Zenturien für die Wii-U
Seite 2: Hundert Helden retten die Welt: The Wonderful 101
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Aliens greifen die Erde mit Raumschiffen und gigantischen Robotern an. Zum Glück gibt es die Wonderful 100, ein Team aus hundert Superhelden, die aus der ganzen Welt zusammengewürfelt sind und sich der übermächtigen Angreifern stellen. Gezeichnet im Comic-Stil wirkt das Spiel von Platinum Games wie Zeichentrick-Serien à la Power Rangers. Inspirieren ließen sich die japanischen Designer wohl von Tokusatsufilmen wie Godzilla und Co.
Die stilistische Ähnlichkeit mit Capcoms Viewtiful Joe ist kein Zufall, da beide Spiele unter der Regie von Hideki Kamiya entstanden. Spielerisch gibt es jedoch wenige Gemeinsamkeiten. In The Wonderful 101 steuert der Spieler, der im Vorspann als der 101. Held bezeichnet wird, die komplette Gruppe aus Super Heroes und deren menschlichen Helfern. Die Spezialfähigkeit der sieben wichtigsten Protagonisten verwandeln die Gruppe in gigantische Waffen und Werkzeuge. So formiert Wonder Blue die Gefolgschaft zum Schwert und Wonder Pink erzeugt eine Peitsche.
Die Kämpfe bestehen typischerweise aus einem schnellen Wechsel zwischen diesen Wunderwaffen zum Schwächen der Gegner, Horden-Angriffen, sobald beispielsweise ein Roboter gestrauchelt ist, und dem schnellen Laufen zum Erreichen von Schwachstellen oder Einsammeln verstreuter Mitstreiter. Hinzu kommen Spezialmanöver zum Blocken und Ausweichen.
Die Gegner sind riesig: In einigen Szenen hangelt sich die Gruppe von einem Boss zum nächsten. An das anfangs unübersichtliche Kampfgeschehen hat sich der Durschnitts-Gamer vermutlich nach der ersten Stunde gewöhnt. Er muss vor allem den Anführer seiner Gruppe im Blick behalten, der im Getümmel die Hauptangriffe ausführt und gleichzeitig die Achillessehne ist: Nur wenn er getroffen wird, sinkt die Lebensenergie. Die Mitstreiter bleiben lediglich verwirrt am Boden liegen, bis der aktive Held sie wieder einsammelt. Das Überleben ist freilich nicht der einzige Anreiz: Am Ende der Kämpfe und Levels bewertet das Spiel den 101. Held auf dem Sofa mit Stilnoten wie Bayonetta oder Devil May Cry.
Leider zeigt sich ein deutlicher Schwachpunkt des Games relativ bald und immer wieder im hektischen Getümmel. Die Steuerung der Verwandlungen sollte eigentlich im wahrsten Wortsinne einfach von der Hand gehen: Der Spieler zeichnet eine grobe Form aufs Gamepad und drückt einen Button als Auslöser. Ein Kreis wird zur Hand, eine L-Form zur Pistole. In der praktischen Anwendung hakt das System jedoch. Gelegentlich erkennt es die Form nicht oder der Spieler kommt im Eifer des Gefechts auf den Gamepad-Bereich, der auf die Hilfe umschaltet und dabei erst mal alle weiteren Eingaben ignoriert. Glücklicherweise haben die Entwickler solche Probleme selbst erkannt und als Ausweichmöglichkeit den rechten Analogstick vorgesehen. Der funktioniert deutlich zuverlässiger, aber eine gute Touch-Steuerung wäre schöner gewesen. Beim meist ruhigeren Einsammeln von Mitstreitern funktioniert das Zeichnen mit dem Finger dafür ebenso gut wie beim Heilen von verwelkten Blumenbeeten mittels Kreisbewegung. Letzteres bringt Bonus-Gegenstände und erinnert an Capcoms großartiges Okami, das ebenfalls maßgeblich von Hideki Kamiya gestaltet wurde.
Trotz der hakeligen Steuerung machen vor allem die Bosse Spaß und sind gut durchdacht. Sie können von ihrer Größe und Kampfdauer durchaus mit denen der "God of War"-Serie mithalten. Der Spieler muss abwechselnd zu unterschiedlichen Waffen morphen, um die jeweilige Schwachstelle zu bekämpfen. Als Wermutstropfen führt die Optik den Gamer dabei gelegentlich auf die falsche Fährte, wenn beispielsweise der Kopf eines Riesenroboters beim Angriff mit dem Schwert zuckt, der Koloss aber auf die Weise keinen Schaden nimmt. Auch die Kameraführung ist oft ungünstig und neigt zum übertriebenen Heranzoomen. Manchmal kommen feindliche Angriffe aus dem Nichts oder der Spieler sieht in Jump-And-Run- und Flug-Passagen sein Ziel zu spät.
Zwischen den Kämpfen warten einzelne Puzzles, die ebenfalls verschiedene Morph-Zustände verlangen. Beispielsweise schraubt die Riesenhand ein Zahlenschloss auf, dessen Code in einem Haus liegt. Als nettes Gimmick muss der Spieler seine Gruppe im Inneren von Gebäuden auf dem Bildschirm des Gamepad verfolgen, da der Fernseher nur die Außenansicht zeigt.
Optisch und von der Soundkulisse her ist "The Wonderful 101" der Augen- und Ohrenschmaus, den man von den Entwicklern erwartet. Platinum Games hat bereits mit Titeln wie "Bayonetta" oder "Vanquish" stilistisch eigene, perfekt animiert Games produziert.
"The Wonderful 101" hat interessante Charaktere und tolle neue Ideen, die es aus dem Einheitsbrei der Action-Games hervorheben, versagt aber in Details. Die Steuerungsprobleme sind ebenso frustrierend wie die Kameraführung. Unter dem Strich ist Hideki Kamiyas neuestes Werk zwar gut, kann aber nicht mit seinen Vorzeigetiteln wie "Devil May Cry", "Resident Evil", "Okami" oder "Bayonetta" mithalten. Von letzterem ist übrigens für nächstes Jahr ein zweiter Teil exklusiv für die Wii U angekündigt.
So ist "The Wonderful 101" nicht für jeden Gamer geeignet. Wer viele, massive Bosskämpfe liebt und möglichst noch als Kind Action-Zeichentrickserien à la "Power-Rangers" geliebt hat oder japanische Special-Effect-Movies im Tokusatsu-Stil mag, findet mit einer gut fünfzehnstündigen Story und zusätzlichen Mehrspielermissionen reichlich Unterhaltung. Einige Spieler werden allerdings an dem oft unübersichtlichen Gewusel und den Steuerungsproblemen weniger Freude haben. Wer sich unsicher ist, sollte einen Blick auf die Demo im eStore werfen.
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