Züchtung von Embryos für die Forschung

US-Forscher haben erstmals Embryos zur Gewinnung von Stammzellen erzeugt

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Um die Abenteurer im Bereich der Biotechnik von den verantwortlichen Wissenschaftlern zu trennen, haben Wissenschaftler auf dem gerade in Kyoto stattfindenden Treffen der International Society of Developmental Biologists (ISDB) eine Resolution angenommen, die sich für ein Verbot des repoduktivenKlonens von Menschen ausspricht. Fast gleichzeitig wurde über Artikel in einer wissenschaftlichen Zeitung bekannt, dass in den USA wohl erstmals menschliche Embryos für die Forschung an Stammzellen gezüchtet worden sind.

Die Wissenschaftler auf der Konferenz verabschiedeten am 10. Juli mit großer Mehrheit die Resolution, in der sie ein internationales Moratorium für das reproduktive Klonen von Menschen forderten. Einige der Anwesenden bezweifelten allerdings, ob die Resolution mehr als eine symbolische Bedeutung haben könne, während andere den Wunsch äußerten, in einer zusätzlichen Resolution für die derzeit heftig umstrittene Forschung an menschlichen Stammzellen und das therapeutische Klonen einzutreten.

Eine neue Studie aus den USA, die in der Zeitschrift Science veröffentlicht wurde, konnte über die geringe Überlebensrate von geklonten Tieren und deren bekannten Missbildungen hinaus zeigen, dass auch die scheinbar gesunden Klons, die aus embryonalen Stammzellen gezüchtet wurden, epigenetisch instabil sind und teilweise erhebliche genetische Mängel haben können. Kurz vor der Veröffentlichung des Beitrags sahen sich die Autoren jedoch gezwungen, wegen der gegenwärtig auch in den USA umstrittenen Forschung an embryonalen Stammzellen, den Schluss des Artikels zu ändern. Sie plädieren aufgrund der bekannten Gesundheitsschäden zwar auch für ein Verbot des reproduktiven Klonens, wollten aber vermeiden, dass daraus ein Argument gegen die Forschung mit Stammzellen gewonnen wird. Für die Nutzung von Stammzellen zu therapeutischen Zwecken würden diese Störungen jedoch wahrscheinlich kein Problem darstellen (Stammzellen sind instabiler als bisher angenommen).

Keinen Gefallen werden die Wissenschaftler, die therapeutisches Klonen und die Forschung an embryonalen Stammzellen trotz des gegenwärtigen Gegenwindes befürworten, an einem fast gleichzeitig in der Zeitschrift Fertility and Sterility (76:1 : 132-137) veröffentlichten Bericht finden ("Use of human gametes obtained from anonymous donors for the production of human embryonic stem cell lines"). Der Artikels berichtet die Erzeugung von Embryonen aus gespendeten Eizellen und Spermien für die Gewinnung von Stammzellen. Die Wissenschaftler am Jones Institute for Reproductive Medicine in Norfolk, an dem die Grundlagen der In-Vitro-Fertilisation entwickelt wurden, haben damit ein Tabu gebrochen. Da die Forschung nicht mit öffentlichen Geldern gefördert wurde, ist die Herstellung von menschlichen Embryos für Forschungszwecke in den USA zwar nicht verboten, bislang aber haben sich die Wissenschaftler auf die Gewinnung von Stammzellen aus eingefrorenen Embryos beschränkt, die bei der IVF entstanden sind und nicht mehr gebraucht wurden.

Angeblich hat die Klinik für die Durchführung der Forschung die Billigung einiger Bioethik-Komitees erhalten. Der Präsident der American Society for Reproductive Medicine, Michael Soules, erklärte gegenüber der New York Times, dass die Erzeugung von Embryos in manchen Fällen ethisch gerechtfertigt sei. Allerdings fügte er hinzu, dass der Zeitpunkt für diese Forschung nicht ungünstiger hätte sein können.

