Wohin Hochwasser abfließen könnte: Der Wert von Flusslandschaften und Auwäldern
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- Hochwasservorsorge mittels Naturschutz – ein Beispiel
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Einst wurden Flüsse begradigt und in enge Deiche gezwängt. Nun wird versucht, Flussauen wiederherzustellen. Doch es gibt Hindernisse für die Renaturierung.
Starkregen hat in den letzten Tagen vielerorts in Süddeutschland für Überschwemmungen gesorgt. In Regensburg war der Pegel der Donau zuletzt mehr als sechs Meter hoch. Das völlig durchnässte Erdreich konnte kein Wasser mehr aufnehmen und wurde dadurch instabil.
Inzwischen werden zwar sinkende Pegelstände gemeldet. Doch bei Passau ist der Pegelstand immer noch mehr als acht Meter hoch. Der gesamte Verlauf der Donau in Österreich wurde wegen Hochwassers für die Schifffahrt gesperrt. Hätte man in den letzten Jahrzehnten weniger Uferränder zugebaut und eingedeicht, hätte das Wasser natürliche Flächen überfluten können, ohne Städte zu überfluten und Menschen zu gefährden.
Flüsse unter Druck: Überflutungsflächen auf Drittel geschrumpft
So stehen deutschen Flüssen nur noch rund ein Drittel ihrer ehemaligen Überflutungsflächen zur Verfügung. Davon sind knapp neun Prozent intakt. Von dem einst prägenden Auwald ist nur noch rund ein Prozent übrig. Flussauen sind geprägt durch das Kommen und Gehen des Wassers. Sie bieten teils bedrohten Pflanzen und Tieren unterschiedlichste Lebensräume.
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Die Flussauen, deren Böden wegen ständiger Überflutungen besonders nährstoffreich sind, sind auch für die Landwirtschaft interessant. So wurden viele Auen trockengelegt, um sie landwirtschaftlich zu nutzen.
Durch Ackerbau, aber auch durch den Bau von Industriegebieten wurde den Flüssen im Flachland viel Raum genommen, erklärt Sabrina Schulz von der Deutschen Umwelthilfe (DUH) in Erfurt im Interview mit der ARD. Der Umweltverband fordert einen absoluten Neubaustopp in hochwassergefährdeten Gebieten.
Auen- und Bauland in Flächenkonkurrenz
Viele ehemalige Überflutungsflächen entlang von Flüssen wurden in den letzten Jahrhunderten trockengelegt, in Äcker und Plantagen umgewandelt oder zugebaut, sodass sie ihre natürlichen Funktionen nicht mehr erfüllen können.
Nach Angaben von Umweltministerin Steffi Lemke (Grüne) sollen deutschlandweit knapp 33.000 Hektar als neue Rückhalteflächen geschaffen werden. Das sei nicht genug, kritisiert Holger Schüttrumpf. Insgesamt brauche es viel mehr freie Flächen, um Wasser im Ernstfall abzufangen.
Wiedervernässung hier, Flächenversiegelung dort
Ziel der "Nationalen Biodiversitätsstrategie" ist es, zehn Prozent der ursprünglichen Flussauen wieder zu vernässen. Seit einigen Jahren werden Flüsse bundesweit renaturiert. Aber flächendeckend geht das nur, wenn die Landwirte und Landbesitzer mitmachen.
Doch mit der Renaturierung von Flussauen geht es nicht recht voran. Das zeigte nicht nur der Auenzustandsbericht von 2021 Nach wie vor fehlen passende Förderrichtlinien, um Gelder für den Auen- und Naturschutz beantragen zu können, kritisiert Sabrina Schulz von der DUH. Dazu kommt der gigantische Flächenfraß durch Baumaßnahmen und Versiegelung: 52 Hektar (74 Fußballfelder) wurden allein im Jahr 2022 pro Tag für Bau- und Verkehrsflächen versiegelt.
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