Wo sind sie nur alle?
Zur Rationalität außerirdischer Besuche der Erde
Es ist eine weit verbreitete Annahme, dass es in der Milchstraße von Außerirdischen nur so wimmelt. Sollten dann aber ihre Botschaften, Sonden oder Raumschiffe nicht auch bis zur Erde vorgedrungen sein? Das Fermi-Paradoxon beschreibt genau diesen Widerspruch zwischen der angenommenen Vielfalt außerirdischen Lebens und dem Ausbleiben von Beweisen auf der Erde. Oder werden diese nur nicht als solche erkannt? Im "Journal of the British Interplanetary Society" haben nun vier Wissenschaftler die Hypothese zur Diskussion gestellt, dass Außerirdische die Erde längst besuchen und UFO-Berichte Zeugnis dessen sind. Im vorliegenden Artikel stellen sich Geistes- und Naturwissenschaftler, darunter Harald Lesch, Auguste Meessen, Michael Schetsche und Ulrich Walter, der Frage, ob sich die Wissenschaft mit dem UFO-Phänomen beschäftigen sollte, um ein für allemal zu klären, ob UFOs außerirdischen Ursprungs sind oder nicht.
"Wenn diese Akten geöffnet werden, wird die Öffentlichkeit ganz schön überrascht sein", schrieb Nick Pope am 15. November 1999 in der "Daily Mail" über das damals bevorstehende Inkrafttreten des britischen Akteneinsichtsrechts. Fünf Jahre später sind die ersten Akten geöffnet worden, und die britische Presse von der Times bis zum Independent berichten über den "möglichen Besuch durch außerirdische Lebensformen" (Independent). Die Rede ist von den UFO-Akten des britischen Verteidigungsministeriums (MoD) den "wahren X-Akten", wie Nick Pope sie nennt. Pope hat von 1991 bis 1994 das Air-Staff-Sekretariat 2a geleitet, das für die Entgegennahme und Bearbeitung von UFO-Berichten aus der Bevölkerung und den Streitkräften zuständig ist.
Fliegende Untertassen sind Nahbegegnungen mit der menschlichen Einbildungskraft.
The Times, 4. Februar 2005
Am 1. Februar hat das MoD eine Liste von UFO-Sichtungen veröffentlicht, die dem Ministerium im letzten Jahr berichtet worden sind. So sei am 9. Januar 2004 um 14:00 Uhr ein grollendes, "großes, schwarzes, dreieckiges Fluggerät mit drei hellen, dreieckig angeordneten Lichtern" über Market Harborough beobachtet worden. Am 22. April sei in Goole und ebenfalls bei Tageslicht ein Objekt, das "wie ein Bumerang ausgesehen und stationär über einem Kraftwerk gestanden" habe, beobachtet worden. Ein Flugzeug habe das Objekt umkreist. Am 4. Juni um 21:07 Uhr sah mindestens ein Zeuge ein "langes, schwarzes, zigarrenförmiges Objekt”. Auch klassische "flying saucers" wurden gesehen, so am 24. September eine "große, orange Scheibe, die "absolut still und ziemlich langsam" in der Grafschaft Wiltshire von Ost nach West geflogen sei.
In einem Begleitbrief betont der verantwortliche MoD-Mitarbeiter, dass das Ministerium UFO-Berichte nicht generell untersuche. Zwar würde jeder eingegangene Bericht geprüft, Spezialisten würden jedoch nur eingeschaltet, "wenn genügend Hinweise auf eine Verletzung des Luftraums des Vereinigten Königreichs vorliegen". Pope schrieb, "das Interesse des Ministeriums an UFOs hat mehr mit den Russen als mit den Marsianern zu tun." Dennoch haben seine drei Jahre im Sekretariat 2a sein Leben sehr verändert:
Ich habe den Job als Skeptiker angefangen, doch die Fälle, die ich bearbeitet habe, und das, was ich in den Akten entdeckt habe, lassen mich jetzt glauben, dass manche UFOs tatsächlich außerirdisch sein könnten.
