"Ausländische Wissensressourcen möglichst effizient in China nutzen"

Innere Mongolei: 100 Architektenteams aus der ganzen Welt planen 100 Luxus-Villen in 100 Tagen

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Das Städtebauprojekt "Ordos 100" ist ein Architekturereignis im ganz großen Ausmaß: Hundert Architekten, ausgewählt vom renommierten schweizer Architekturbüro Herzog&deMeuron - u.a. bekannt durch den Bau des Olympiastadions in Peking oder der Allianzarena in München - , sollen im Auftrag eines schwerreichen Chinesen mongolischer Herkunft in 100 Tagen 100 Luxusvillen mit jeweils 1000 Quadratmetern Fläche planen – mehr oder weniger in der Wüste.

Ordos Bild: Michelle Howard
Ordos Bild: Michelle Howard

Ordos liegt in der Inneren Mongolei, das als sogenanntes autonomes Gebiet zur Volksrepublik China gehört, westlich von Peking, etwa eineinhalb bis zwei Flugstunden entfernt. Die 1,3 Millionen Stadt gehört zu den am schnellsten wachsenden Städten Chinas, in ihrem Umkreis befinden sich große Rohstoffvorkommen. Der reiche Mann der Region, der mongolische Milch -und Kohlemogul Cai Jiang, weiß das gute Leben zu schätzen, so die New York Times, weswegen er den Nouveaux-Riches außerhalb von Alt-Ordos eine besondere ästhetischen Neuheit bieten will: Villen, die von herausragenden Architekten aus aller Welt individuell konzipiert werden.

Die Anforderungen: Die Villen müssen einfach konzipiert werden, sie sollten mit einfachen Mitteln zu bauen sein. Bei der Ausführung sind die Architekten nicht dabei, sie sind nur für die Pläne zuständig, man kann also später an der Baustelle nicht mehr über Details verhandeln.Ursprünglich sollten die Villen Ende dieses Jahres fertig werden, aber da Architekten gerne ihr eigenes Tempo gehen, rechnet man jetzt eher mit einem Datum Mitte 2009.

Jede Villa soll 5 Schlafzimmer haben, einen großen öffentlichen Empfangs-Essens-und Wohnraum, einen privaten Empfangs-Essens-und Wohnraum, einen Raum für Home-Entertainment, eine westliche Küche, eine chinesische Küche, einen "Master Bedroom", Schlafzimmer, Küche und Bad für Angestellte, eine Sauna, einen Swimming Pool und einen Fitness-Raum.

Villen im Modell. Foto: Michelle Howard
Villen im Modell. Foto: Michelle Howard

Das Roh-und Ausbaukosten von Ordos 100 betragen nach Informationen des schweizer Architekturredakteurs Roderick Hönig umgerechnet (Stand Ende April 2008) eine halbe Million Schweizer Franken pro Villa. Der ganze Villenpark würde demnach auf umgerechnet 50 Millionen Franken, ungefähr 31 Millionen Euro kommen. Doch soll der Bauherr und sein Masterplaner Ai Weiwei eher locker mit dem Budget umgehen: Wenn sich zwei Drittel an die Abmachung halten würden und Backstein als primäres Material verwenden, "dann könnten die Spezialwünsche des anderen Drittels ohne Probleme gewährt werden."

"Ordos 100 ist für mich eine gute Gelegenheit herauszufinden, wie wir ausländische Wissensressourcen möglichst effizient in China nutzen können. Im Westen wird viel mehr über Architektur nachgedacht, als gebaut. In China ist es genau umgekehrt", so beschreibt der Kurator des Projekts und Masterplaner, der chinesische Künstler AiWeiwei, den Ansatz von Ordos 100.

Am 14 Juni geben die ersten 26 Architekten – Phase 1 – ihre Pläne ab, am 23.Juni folgt die 2. Phase mit der Abgabe ihrer Modelle. Bei einem ihrer Treffen vor Ort diskutierten die Architekten angeblich heftig über die Gesamtkonzeption: "Architekturenzoo versus Gesamtkunstwerk" lauteten die Stichworte.