"Biggest cyclone in living memory"
Vorbote des Klimawandels: Der tropische Wirbelsturm "Yasi" zieht eine Spur der Verwüstung durch Australien und treibt die Rohstoffpreise an den Weltmärkten in die Höhe
Die Australier haben es nicht leicht: Seit Jahren werden sie nun schon immer wieder von schweren Dürren und katastrophalen Wald- und Buschbränden heimgesucht, dann vor einem Jahr der heißeste Sommer seit mindestens 100 Jahren mit zum Teil lebensbedrohlichen Tagestemperaturen, schließlich Anfang 2011 die schwersten Überschwemmungen in der Geschichte des nordöstlichen Bundesstaates Queensland und nicht einmal einen Monat später wird die gleiche Region nun auch noch von „Yasi“, dem schwersten Tropensturm seit mindestens 50 Jahren heimgesucht. Der britische Guardian schreibt gar vom „biggest cyclone in living memory“.
In Australien werden diese Stürme Zyklonen genannt, vor der ostasiatischen Küste heißen sie Taifune, und vor Nordamerika nennt man sie Hurrikane. Die atmosphärischen Wirbel, die mit verheerenden Winden - „Yasi“ brachte es vor dem Landfall am Mittwoch auf Spitzengeschwindigkeiten von 285 Kilometer in der Stunde – und extremen Niederschlägen verbunden. Für ihre Entstehung müssen zwei Dinge erfüllt sein: Zum einen darf die sogenannte vertikale Windscherung nicht zu stark sein, das heißt, der Wind darf mit der Höhe nicht zu schnell zunehmen. Zum anderen muss die Oberflächentemperatur des Meeres dort wo der Wirbel entsteht mindestens 26,5 Grad Celsius betragen.
Wegen der Bedeutung der Windscherung ist es nicht ganz einfach vorherzusagen, ob in einer wärmeren Welt auch die Hurrikane, Zyklonen und Taifune häufiger werden, denn um künftige Windverhältnisse detailliert und kleinräumig zu berechnen, sind Klimamodelle noch zu grobmaschig. Aber mit Sicherheit lässt sich sagen, dass die Intensität der Stürme zunehmen wird. Sie beziehen nämlich ihre Energie vor allem aus dem Wasserdampf, der in ihrem Zentrum nach oben steigt, dabei kondensiert und dabei sehr viel Wärme freisetzt. Diese beschleunigt wiederum den Aufwind und damit den Wirbel. Und da der Wasserdampfgehalt sofern die Luft r nahezu gesättigt ist, wovon über dem Meer ausgegangen werden kann, mit der Temperatur exponentiell zunimmt, ist auch leicht einsehbar, dass eine wärmere Oberflächentemperatur des Meeres stärkere Stürme und mehr Niederschlag erwarten lassen.
Tatsächlich zeigt die Meeresoberflächentemperatur (Sea Surface Temperature SST) wie der obigen Grafik vom australischen Wetterdienst zu entnehmen ist, einen deutlich positiven Trend. „Yasi“ ist also eigentlich nicht wirklich eine Überraschung, sondern nur ein weiterer Vorbote dessen, was in den nächsten Jahrzehnten noch kommen kann. Auf die für den fünften Kontinent zu erwatende Zunahme von allerlei Extremereignissen hatten australische Klimawissenschaftler schon vor zwei einhalb Jahren hingewiesen.
In der Nacht auf Donnerstag (MEZ) ist der Sturm weiter ins Landesinnere gezogen und wurde noch immer tropische Zyklone der Kategorie 2 (bei Landfall war es Kategorie 5 gewesen) eingestuft. In Nordamerika verlieren die Hurrikans hingegen schnell an Kraft, wenn sie auf Land treffen, weil sie nicht mehr genug feuchte Luft aufsaugen können, die sie weiter am Leben erhält. Der „Yasi“ wird am Donnerstag in südwestliche Richtung weiter ins Landesinnere ziehen
In gewisser Weise haben die Queensländer noch Glück gehabt, denn der Sturm hat keine der größeren Küstenstädte mit voller Wucht getroffen. Das Zentrum der Zyklone stieß in relativ dünn besiedelten Ferienorten af die Küste. Landwirtschaft und Bergbau haben unter den Folgen jedoch schwer zu leiden. Da die Zuckerernte schwer in Mitleidenschaft gezogen wurde, stieg an der Londoner Börse der Zuckerpreis auf einen 30-Jahre-Rekord, wie der Guardian berichtet. Queensland liefert zehn Prozent des auf dem Weltmarkt gehandelten Zuckers und ein Drittel der Ernte liegt in der Zugbahn des Sturms. Industrievertreter rechnen damit, dass allein Zucker im Wert von 500 Millionen Dollar zerstört werden. (Aus dem Bericht ist nicht ganz klar zu entnehmen, ob australische oder US-Dollar gemeint sind.)
Auch der Kupferpreis, der in den letzten Wochen ohnehin schon seinen Allzeitrekord aus den Monaten vor Ausbruch der Finanzkrise im Sommer 2008 überboten hatte, bekommt weiteren Aufwind. Kupferaufbereitungsanlagen mussten geschlossen werden, erneut wurden auch Eisenbahnlinien und Kohlebergwerke betroffen, so dass auch dort mit Verteuerungen zu rechnen ist. Queensland ist der weltgrößte Exporteur von Kokskohle für die Stahlerzeugung.
Und für alle Schlaumeier, die jetzt auf die extremen Schneestürme in den USA verweisen: Die sind denkbar schlecht als Argument gegen eine globale Erwärmung zu benutzen, sondern gehören eher zu dem, was Meteorologen erwarten würden, wenn die 8084/amsr/amsre.html: Gewässer vor Neufundland, Labrador und Westgrönland so lange eisfrei bleiben, wie in diesem Winter.