Nick Pope
MoD: "völlig aufgeschlossen" für fliegende Untertassen
Das MoD beschreibt seine UFO-Politik folgendermaßen:
Das Verteidigungsministerium hat keine Expertise oder Rolle hinsichtlich "UFOs / Fliegenden Untertassen" oder der Frage der Existenz außerirdischer Lebensformen, der das Ministerium völlig aufgeschlossen gegenüber steht. Bis heute kennt das MoD keine Beweise, die die Existenz der angeblichen Phänomene belegen. Das MoD prüft "UFO"-Berichte nur um herauszufinden, ob das Gesehene verteidigungsrelevant ist; nämlich, ob es Hinweise auf eine Kompromittierung des Luftraums des Vereinigten Königreichs durch feindliche oder unautorisierte Aktivität gibt. Solang keine Belege auf eine potentielle Bedrohung des Vereinigten Königreichs durch eine externe Quelle vorliegen, und bis heute hat kein "UFO"-Bericht solch einen Belege erbracht, versuchen wir nicht, die Ursache jeder einzelnen Sichtung, die uns berichtet wird, zu identifizieren. Wir glauben, dass rationale Erklärungen wie Flugzeuglichter oder Naturphänomene für sie gefunden werden können, wenn Ressourcen dafür zur Verfügung gestellt würden, aber es ist nicht die Funktion des MoD, diese Art Luftraum-Identifikations-Service zu erbringen.
Das MoD teilte mit, dass es seit 1951 keine Komitees im MoD zur Besprechung von UFOs gegeben habe. Zuletzt beschäftigte sich demnach von August 1950 bis Juni 1951 die "Flying Saucer" Arbeitsgruppe im MoD dezidiert mit UFO-Berichten. Nach deren Bericht an das "Joint Technical Intelligence Committee" beschloss das JTIC, die Arbeit der Gruppe im Angesicht ihrer Ergebnisse enden zu lassen. Die damaligen Schlussfolgerungen, die in enger Anlehnung an US-amerikanische Schlussfolgerungen getroffen worden waren, ähneln insofern der aktuellen britischen UFO-Politik, dass drei Punkte damals wie heute betont werden:
- Es gäbe Berichte über flügellose, scheiben-, zigarren- oder andersförmige unidentifizierte Flugobjekte und leuchtende Phänomene, aber keine Beweise für das UFO-Phänomen.
- Von den berichteten unidentifizierten Flugobjekten gehe keine Gefahr für die nationale Sicherheit aus.
- Bei gründlicher Untersuchung ließen sich rationale Erklärungen für die berichteten Flugobjekte finden, etwa Fehlinterpretationen astronomischer, meteorologischer, natürlicher oder luftfahrttechnischer Objekte, psychologische Ursachen oder Fälschungen.
Allen diesen und ähnlichen Schlussfolgerungen ist gemein, dass eine tatsächliche außerirdische Herkunft unidentifizierter Flugobjekte nicht als rational angesehen wird.
Das Fermi-Paradoxon
In der wissenschaftlichen Diskussion gibt es drei Hauptargumente gegen derzeitige außerirdische Besuche der Erde:
- Da ein außerirdisches Raumfahrzeug sich auch nur mit Geschwindigkeiten unterhalb der Lichtgeschwindigkeit im Raum bewegen könne, sei ein (mehrere bis tausende) Lichtjahre entferntes Planetensystem für eine Besatzung nicht in einem sinnvollen Zeitraum erreichbar.
- Theoretisch könnte eine fortgeschrittene Extraterrestrische Intelligenz (ETI) die Lichtstraße binnen 30 bis 100 Millionen Jahren kolonialisieren. Es sei jedoch äußerst unwahrscheinlich, dass solch eine Zivilisation beim derzeit geschätzten Alter der Milchstraße von 13,6 Milliarden Jahren ausgerechnet auf der Erde und auch noch gerade jetzt hier sein sollte.
- Falls außerirdische Besucher dennoch gerade jetzt hier wären, müsste es Hinweise auf ihre Präsenz geben.
