Arbeitsmarkt präsentiert sich in "guter Form"

Die Bundesagentur für Arbeit meldet für Januar insgesamt eine gute Entwicklung. Für Langzeitarbeitslose bleibt es allerdings schwierig, wie eine Anfrage an die Bundesregierung offenlegt

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Die Arbeitslosenzahl im Januar stieg nur knapp über drei Millionen, um 302.000 auf 3.082.000. Der Anstieg sei saisonbedingt und ein für die Jahreszeit sogar verhältnismäßig geringer Anstieg, meldet die Bundesagentur für Arbeit.

Im Vergleich zum Vorjahr eine positive Entwicklung: Die Zahl der arbeitslosen Menschen nahm um 264.000 ab. Die Sozialversicherungspflichtigen sind mit 29 Millionen auf hohem Niveau und auch die Zahlen auf der Nachfrageseite sehen gut aus. Die Nachfrage soll in fast allen Branchen steigen, heißt es. Besonders in den Bereichen Mechatronik, Elektro, Energie, Metall, Maschinenbau, Logistik und Gesundheit würden Fachleute gesucht.

Inmitten von Krisenzeiten also eine zuversichtliche Nachricht von der Bundesagentur für Arbeit. Der Arbeitsmarkt präsentiert sich in guter Form, heißt es dazu in den Medien. Doch hat man in der Vergangenheit gelernt, der Präsentation zu misstrauen. Auf dem zweiten Blick zeigte sich schon öfter, dass Zahlen geschönt sind. Nicht jeder, der in der Statistik als Erwerbsloser nicht mehr auftaucht, hat eine tatsächlich eine Anstellung, die ihm den Lebensunterhalt garantiert.

Eine kürzlich erfolgte Anfrage der Linken offenbart zum Beispiel, dass es für Langzeitarbeitslose sehr schwer ist, wieder eine feste Arbeit zu bekommen. So heißt es von 1,4 Millionen, die länger als ein Jahr arbeitslos waren - das Kriterium für Langzeitarbeitslosigkeit und in den meisten Fällen gleichbedeutend mit dem Bezug von Hartz-IV -, dass sie "2011 ihre Erwerbslosigkeit beendeten". Dies legt nahe, dass sie eine Beschäftigung gefunden und ihr Problem gelöst haben.

Tatsächlich haben aber nur 208.000 eine Beschäftigung am "ersten Arbeitsmarkt" erhalten, zeigt die Antwort auf die Anfrage, wie die SZ berichtet. In Prozenten sind das 14, 9. Der Rest, 85 Prozent, wird zwar auch nicht mehr als "langzeitarbeitslos" registriert, aber das heiße nicht, dass sie "den Sprung ins normale Erwerbsleben" geschafft haben.

35 Prozent werden nicht mehr unter den Langzeitarbeitslosen geführt, weil als "arbeitsunfähig" gemeldet sind. 11 Prozent verweigern laut BA die Mitarbeit, kommen nicht zu Terminen und sind nicht verfügbar. Auch sie werden nicht mehr unter "langzeitarbeitslos" registriert. 23 Prozent würden in einer arbeitsmarktpolitischen Maßnahme stecken - entweder in einer Qualifizierung, in einem Ein-Euro-Job, bzw. ihr Lohn wird staatlich bezuschusst. Das wären 69 Prozent. Über die fehlenden 16 Prozent zu den oben genannten 85 Prozent scheint es keine Angaben zu geben. Das deutet auf einen offensichtlich schlecht einschätzbaren Graubereich hin, was die Situation der Langzeitarbeitslosen betrifft. Nach den arbeitsmarktpolitischen Maßnahmen sind sie "entweder weiter auf Arbeitslosengeld angewiesen, machen sich selbständig oder finden einen Job", so das BA. Dort herrscht Zuversicht: "Je nach Programm gelinge es so, 50 bis fast 70 Prozent der Teilnehmer in den Arbeitsmarkt zu integrieren", wird eine BA-Sprecherin wiedergegeben.

Doch lässt sich aus den Angaben auch ein klarer Unterschied erkennen: Der Rückgang der Arbeitslosigkeit bei ALG-I-Beziehern war mit 16 Prozent weitaus höher als bei Hartz-IV-Empfängern (1 Prozent).

Der Anteil der Langzeitarbeitslosen an allen Erwerbslosen liegt bei 35 Prozent. Deutlich geringer war die Quote übrigens in Dänemark - 23 Prozent - oder in Schweden, wo sie bei 19 Prozent lag.