Aufschwung Ade?

Die Ausfuhren des Ex-Exportweltmeisters Deutschland sind im Januar um 6,3 % eingebrochen

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Es war schon eine Warnung, dass das im zweiten und dritten Quartal in Deutschland herbeigedopte Mini-Wachstum im vierten Quartal schon wieder in eine Stagnation mündete. Fatal sind die Daten, welche das Statistische Bundesamt (Destatis) anhand vorläufiger Ergebnisse heute mitgeteilt hat. Demnach sind die Ausfuhren des Ex-Exportweltmeisters im Januar 2010 gegenüber dem Vormonat um ganze 6,3 % eingebrochen. Das war der größte Rückgang seit Januar 2009, als ein Rückgang von 7,2 % verzeichnet wurde.

Deshalb lagen die deutschen Ausfuhren im Januar 2010 gerade einmal um 0,2 % höher als im Vorjahresmonat. Die Einfuhren nahmen dagegen im Vergleich zum Dezember um 6 % zu, was aber vor allem den höheren Ölpreisen geschuldet sein dürfte. Deutschland hat im Januar Waren im Wert von 63,9 Milliarden Euro ausgeführt und Waren im Wert von 56,0 Milliarden Euro eingeführt. "Die Außenhandelsbilanz schloss im Januar 2010 mit einem Überschuss von 8,0 Milliarden Euro ab", schreibt Destatis. Vor einem Jahr habe der Saldo in der Außenhandelsbilanz 7,1 Milliarden Euro betragen.

Das ist ein sehr herber Rückschlag, denn die Analysten hatten statt mit einem Rückgang der Exporte mit einem leichten Anstieg gerechnet. Von der Nachrichtenagentur Reuters befragte Analysten sind von einem kalender- und saisonbereinigten Plus von 0,8 % ausgegangen. Der Deutsche Industrie- und Handelskammertag (DIHK) bewertet die vorgelegten Zahlen als einen "schlechten Start ins Jahr". Eine "kurzfristige Winterflaute" macht aber der DIHK-Außenwirtschaftschef Axel Nitschke dafür verantwortlich.

"Stahl und andere Vorprodukte für den Bau wurden deshalb weniger nachgefragt", sagte Nitschke. Doch auch er macht das schwache Wachstum am Jahresende im Euro-Raum - dem wichtigsten deutschen Exportmarkt – für die schwachen Ausfuhren verantwortlich. "Viele Unternehmen haben nicht die Notwendigkeit gesehen, ihre Lager wieder zu füllen." Ob es sich tatsächlich nur um eine Winterflaute handelt, muss sich noch herausstellen. Es könnte auch der Vorbote dessen sein, was angesichts der Sparmaßnahmen, dem Auslaufen von Konjunkturprogrammen, die nun überall verordnet werden, auf eine Exportnation wie Deutschland zukommt.

Wenn im Euroraum wegen der extremen Defizite Griechenland, Irland, Spanien und Portugal auf einen harten Sparkurs geschickt werden, wird das erwartungsgemäß schwer auf eine Exportnation wie Deutschland zurückfallen. Zwar spricht kaum jemand davon, aber auch Großbritannien, dessen Haushaltsdefizit 2009 so hoch wie das in Griechenland war und Italien, dessen Gesamtschulden im Verhältnis zur Wirtschaftleistung so hoch wie bei der Griechen ist, müssten ebenfalls extrem sparen.

Im Januar hat Deutschland in die EU-Mitgliedstaaten Waren im Wert von 40,8 Milliarden Euro (– 1,1%) geliefert. Nur gut die Hälfte der Summe erreichten die Waren, die Deutschland in Länder außerhalb der Union (Drittländer) geliefert hat. Exporte in Drittländer können also wegfallende Exporte innerhalb der Gemeinschaft nur begrenzt auffangen. Der Wirtschaftsnobelpreisträger Joseph Stiglitz meint, die "Welle von Sparprogrammen", die über Europa und Amerika schwappe, sei gefährlich. In einem Gastkommentar gastkommentar-stiglitz-die-gefahren-des-sparens/50085980.html: schreibter, dass die Kurzsichtigkeit der Banken die Krise mitverursacht habe. "Wir dürfen nicht zulassen, dass die Kurzsichtigkeit der Regierung - angestiftet von den Banken - sie nun verlängert."