Das dritte Argument ist eng mit dem so genannten Fermi-Paradoxon verknüpft. Dieses bezeichnet den Widerspruch zwischen der Annahme, dass es zahlreiche ETIs in der Milchstraße gibt, und dem bisherigen Ausbleiben von Beweisen für mindestens eine ETI in Form von Beobachtungen auf der Erde oder mittels Radioteleskopen. In anderen Worten: Wenn es in der Milchstraße von Außerirdischen nur so wimmelt, sollten ihre Botschaften, Sonden oder Raumschiffe auch bis zur Erde vorgedrungen sein. Dieses sei aber nicht der Fall. Das Fermi-Paradoxon hat die Diskutanten in zwei Lager gespalten. Als Vertreter des einen Lagers zieht der ehemalige Wissenschaftsastronaut und jetzige Professor für Raumfahrttechnik Ulrich Walter aus der Abwesenheit von Beweisen den Schluss, dass es neben der Menschheit "keine weiteren oder nur höchstens eine Handvoll" Intelligenzen in der Milchstraße gibt.
Trotz vieler UFO-Berichte können wir feststellen, dass bisher keine ETIs die Erde besucht haben.
Ulrich Walter
Als Vertreter des anderen Lagers sieht der Astronomieprofessor Harald Lesch "im Nichtvorhandensein eines Beweises keinen Beweis für das Nichtvorhandensein" von ETIs. Dieser Meinung ist auch der Bremer Soziologe und Mitarbeiter des "Instituts für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene" (IGPP) Michael Schetsche (vgl. SETI und die Folgen).
Es ist durchaus möglich, dass wir auf die falsche Art und Weise oder nach einer falschen Form von Signalen suchen. Und es ist auch möglich, dass Hinweise auf die Existenz einer außerirdischen Zivilisation uns bereits zugänglich sind, wir diese jedoch einfach nicht als solche erkannt haben.
Michael Schetsche
UFOs go Mainstream
In der Januar-Ausgabe des "Journal of the British Interplanetary Society" (JBISŽ) ist nun ein Aufsatz erschienen, in dem versucht wird, das Fermi-Paradoxon mit dem UFO-Phänomen zu entkräften. Die Autoren sind der Meteorologieprofessor James Deardorff und die Physiker Bernard Haisch (National Aviation Reporting Center on Anomalous Phenomena), Bruce Maccabee (Fund for UFO Research) und Harold E. Puthoff (Institute for Advanced Studies at Austin). Alle vier haben sich auf ihren Fachgebieten, aber auch als Verfechter der wissenschaftlichen UFO-Forschung einen Namen gemacht. Haisch war zehn Jahre lang verantwortlicher Redakteur für das "Astrophysical Journal" und betreibt eine Webseite "über das UFO-Phänomen von und für professionelle Wissenschaftler". Er betont, dass der Aufsatz im JBIS – abgesehen vom "Journal of Scientific Exploration" (JSE), das regelmäßig Aufsätze zu wissenschaftlichen Anomalien veröffentlicht und dessen Chefredakteur er 12 Jahre lang war – der erste UFO-Aufsatz in einem wissenschaftlichen Mainstream-Journal seit einem viertel Jahrhundert sei.
Aktuelle wissenschaftliche Fortschritte machten es notwendig, die Fermi-Hypothese, dass es keine Beweise für außerirdische Spuren gibt, durch die Extraterrestrische Hypothese (ETH), dass außerirdische Besuche der Erde bereits stattfinden, zu ersetzen. Die Kenntnis von immer zahlreicheren, mittlerweile über 100 Exoplaneten (vgl. Die Jagd auf Planeten), die Entdeckung von Lebensbausteinen an immer neuen Orten im Universum (vgl. Süße Überraschung im Gas- und Staubnebel) und Hinweise auf die Möglichkeit, dass sich Leben auch interplanetar oder interstellar mittels Meteoriten verbreiten könnte (vgl. Leben aus dem Weltall), machten es auch plausibel, dass weiteres intelligentes Leben im Universum existiert. Neue physikalische Erkenntnisse machten indes auch effektive Raumfahrt immer weniger unplausibel, erst recht für eine ETI, die unserer Zivilisation gegenüber ja Millionen Jahre fortgeschrittener sein kann.
Fortschritte werden gemacht, indem man Fragen beantwortet. Entdeckungen werden gemacht, indem man Antworten in Frage stellt.
