"Yeeeeeeeeehaaaa Sony! Immer druff"

Seite 2: Vom Einpeitschen und Küssen der Peitsche

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Die Flucht nach vorn, bei welcher Sony bei seinen Nutzern mit kreidebelegten Stimmbändern um Verständnis für seine Bemühungen im Kampf gegen "Raubkopierer" wie Geohot und Graf_Chokolo warb, fruchtet tatsächlich teilweise. Obwohl es in Deutschland zwar überhaupt keine rechtliche Handhabe gegen Reverse Engineering von Privateigentum gibt (und jede legal erworbene PS3 gehört nun mal ihrem Besitzer) und natürlich erst recht nicht gegen das Schreiben von Computerprogrammen, die auf einer legal erworbenen Hardware laufen, scheint Sony munter weiter zu machen.

Applaus bekommt das Unternehmen diesbezüglich sogar von Nutzern, denen über die Jahre damit gedroht wurde, wie es erst einmal sein würde, wenn die PS3 gehackt ist: Man beschwor ein ähnliches Schicksal wie bei der Dreamcast-Konsole vor etwa zehn Jahren. Die verschwand damals vom Markt und das ist auch der nicht beim Namen genannte Teufel, den Sony erfolgreich an die Wand malt ... und mit dem die Firma ihre Nutzer dazu bringt, eine regelrechte Verfolgungsjagd gegen "Raubkopierer" zu fordern, wie man in den Kommentaren zu obigem PlayStation-Blog-Beitrag nachlesen kann.

Reverse Democracy

Derzeit ist Sony auch damit beschäftigt, die internen Flure mit eisernem Besen zu fegen und jeden, der seine PS3 gehackt hat, aus dem PlayStation-Netz auszuschließen. An die Identitäten potenzieller Jailbreaker versucht man beispielsweise dadurch zu kommen, dass all diejenigen, die sich das betreffende Video auf YouTube angesehen haben, ermittelt werden sollen. Wenn das wirklich stimmt, dann scheinen sich die finstersten Befürchtungen über politische und juristische Einflussnahmen von mächtigen Privatunternehmen zu bestätigen und der Ansturm der Kritiker gegen Sony wäre gerechtfertigt.

Wer alles in den Bannkreis der Verdächtigen gerät, ist indes nicht vorhersehbar: Einige Kommentatoren im PlayStation-Blog berichten davon, eine E-Mail von Sony bekommen zu haben, in der sie dazu aufgefordert wurden, die illegalen Aktivitäten einzustellen - und das, obwohl sie vorgeblich gar keine solchen begangen haben. Aber auch hier sind sie Hacker schon wieder einen Schritt weiter und "unbannen" einfach auf eigene Faust. Linux läuft übrigens dank Jailbreak auf der PS3 auch schon länger wieder und wird zudem gerade vor einem US-Gericht von PS3-Nutzern eingeklagt.

Das alles erweckt den Eindruck einer ziemlich hysterischen Suche nach Bösewichten, die im Gegenzug/-schlag von diesen prompt beantwortet wird. Und wer weiß, wie weit die Bemühungen Sonys, bei diesem Zeno'schen "Achilles gegen die Schildkröte"-Rennen vorn zu bleiben noch gehen: Vielleicht reicht es ja bald schon aus, einen kritischen Beitrag über diese Firmen-Aktivitäten zu schreiben, anstatt sich den Jubel-Sonyisten anzuschließen, um bei dem japanischen Konsolenhersteller in Ungnade zu fallen ... Große Popularität und Geschäftserfolg sichert man sich als Unternehmen, dass sich den Spielspaß auf die Fahne geschrieben hat, auf diese Weise aber wahrscheinlich nicht.

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