A-Team in Frankfurt
USA stationierten 1986 geheime Antiterroreinheit in Deutschland
Präsident Ronald Reagan, der laut Henry Kissinger seine Informationen vorwiegend aus Filmen bezog, sandte 1986 ein Geheimdienstkommando für spezielle Operationen nach Deutschland. Dieses "Foreign Emergency Support Team" (FEST) bestand aus Geheimdienstlern und Soldaten und wurde zur Tarnung auf der Rhein-Main Air Base bei Frankfurt stationiert. Dies folgt aus nun freigegebenen Akten, die einem SPIEGEL-Bericht zufolge dem Institut für Zeitgeschichte vorliegen.
Anlass zur Entsendung soll der Anschlag auf die von US-GIs frequentierte Westberliner Diskothek La Belle gewesen sein, den die USA schon damals Libyen zuschrieben. Das Geheimkommando bestand aus 14 "Spezialisten für (die) technische Bewältigung von Krisensituationen", was Abhörtechniker, aber wohl auch Männer fürs Grobe miteinschloß. Den Deutschen habe man versprochen, auf Anwendung von Gewalt zu verzichten, wobei Washington nicht sonderlich für Vertragstreue bekannt ist. Schon damals relativierte der Antiterrorbeauftragte Paul Bremer eine von Bonn gewünschte Abstimmung von Aktionen, da wegen "der Schnelligkeit der erforderlichen Entscheidungen eine Automatik möglicherweise nicht immer" zu gewährleisten sei. Schäuble begnügte sich mit einem feuchten Händedruck.
Eine solche Einheit erinnert an das Secret Team der CIA, das einst von Draufgänger William King Harvey geleitet wurde. Zum Repertoire Harveys gehörten Abhöraktionen in gegnerischem Territorium wie der Berliner Spionagetunnel sowie politischer Mord auch im westlichen Einflussgebiet, etwa Italien. Die aggressiven Operationen der CIA waren im Zuge der Watergate-Affäre zurückgefahren worden, nachdem die Öffentlichkeit in den Untersuchungsausschüssen 1975/1976 vom Secret Team und dessen Methoden erfuhr. Reagan jedoch drehte das Rad der Geschichte zurück und machte zum neuen CIA-Direktor seinen Wahlkampfmanager William Casey. Hardliner Casey ließ wieder alle Hunde von der Kette, bis er im Amt wegen eines unerkannten Hirntumors zusammenbrach.
Die Stationierung eines solchen "A-Teams" in Europa war schon deshalb brisant, weil sich später erwies, dass das DDR-Ministerium für Staatssicherheit den Terroristen den Sprengstoff für die Bombe in der Diskothek La Belle geliefert hatte. Direkte Aktionen der verfeindeten Geheimdienste auf deutschem Boden hätten sich politisch auf vielfache Weise auswirken können. Wie wenig sich die USA um das Recht des Gastgeberstaats scherten, bewies die Entführung des deutschen Staatsbürgers Jens Karney, der 1991 in Berlin aufgegriffen und in die USA verschleppt wurde.
Das auf der Rhein-Main Air Base zentral stationierte FEST war unter anderem mit einem eigenen Flugzeug ausgestattet und befand sich unweit zum Abhörzentrum Dagger Complex bei Grießheim. Im benachbarten Wiesbaden residierte die CIA auch offiziell, ebenfalls dort wurde die für Abu Ghraib zuständige Folterbrigade einquartiert.
FEST soll dem US-Botschafter in Bonn unterstanden haben. Beunruhigend ist, dass dieser zwischen 1989 und 1991 General Vernon Walters hieß, der als Vizepräsident der CIA zwischen 1972 und 1976 die Abteilung für Operationen geleitet hatte. Der fanatische, streng-katholische Antikommunist wird als der Drahtzieher für geheimdienstliche Destabilisierung an etlichen Krisenherden der Welt gesehen und gilt als verantwortlich für politische Morde, Todesschwadronen und faschistische Diktaturen ("Meine Geschäfte erledige ich am liebsten fernab der Öffentlichkeit"). Mancher bis heute mysteriöse Vorfall, den man den RAF-Terroristen zuschreibt, könnte auch ganz anders zu erklären sein.