Bernard Haisch
Im Rahmen der Allgemeinen Relativitätstheorie sei es möglich, die Grenze der Lichtgeschwindigkeit zwar nicht zu überschreiten, sie aber zu umgehen. Mathematisch eröffne sich die Möglichkeit, Tunnel durch die Raumzeit – so genannte Wurmlöcher – zur effektiven interstellaren Raumfahrt zu benutzen. Von einem festen Beobachtungspunkt in der Raumzeit aus wäre eine solche Reise überlichtschnell. Relative Überlichtgeschwindigkeit könnte auch erreicht werden, indem sich die Raumzeit selbst dehnt. Die Autoren weisen darauf hin, dass relative Überlichtgeschwindigkeit bereits Teil unseres inflationären kosmologischen Weltbildes ist. Schließlich erreicht uns heute noch Licht, das beim hypothetischen Urknall ausgesandt worden ist, obwohl wir als Beobachter, die wir ja auch dem Urknall entstammen, schon hier sind – die Raumzeit muss sich "überlichtschnell" ausgedehnt haben. Ein Raumfahrzeug mit Alcubierre-Warp-Antrieb, der die Raumzeit theoretisch vor dem Fahrzeug kontrahiert und hinter ihm extrahiert, könnte relativ schneller als das Licht reisen. Noch spekulativer aber eben auch denkbar sei eine Reise durch weitere Dimensionen jenseits der bekannten vier, wie die Superstring-Theorie (vgl. Auf der Suche nach den Dimensionen des Raums) und die M-Brane-Theorie (vgl. Die Ewigkeit vor dem Urknall) sie postulieren.
Da Warp- oder Wurmloch-Lösungen auf schier unerreichbare Energieanforderungen oder den Bedarf exotischer Materie stießen, beruhe eine erfolgreiche Umsetzung in jedem Fall auf einem noch unvorhergesehenen Durchbruch bei der Energiegewinnung. Puthoff und Haisch sind Experten auf dem Gebiert moderner Feld- und Vakuumtheorien und arbeiten bereits theoretisch an der Energiegewinnung durch Synchronisierung sonst chaotischer Vakuumfluktuationen.
Die Möglichkeit zeitreduzierter interstellarer Reisen durch fortgeschrittene extraterrestrische Zivilisationen ist im Gegensatz zu vielleicht naiven Erwägungen keineswegs fundamental durch derzeit bekannte physikalische Prinzipien ausgeschlossen. Extraterrestrische Erkenntnisse des physikalischen Universums könnten neue Prinzipien beinhalten, die eine Art überlichtschneller Reise ermöglicht.
Neubewertung des UFO-Phänomens gefordert
Die anzunehmend hohe technologische Entwicklungsstufe von ETIs, gekoppelt mit den Berichten über technologisch fortgeschrittene unidentifizierte Flugobjekte im Luftraum der Erde seit dem zweiten Weltkrieg, mache den Schluss geradezu logisch, in den zuverlässigsten UFO-Berichten nach Hinweisen auf außerirdische Besuche zu suchen, folgern die Autoren. Eine Untersuchung des "Battelle Memorial Institute" von 3.201 Berichten der Jahre 1947 bis 1952 hat gefunden, dass der Anteil unidentifizierter Sichtungen mit steigender Informationsqualität und Zeugenzuverlässigkeit ebenfalls ansteigt (vgl. USAF Project Blue Book Special Report 14). Diese Erkenntnis sei jedoch nicht in den Schlussfolgerungen des Condon-Berichts berücksichtigt worden, mit denen die US Air Force 1969 ihre 22-jährigen UFO-Untersuchungen öffentlich beendete.
Die vier Wissenschaftler widersprechen der Behauptung des Condon-Berichts, das UFO-Phänomen stelle kein Thema für die Wissenschaft dar. Viele UFO-Sichtungen seien nur aufgeklärt worden, weil einfach angenommen worden war, die Zeugen hätten etwas anderes gesehen als sie berichtet hatten. Dieses Muster findet man auch in der Untersuchung der britischen "Flying Saucer" Arbeitsgruppe von 1951:
Am 1. Juni 1950 berichtete der Pilot einer Meteor ( ), er habe ein Objekt mit sehr hoher Geschwindigkeit ( ) gesehen. Er beschrieb das Objekt als kreisförmig mit glänzender metallischer Erscheinung. ( ) ungefähr zur selben Zeit wie im Pilotenbericht hatten der diensthabende Kontrolleur und drei Radarbediener ein ungewöhnliches Echo auf dem P.P.I. ( ) Wir glauben, dass das Radarecho sehr leicht durch Interferenz mit einem anderen Transmitter erklärt werden kann ( ) Angenommen, [der Pilot] war nicht einzig Opfer einer optischen Illusion, ist die wahrscheinlichste Erklärung, die von seiner Beschreibung des Objekts als "kreisförmig" ( ) getragen wird, dass er einen meteorologischen Ballon gesehen und dessen Geschwindigkeit stark überschätzt hat.