Für die Erzeugung der Embryonen hat das Team von Gary Hodgen Eizellen von 12 Frauen und Sperma von zwei Männern ausgewählt, die bereits Gameten gespendet hatten. Die Frauen, die einer Hormonbehandlung unterzogen wurden, um mehr Eizellen gewinnen zu können, erhielten pro gespendeter Eizelle 1.500 US-Dollar, die Männer 50 Dollar. Das seien die normalen Entschädigungen für Spenden. Die Spender bleiben anonym und wurden darüber informiert, dass ihre Gameten (Ei- oder Spermazellen mit der Hälfte des Chromosomensatzes) für Forschungszwecke verwendet werden. Das sei, so William Gibbons vom Jones Institute, "die deutlichste Form, den höchsten Grad an aufgeklärter Zustimmung zu erhalten".

Ein möglicher Vorteil der Herstellung von Stammzellen auf diese Art liegt darin, sozusagen ein "besseres Ausgangsmaterial" als üblicherweise zu haben (Schlechtes Forschungsmaterial). Die Spender sind nicht unfruchtbar, sie wurden gesundheitlich überprüft und sind normalerweise jünger als die Menschen, die durch künstliche Befruchtung Kinder erhalten wollen. Von den Spenderinnen erhielten die Wissenschaftler 162 Eizellen, aus denen durch Befruchtung mit den Spermien 110 Embryonen entstanden. Von diesen wuchsen 50 innerhalb von sechs Tagen zu Blastozyten heran, das sind Embryonen aus 100 und mehr Zellen, bei denen sich bereits eine äußere Zellschicht, der Trophoblast, von inneren Zellen, dem Embryoblast, unterscheiden lässt. Aus den Embryoblasten werden die Stammzellen gewonnen. Aus den von 18 Blastozyten gewonnen Stammzellen haben die Wissenschaftler schließlich drei Zell-Linien geschaffen.

Die auch für Reproduktionstechniken zuständige Food and Drug Administration (FDA) hat angekündigt, jetzt die Verwendung neuer Techniken in dem Bereich der künstlichen Befruchtung stärker kontrollieren zu wollen. In einem Brief an die Reproduktionskliniken sagt die FDA, dass auch medizinische Techniken unter ihre Kontrolle fallen. Bislang hatten die Reproduktionsmediziner weitgehend freie Hand. Jetzt aber fordert die Behörde die Mediziner auf, bei neuen Methoden, die getestet werden sollen und eine Vermischung von DNA mit sich bringen, die über die Kombination durch eine natürliche Befruchtung hinausgeht, einen Antrag auf Genehmigung ausfüllen zu müssen.

Hintergrund für diese neue Maßnahme der Bush-Regierung ist eine Methode, die über einen kürzlich von Wissenschaftlern des Institute for Reproductive Medicine and Science of Saint Barnabas veröffentlichten Bericht bekannt wurde. Bei dem Verfahren wird Ooplasma (Flüssigkeit innerhalb der Eizelle) von fruchtbaren Spenderinnen in die Eizellen von Patientinnen eingeführt. Mit dem Ooplasma der Spenderin gelangen aber auch Gene der Mitochondrien, Kraftwerke der Zelle, in die Eizelle, so dass bei geglückter Befruchtung das entstehende Embryo die Gene der Mutter, des Vaters und der Spenderin des Ooplasmas enthält (Kinder mit Genen von drei Menschen). Kritik wurde auch deswegen laut. weil die Wissenschaftler in ihrem Bericht Fehlentwicklungen einfach unterschlagen hatten (Erfolgsmeldungen geschönt). Ob die zusätzlichen Gene für die mit dieser Methode entstehenden Menschen riskant sind, ist noch unbekannt, da die Technik noch zu neu ist. Allerdings wird von manchen die Zuständigkeit der FDA für medizinische Techniken bezweifelt.