Alkoholkonsum höher als bislang angenommen

Nach einer Studie ist unklar, wer die Hälfte des in Großbritannien verkauften Alkohols getrunken hat, weil die Menschen in Umfragen ihren Alkoholkonsum gerne klein machen

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Laster gibt man gerne nicht zu. Schon gar nicht, wenn man danach gefragt wird, aber auch nicht gegenüber sich selber. Daher verwundert nicht, dass Umfragen nach dem Alkoholkonsum nur 40-60 Prozent der Menge entsprechen, die tatsächlich verkauft und dann auch wohl konsumiert wurde.

Eine im European Journal of Public Health veröffentlichte Studie von Wissenschaftlern des University College London schlägt nun Alarm. Der Alkoholkonsum könnte auf dem Hintergrund der gegenüber sich selbst und anderen genannten Trinkmengen viel höher sein, als bislang angenommen. Dreiviertel der Briten könnten mehr als die empfohlene, gesundheitlich unbedenkliche Menge trinken. Das ist eine Menge - und hätte Folgen für das Gesundheitssystem.

Sadie Boniface, die die Studie geleitet hat, sagt, es sei unbekannt, wer die Hälfte des in Großbritannien verkauften Alkohols trinkt. Das konnten die Wissenschaftler natürlich nicht herausbringen, aber sie haben einmal errechnet, wie der realistische, nach den Verkaufszahlen ermittelte durchschnittliche Alkoholkonsum aussehen würde, wenn jeder Brite gleichmäßig zu wenig angeben würde.

Allerdings sind sich die Mediziner nicht ganz einig, welche Alkoholmenge gesundheitlich unbedenklich ist. Das Royal College of Physicians empfiehlt, dass Männer wöchentlich höchstens 21 Einheiten und Frauen 14 Einheiten Alkohol zu sich nehmen sollen. Eine Einheit entspricht einem kleinen Glas Wein (10cl) oder einer Halben Bier. Empfohlen wird gemeinhin, dass Männer täglich nicht mehr als 4 Einheiten und Frauen nicht mehr als 2 Einheiten trinken sollten. Und überhaupt sollte man nicht täglich trinken.

Nach den Berechnungen würden 44 Prozent der Männer und 31 Prozent der Frauen wöchentlich mehr Alkohol trinken, als gesund ist bzw. empfohlen wird. Und 19 Prozent der Männer sowie 26 Prozent würden das täglich empfohlene Maß überschreiten. Die Hälfte der Männer und Frauen müssten auch als Binge-Trinker eingestuft werden, weil sie mehr als 8 Einheiten Alkohol bei Männern oder 6 bei Frauen in einer "Sitzung" zu sich nehmen. Hier würden am ehesten Frauen falsche Angaben machen, vor allem Frauen mit hohem Einkommen.