Mit der Aussage, dass die "Belege für unidentifizierte Flugobjekte keine Anzeichen zeigen, dass diese Phänomene eine direkte Bedrohung der nationalen Sicherheit darstellen", sei in der Condon-Studie der wichtige Punkt umgangen worden, dass eben nicht alle Sichtungen identifiziert werden konnten. Gleiches müsste für die aktuelle Aussage des MoD gelten, "nur eine Handvoll Berichte der letzten Jahre rechtfertigten eine weitere Untersuchung, und keiner offenbarte Hinweise auf eine Bedrohung."
Hinter den Kulissen sind hochrangige Air-Force-Offiziere ernsthaft über UFOs besorgt. Doch durch offizielle Geheimhaltung und Spott werden viele Bürger in den Glauben versetzt, fliegende Untertassen seien Blödsinn. ( ) um die Fakten zu verbergen, hat die Air Force ihr Personal zum Schweigen gebracht.
Admiral Roscoe H. Hillenkoetter, CIA-Direktor 1947-1950
Die Stetigkeit bemerkenswerter UFO-Berichte aus aller Welt, die Ergebnisse offizieller Untersuchungsgruppen in Frankreich (vgl. Etwas geschieht am Himmel), Chile, Peru, Brasilien und Uruguay und die Erkenntnisse aus den mancherorts über Akteneinsichtsrechte erhaltenen Dokumenten machten eine Neubewertung des UFO-Phänomens durch die Wissenschaft notwendig. Sich dem Phänomen nicht anzunehmen, könnte bedeuten, den Besuch der Erde durch Außerirdische zu übersehen.
ETH als rationale Erklärung
Haben die vier Forscher bis hierhin argumentiert, dass ein außerirdischer Besuch der Erde aus physikalischer, astronomischer, exobiologischer und UFO-logischer Sicht keineswegs irrational sei, schreiben sie abschließend, dass auch das manifestierte Verhalten unidentifizierter Flugobjekte im Rahmen der ETH durchaus rational zu verstehen sei. Zu erklären gilt es ja, warum Außerirdische, sollten sie hier sein oder die leichte Möglichkeit haben herzukommen, sich nicht wie Eroberer verhalten und pompös mit ihren Untertassen auf dem Rasen des Weißen Hauses landen. Hierzu sind viele Hypothesen denkbar und im Rahmen der Beschäftigung mit dem Fermi-Paradoxon auch gedacht worden:
Beschaulichkeits-Hypothese: ETIs haben aus verschiedensten Gründen kein Interesse an der Kommunikation mit oder Kolonialisierung der Erde.
Zoo-Hypothese: ETIs erhalten die Erde, wie wir ein Naturschutzgebiet erhalten.
Angsthypothese: ETIs fürchten negative Konsequenzen aus dem Kontakt mit uns oder der Art der Kontaktaufnahme.
Labor-Hypothese: ETIs nutzen die Erde und ihre Bewohner in einem Experiment und minimieren ihren Einfluss auf das Experiment aufs Geringste. (Beispiel: Däniken-Hypothese, dass Außerirdische die Menschen genetisch verändert haben und gelegentlich zurückkehren)
Leaky-Embargo-Hypothese: ETIs machen ihre Präsenz langsam und schrittweise bekannt, um einen Kulturschock unter den Erdbewohnern zu vermeiden.
Die Leaky-Embargo-Hypothese sei am besten mit dem manifestierten UFO-Verhalten vereinbar, das ein graduelles Ausbildungsprogramm spätestens seit 1947 erkennen lasse. Zahlreiche UFO-Operationen hätten scheinbar zum Ziel, die Aufmerksamkeit einer isolierten Zeugengruppe zu erregen und diese wissen zu lassen, dass die Menschen beobachtet würden.
