Zivilklage gegen Saudi-Arabien: Neue Vorwürfe wegen Unterstützung der 9/11-Anschläge

Seite 2: Die Rolle der als Studenten auftretenden saudischen Agenten al-Qudhaeein und al-Shalawi

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Die New York Post zitiert Sean Carter, der für die Anwaltskanzlei die Anklage führt. Man habe nun weitere Belege dafür, dass es "lange und enge Beziehungen zwischen al-Qaida und den religiösen Teilen der saudischen Regierung" gebe, was man immer angenommen habe. Die neue Anklageschrift, die dem Gericht vorgelegt wurde, stützt sich auf die "28 Seiten" des Abschlussberichts und FBI-Dokumente. Nach diesen waren die angeblichen saudischen Studenten Mohammed al-Qudhaeein und Hamdan al-Shalawi in Wirklichkeit Mitglieder des "saudischen Agentennetzwerks in den USA".

Die beiden Männer waren bereits in al-Qaida-Camps in Afghanistan ausgebildet worden, wo sie auch einigen der 9/11-Selbstmordattentäter begegnet waren. Einer der beiden soll einen Monat vor den Anschlägen versucht haben, in die USA einzureisen, sei aber abgewiesen worden, weil er jetzt auf einer Terrorliste stand. Beide arbeiteten nach den Dokumenten für die saudische Regierung und standen in "häufigem Kontakt" mit saudischen Regierungsvertretern in den USA.

Die beiden als Studenten getarnten Agenten flogen, wie auch bereits in den "28 Seiten" geschildert wird, am 19. November 1999 nach Washington, um an einer Veranstaltung in der saudischen Botschaft teilzunehmen. Während des Flugs sollen sie mehrmals versucht haben, Zugang zum Cockpit zu erlangen. Das wird als Versuch - "dry run" - gesehen, die Sicherheitsvorkehrungen für die geplanten Entführungen der Flugzeuge zu testen. Diesen Testversuch könnte nach der Anwaltskanzlei von der saudischen Botschaft finanziert worden sein. Die Botschaft hat nämlich den Flug der beiden von Phoenix nach Washington bezahlt. In Phoenix hatten sie den Flugbegleitern bereits technische Fragen über den Flug gestellt, was diese verdächtig fanden, so das FBI. Als das Flugzeug bereits in der Luft war, fragte al-Qudhaeein, wo die Toilette sei. Eine der Stewardessen sagte, sie befinden sich hinten, der Mann sei aber dennoch nach vorne gegangen und habe zweimal versucht, die Tür zum Cockpit zu öffnen. Die Piloten seien vom aggressiven Verhalten der beiden Passagiere so verängstigt gewesen, dass sie eine Notlandung in Ohio machten, wo die beiden erst einmal festgenommen und verhört wurden. Dabei hatten sie gesagt, dass der Flug von der Botschaft bezahlt worden sei.

Das FBI verfolgte die Angelegenheit erst einmal nicht weiter, bis entdeckt wurde, dass ein Verdächtiger in einem Terrorismusfall das Auto von Shalawi fuhr. Daraufhin wurde gegen ihn eine Terrorismus-Untersuchung eingeleitet, wodurch man entdeckte, dass er in Afghanistan in einem Terrorcamp auf Anschläge trainiert worden war. Al-Qudhaeein galt dem FBI schon 2002 als saudischer Agent, der ähnlich wie Omar al-Bayoumi und Osama Bassnan häufiger Kontakte mit saudischen Regierungsvertretern hatte, kein regelmäßiges Einkommen bezog, aber Gelder von Saudi-Arabien erhielt. Im Abschlussbericht sind hier einige Passagen geschwärzt. Klar ist, dass das FBI in Phoenix bereits 2002 hier eine heiße Spur vermutete und der Zentrale mitteilte: "Phoenix FBI now believes both men were specifically attempting to test the security procedures of America West Airlines in preparation for and in furtherance of UBL/Al-Qaida operations."

Interessant ist auch, dass die beiden Agenten zu einem Treffen fuhren, das in der saudischen Botschaft in Zusammenarbeit mit dem Institute for Islamic and Arabic Sciences in America (IIASA) unter unter dem Vorsitz des Botschafters stattfand. IIASA wurde 2005 wegen Verbreitung von radikalislamischen Botschaften verboten. Dort war auch Anwar al-Awlaki als Vortragender aufgetreten, der wiederum einigen der Selbstmordattentäter half. Er setzte sich in den Jemen ab, wurde führendes Mitglied der dortigen al-Qaida-Zelle und richtete sich über das Internet an die Muslime in den westlichen Ländern, um sie zu Anschlägen aufzufordern. Er wurde dort von einer US-Drohne 2011 getötet. Mohammed al-Qudhaeein und Hamdan al-Shalawi hatten Jobs an der Imam Muhammad Ibn Saudi Islamic University, deren Ableger IIASA war.