt werden).
Auch in Syrien hat Russland bislang wohl nur unbewaffnete UGV zur Erkundung und Bombenentschärfung eingesetzt, aber es sollen bewaffnete ferngesteuerte Bodenfahrzeuge im Land und vielleicht schon mal getestet worden sein. Die USA hatten überlegt, Talon-Kampfroboter im Irak einzusetzen, dann aber lieber darauf verzichtet.
Man kann davon ausgehen, dass die Separatisten in Lugansk und Donezk vermutlich auch von russischer Seite unterstützt würden, wenn Phantom-2 von der Ukraine an die Frontlinie geschickt werden. Dann käme es womöglich zum ersten Kampf zwischen Bodenkampfrobotern, was nach dem Drohnenkrieg der nächste Schritt in der Kriegsführung wäre, für die bislang noch kein Staat der Pionier sein wollte, auch wenn man sich dafür vorbereitet.
Entwickelt wurde Phantom angeblich auch mit dem Wissen, das ukrainische Soldaten an der Frontlinie besonders über elektronische Kriegsführung gesammelt haben. Daher wurde Phantom möglichst gegen Jamming gesichert. Wenn die Funkverbindung unterbrochen oder gestört wird, soll das UGV selbst zum Ausgangsort zurückfahren können. Auch das kilometerlange Kabel, an dem der Bodenroboter hängt, ist kein Anachronismus, sondern ein Mittel, die Kontrolle nicht zu verlieren.