Auf Hörer umgerechnet:

Radio zahlt deutlich weniger als Spotify

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In Berichten des Bayerischen und des Hessischen Rundfunks wurde in den letzten Monaten beklagt, dass die Streaming-Plattformen Spotify und Simfy für Musikstücke bedingt bekannter Gruppe pro Abspielvorgang lediglich 0,001312 und 0,001248 Euro (beziehungsweise 0,1312 und 0,1248 Cent) zahlen. Deshalb, so das Fazit der Berichte, biete das Streaming Musikern keine wirtschaftliche Basis. Legt man diese Maßstäbe an, dann gilt das jedoch für das Analogradio in noch weit stärkerem Maße.

Das fand Christian Hufgard vom Verein Musikpiraten heraus, indem er anhand von Zahlen der Medien-Analyse Radio und der Verwertungsgesellschaften GEMA und GVL errechnete, wie viel Geld die deutschen Radiosender auf einzelne Hörvorgänge umgerechnet zahlen. Dabei kam er auf einen Betrag von 0,000193644 Euro – nicht einmal ein Siebtel dessen, was die relativ unbekannte Beispielsband aus der BR-Sendung on3 pro Abspielvorgang bei Spotify erhält.

Auch zu den im Analogradio beklagten niedrigen Gesamtausschüttungen an Bands fand Hufgard Zahlen, die das Bild relativieren: So will etwa die (aus lizenzrechtlichen Gründen nur mit US-amerikanischen IP-Nummern zugängliche) Digitalplattform Pandora an die Rapper Drake und Lil Wayne dieses Jahr fast drei Millionen US-Dollar ausschütten. Coldplay, Adele, Wiz Khalifa, Jason Aldean und mehrere andere bekannte Popstars erhalten etwa eine Million und selbst relativ unbekannten Acts wie Donnie McClurkin, French Montana und Grupo Bryndis winken mit 100.228, 138.567 und 114.192 US-Dollar Einnahmen in einer Höhe, die auch ohne regelmäßige Konzertarbeit eine Lebensunterhaltsbasis bieten.

Allerdings haben sich auch in der digitalen Welt Institutionen festgesetzt, die auf dem Weg zum Musiker beträchtliche Anteile der Geldströme verschwinden lassen: Im Fall von Pandora ist dies die Verwertungsgesellschaft SoundExchange, die die Hälfte der Einnahmen an die Labels abzweigt.