Zwischen China und Indien flammt ein alter Grenzstreit wieder auf

Seite 3: Kriegsrhetorik auf beiden Seiten

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Von daher ist der Grenzkonflikt im Himalaja Teil eines größeren Streits. Doch Entspannung ist gegenwärtig noch nicht in Sicht, ganz zu schweigen eine Lösung. China fordert, dass Indien seine Truppen vom Doklam-Plateau abzieht. Indien wiederum verlangt von China, den Straßenbau einzustellen.

Rhetorisch rüsten beide Seiten weiter auf. Der indische Stabschef General Bipin Rawat behauptete gegenüber Asian News International (ANI), Indien könne problemlos einen Zweieinhalb-Fronten-Krieg führen (der englische Wortlaut - two and a half front war - erinnert übrigens stark an eine weltweit erfolgreiche, amerikanische Sitcom: Two and a Half Man): gegen zwei äußere Gegner und einen halben inneren.

Wer das sein soll, ließ er offen. Solche Vorbereitungen richteten sich nicht gegen ein spezielles Land, sagte Rawat nur. Für die Kriegsführung im Gebirge sei gerade ein neues Korps in Dienst gestellt worden, das 17. Strike-Corps, berichtete er.

Allerdings hat Indien schon einmal einen Grenzkrieg gegen China geführt, nämlich 1962 - und verloren. Mit Blick auf diese Niederlage erklärte der indische Verteidigungsminister Arun Jaitley jetzt: "Das ist nicht das Indien des Krieges von 1962".

Auch Peking verweist heute wieder auf den Grenzkrieg von 1962 und postet alte Zeitungsausgaben und Kriegsbilder. Indien werde größere Verluste erleiden als 1962, wenn es einen Zusammenstoß an der Grenze inszeniere, drohte die englischsprachige Parteizeitung Global Times:

Wenn Indien glaubt, dass es bereit ist für einen Zweieinhalb-Fronten-Krieg, müssen wir Indien sagen, dass die Chinesen auf seine militärischen Fähigkeiten herabschauen. Jaitley sagt ganz richtig, dass das Indien von 2017 nicht mehr das von 1962 ist. Indien wird größere Verluste erleiden als 1962, wenn es einen militärischen Konflikt anzettelt.

Global Times

Das indische Militär könne wählen. "Entweder es kehrt in Würde auf das eigene Territorium zurück oder es wird rausgeschmissen von chinesischen Soldaten." Die Doklam-Gegend gehöre China. "Diesmal müssen wir Indien eine bittere Lektion erteilen", schließt die Parteizeitung martialisch. Wobei die Frage wäre, ob es in diesem Fall bei einer Lektion bliebe. Leider entstehen größere Kriege und Konflikte oft aus kleinen Anlässen.