Asien baut Eisenbahnen

China will Verbindung in die Türkei schaffen, Russland nach Indien

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Die chinesische Regierung befindet sich derzeit in Verhandlungen mit Kirgisien über eine Eisenbahnlinie, die die Volksrepublik gerne durch das zentralasiatische Land als Verbindung nach Westasien bauen möchte, berichtet das in Bangkok erscheinende Online-Magazin Asia Times. Bisher ist China nur über eine einzige Strecke mit Zentralasien verbunden, die das Land weiter im Norden mit Kasachstan und dem russischen Eisenbahnnetz verbindet.

Für die geplante neue Verbindung müssten 165 Kilometer von der chinesischen Stadt Kashgar bis zur Grenze und 268,4 Kilometer durch Kirgisien gebaut werden. Durch Usbekistan und Afghanistan soll schließlich der Anschluss an das iranische Netz hergestellt werden. Letztlich geht es für China aber um eine Verbindung, die einmal bis in die boomende Türkei und nach Europa reichen könnte. Passend dazu wird mit der Regierung in Ankara derzeit über eine Hochgeschwindigkeitstrasse gesprochen, die das im Westen gelegene Istanbul mit dem äußersten Osten der Türkei verbinden soll.

Für Kirgisien hätte das dortige Teilprojekt derweil den Vorteil, dass es eher unterentwickelte Landesteile erschließen und Einnahmen aus dem Transitverkehr generieren würde. Schon jetzt profitiert das Land vom Zwischenhandel, den es mit chinesischen Waren treibt. Außerdem könnte eine engere Verbindung zu China als Gegengewicht zum russischen Einfluss genutzt werden, zumal sich Moskau in letzter Zeit eher als unzuverlässiger Partner gezeigt zu haben scheint, wenn es um bereits zugesagte Kredite ging.

Allerdings gibt es zum einen Vorbehalte gegen einen wachsenden chinesischen Einfluss. Insbesondere der von Beijing (Peking) gemachte Vorschlag, dass Kirgisien die Investitionen in die Eisenbahn mit Schürfrechten oder den Lieferungen von Bodenschätzen bezahlen soll, stößt auf Vorbehalte.

Eine weiterer Stolpersteine ist die zu verwendende Spurweite. China nutzt genauso wie West- und Mitteleuropa, die Türkei und der Iran die 1435-Millimeter-Normalspur und würde diese auch gerne für die Verbindung durch Kirgisien einsetzen. Dort wird hingegen noch aus Sowjetzeiten die Breitspur eingesetzt. Ein Umsteigen auf die andere Spurweite könnte von Russland als geopolitischer Affront gewertet werden. Letzteres verfolgt seinerseits das Projekt einer Nord-Süd-Verbindung durch Kirgisien, Tadschikistan und Afghanistan bis nach Indien.