Der Schluss ist, dass die ETIs, indem sie nicht genügend Beweise zulassen, die ihre Präsenz der Wissenschaft und generell der Gesellschaft offensichtlich erscheinen lassen würden, eine Strategie oder ein Programm verfolgt, das es vermeidet, der gesamten Gesellschaft einen katastrophalen Schock zuzufügen, während ein eventueller offener Kontakt vorbereitet wird. ( ) 1981 wurde vorgeschlagen, dass fortgeschrittene ETIs einen Codex Galactica befolgen könnten, der ihnen vorschreibt, aufstrebende Zivilisationen feinfühlig zu behandeln. Solch ein Verhaltensstandard ist verträglich mit der Realität des UFO-Phänomens und der Tatsache, dass wir weder im vergangenen Jahrtausend kolonialisiert, erobert oder ausgerottet worden sind, noch unsere Gesellschaft von irgendeiner ETI oder ihren postulierten Robotersonden traumatisiert worden ist. Er ist auch damit verträglich, dass Untersuchungsgruppen in UFOs keine direkte Bedrohung der nationalen Sicherheit finden können.
Breite Unterstützung für wissenschaftliche UFO-Forschung
Fast entschuldigend erwähnen die Autoren, dass diese Phänomene für einen Forscher, der sie gezielt untersucht, offenkundig und zwingend sein könnten, für ein normales Mitglied der Gesellschaft jedoch keineswegs, weil die Phänomene trotz allem sehr selten seien. Um dem seit nunmehr 60 Jahren bestehenden Rätsel jedoch auf die Schliche zu kommen, empfehlen die vier Physiker eine offene wissenschaftliche Erforschung des UFO-Phänomens. Eine solche wird heutzutage von vielen Wissenschaftlern, die sich mit dem UFO-Phänomen beschäftigt haben, ebenfalls gefordert.
Bereits 1994 hat sich Harald Lesch in der ARD dafür ausgesprochen, ein Institut damit zu beauftragen, UFO-Berichte aus der Bevölkerung entgegenzunehmen und zu analysieren. Lesch, der das UFO-Phänomen für ein "klassisches amerikanisches Mittelklasse-Problem" hält, sieht die Notwendigkeit dazu jedoch nicht darin gegeben, das Phänomen zu untersuchen, sondern in einer Gegenmaßnahme zur Verbreitung irrationalen Glaubens. Laut einer Umfrage glauben sechs von zehn junge Briten an Außerirdische und nur vier von zehn an Gott. Einer weiteren Umfrage zufolge geht jeder fünfte Deutsche von der Realität des UFO-Phänomens aus. Für Lesch ist wissenschaftliche Aufklärung heute notwendiger denn je:
Wenn man sich anschaut, welche große Rolle offenbar für Teile der Öffentlichkeit diese so genannten Pseudowissenschaften spielen, dann kann es sich eigentlich die Naturwissenschaft nicht wirklich leisten, sich dem Diskussionsfeld UFOs total zu entziehen. Es wäre an der Zeit, dass wir uns damit einmal auseinandersetzen und vielleicht sogar damit richtig gute Wissenschaft machen, wenn man nämlich herausfinden kann, was das ist.
Michael Schetsche unterscheidet sich insofern von den so genannten UFO-Skeptikern, als er die Extraterrestrische Hypothese der UFO-Forschung für diskussionswürdig hält, solange sie als solche behandelt wird: als Hypothese, die es wissenschaftlich zu prüfen gilt:
Tatsache scheint mir zunächst nur einmal, dass jedes Jahr in aller Welt eine Vielzahl von Himmelserscheinungen beobachtet wird, die sich auch bei genauerer Prüfung nicht traditionell erklären lassen. Die Tatsache der Beobachtung eines Phänomens muss jedoch streng von dessen Deutung getrennt werden. Meines Wissens gibt es eine ganze Reihe von alternativen Erklärungen für außergewöhnliche Himmelsphänomene. Bedauerlich ist allerdings in der Tat, dass die entsprechenden Augenzeugenberichte oftmals nicht ernst genommen werden und dass ihnen in vielen Fällen zumindest mit wissenschaftlichen Methoden nicht nachgegangen wird. Und solange dies nicht geschieht, werden wir auch keine Entscheidung zu Gunsten oder zu Ungunsten der einen oder anderen Hypothese treffen können.
