150 Dollar für ein Barrel Öl?

Ölpreis könnte durch Spannungen am Golf erheblich steigen, warnen südkoreanische Ökonomen

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Die Spannungen am Persischen Golf und vor allem die geplanten Sanktionen gegen den Iran könnten den Ölpreis auf über 150 US-Dollar pro Barrel hochtreiben. Ein Barrel ist ein 159-Liter-Fass. Die chinesische Nachrichtenagentur Xinhua berichtet von einer entsprechenden Analyse des südkoreanischen Korea Institute for Finance.

Demnach empfehlen die Fachleute der Regierung in Seoul, sich auf die entsprechenden destabilisierenden Auswirkungen einzustellen. Südkorea bezieht einen nicht unwesentlichen Teil seiner Ölimporte aus dem Iran. Im Dezember 2011 waren es rund 639.000 Tonnen, im Vormonat knapp 1,2 Millionen Tonnen. Damit steht es in der Region nicht allein. Auch die Nachbarn China und Japan rangieren ganz oben auf der Liste der iranischen Kunden.

Zur Zeit kosten Ölfutures, die in den nächsten zwölf Monaten fällig werden, in den USA um die 100 US-Dollar pro Barrel. Kontrakte für spätere Zeitpunkte sind dort sogar billiger. Die vergleichbare Nordseeölsorte Brent ist diesseits des Atlantiks rund 10 US-Dollar teurer.

Von der hiesigen Presse kaum beachtet hat derweil der chinesische Premier Wen Jiabao am Donnerstag seine sechstägige Rundreise um den Golf abgeschlossen, die ihn nach Saudi Arabien, in die Vereinigten Arabischen Emirate und nach Katar führte. China unterstützt nicht die von den USA vorgeschlagenen Sanktionen gegen den Iran, insofern ist die Kontaktpflege mit dessen Kontrahenten bemerkenswert. Wen unterstrich bei seinem Besuch, dass sein Land für einen ausnahmslos atomwaffenfreien Nahen Osten eintrete. Eine Position, die sich implizit nicht nur gegen etwaige künftige iranische Atomwaffen, sondern auch gegen Israels nukleares Arsenal ausspricht.

Wen hat auf seiner Tour durch die Golfstaaten übrigens auch einen weiteren Devisen-Swap abgeschlossen. Die Zentralbanken der Volksrepublik und der Vereinigten Arabischen Emirate werden, wie die chinesische Zeitung People's Daily berichtet, Devisen im Wert von 35 Milliarden Yuan (etwa 3,5 Milliarden Euro) austauschen. Insgesamt habe die Volksrepublik bereits mit 15 Ländern ähnliche Abkommen abgeschlossen, die 1,3 Billionen Yuan (etwa 130 Milliarden Euro) umfassen.

Derlei Abkommen dienen dazu, den Handel zwischen zwei Ländern in den jeweiligen Landeswährungen abwickeln zu können. Käufer wie Verkäufer sparen damit unter anderem die Umtauschkosten, die anfallen, wenn eine Drittwährung - meist der US-Dollar - zur Hilfe genommen wird. Für die arabischen Banker ist das Horten und Verleihen von Yuan eine besonders lohnende Sache, denn dieser wird in den nächsten Jahren mit großer Sicherheit gegenüber den anderen großen Währungen weiter aufwerten.