Der Horror der Wissenschaft
1951 hat das britische Verteidigungsministerium festgestellt, dass zur UFO-Identifizierung am besten ein permanent aktives Netzwerk aus optischen und Radar-Stationen eingesetzt würde. John Schuessler, Direktor des internationalen Mutual UFO Network (MUFON) betont "dass Systeme existieren, um jedes irgendwo auf der Welt gesichtete UFO positiv zu identifizieren." Diese seien jedoch überwiegend in militärischem Besitz und daher nicht für die Wissenschaft zugänglich. Das MoD bezeichnet die Nutzung seiner Technologie zur UFO-Identifizerung als "unangebrachten Gebrauch von Verteidigungs-Ressourcen". Dennoch fordern immer mehr Wissenschaftler die Erforschung des Phänomens, darunter auch Ulrich Walter:
Ich bin der Meinung, die Wissenschaft sollte sich endlich hinsetzten und sich mal solche Dinge anschauen und mal untersuchen, worum handelt es sich? Das ist die ureigenste Aufgabe der Wissenschaft. Und jetzt kommt der Punkt: Alle Wissenschaftler auf der Welt haben einen Horror davor, so was zu machen, denn, wenn sie das machen würden, würden sie sich in ihrer Gemeinschaft diskreditieren. Das Problem ist, die Wissenschaft ist so verengt, sozusagen. Wenn ein Wissenschaftler das machen würde, der würde sofort seinen Ruf verlieren. Und deswegen kann er das nicht machen. So ist unsere Gesellschaft.
Trotz dieses Drucks gibt es Wissenschaftler, die UFO-Berichte in ihrer Freizeit methodisch analysieren. Der belgische Physikprofessor Auguste Meessen untersucht das Phänomen seit 30 Jahren. Durch eine Häufung von UFO-Sichtungen kam es 1989 zur bis heute anhaltenden Zusammenarbeit mit der belgischen Luftwaffe (vgl. We have an unidentified flying object). Doch statt über "Wurmlöcher oder ähnliche, rein gedanklich Konstruktionen" zu spekulieren, drängt Meessen viel eher darauf, "dass endlich eine ehrliche und unvoreingenommene, wissenschaftliche Untersuchung des UFO-Phänomens überhaupt beginnen kann."
Der Tag wird gewiss kommen, da man dem Phänomen mit Hilfe von hochentwickelten Ortungs- und Aufzeichnungsgeräten wird begegnen können, die keinen Zweifel an seinem Ursprung mehr lassen. Damit dürfte der Schleier, der das Mysterium seit langem umgibt, zum Teil gelüftet werden können. Ein Geheimnis ist es nach wie vor geblieben. ( ) Ein Aspekt aber wird die Diskussionen immer beherrschen und die Haltung der Behörden bestimmen: die Angst, sich lächerlich zu machen, sobald man durchblicken lässt, dass man die UFO-Problematik ernst nimmt.
General Wilfried De Brouwer, Belgische Luftwaffe, 1991
Als "seriöseste deutsche Forschergemeinschaft" bezeichnet der Münchner Soziologieprofessor Gerald L. Eberlein die "Gesellschaft zur Untersuchung von anomalen atmosphärischen und Radar-Erscheinungen" (MUFON-CES). Diese Gruppe ist der Überzeugung, "dass es Phänomene gibt, die nicht identifiziert werden können", da UFOs physikalische Effekte auf ihre Umgebung ausübten. (vgl. Loving The Alien). 1998 hat sich ein Komitee aus unabhängigen Wissenschaftlern diesen physikalischen Messungen angenommen. Wie die Stanford-Universität mitteilte konnten sie darin keine Beweise für den Besuch der Erde durch Außerirdische finden. Die Gutachter fanden aber, dass es "wertvoll sein könnte, UFO-Berichte vorsichtig einzuschätzen, um Informationen herauszufiltern, die im Moment der Wissenschaft noch unbekannt sind."