Blasen-Alarm in Taiwan und Kanada

Während sich für Europa erst herausstellen wird, wo die lockere Geldpolitik Blasen erblühen lassen wird, schreiten sie anderswo bereits ihren Wendepunkten entgegen

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Seit einer kritischen Analyse des Immobilienmarktes durch die Nationalbank finden sich die kanadischen Medien in hellster Aufregung. Die Situation sei schlimmer als in den USA vor dem Subprime-Crash; die Haushalte über beide Ohren verschuldet und der Crash stehe unmittelbar bevor, titeln die Wirtschaftsblätter unter Berufung auf eine tatsächlich höchst beunruhigende Studie der Nationalbank. Demnach übertrifft die Verschuldung der Haushalte nach einem 30-jährigen Anstieg inzwischen jene in den USA und in Großbritannien, während die Immobilienpreise sich in den letzten zehn Jahren verdoppelt haben.

So wie die US-Amerikaner hatten die Kanadier die Preissteigerung ihrer Eigenheime in großem Stil auf Kredit verkonsumiert, so dass ihre Verschuldung inzwischen mehr als 150 Prozent des verfügbaren Einkommens beträgt.

Nun hat das rohstoffreiche Kanada immerhin eine ausgeglichene Handelsbilanz, und das Bankensystem scheint noch in eher robustem Zustand zu sein. Allerdings liegen die Staatsschulden bereits bei rund 85 Prozent des BIP und eine Bankenrettung könnte durchaus erforderlich werden. So sehen die durchaus zurückhaltenden Experten der Nationalbank in dem "substantiellen Anteil" der für Renovierungen und Konsum verwendeten Hypothekarkredite schon ein "wichtiges Risiko", zumal die Haushalte stärker "von einem potentiellen Rückgang der Hauspreise" bedroht wären.

Jedenfalls dürfte es angesichts der negativen Schlagzeilen zusehends schwierig werden, für Immobilien Höchstpreise zu erzielen. Noch ist die Trendwende aber nicht erfolgt und die Privatinsolvenzen befinden sich auf ebenso niedrigem Niveau wie die Abschreibungen der Banken.

Immerhin sehen die Ökonomen die massiven Immobilienpreissteigerungen auch durch Einkommenszuwächse und Bevölkerungswachstum begründet, jedoch hätten "Faktoren wie sinkende Langfristzinsen, die Erwartung steigender Preise und Veränderungen in der Liquidität der Immobilienmärkte" erheblich zu den Preissteigerungen der letzten Dekade beigetragen. Diese Faktoren haben den Ökonomen zufolge aber die Tendenz, die Preise für ein paar Jahre stärker steigen zu lassen, als es dem langfristigen Trend entspräche. Für gewöhnlich würden sie aber wieder zum Trend zurückzukehren. Das wäre dann der befürchtete Immobilien-Crash, wobei freilich unklar bleibt, welches Ausmaß an Verwüstung dies in den Bilanzen der kanadischen und möglichen weiteren Banken anrichten würde.

Eine weitere Problemzone scheint sich in Taiwan aufzutun, wo in den vergangenen zehn Jahren ebenfalls eine enorme Kreditexpansion stattgefunden hat. Hier beschränkt sich die Blasenbildung allerdings nicht auf den privaten Immobiliensektor, sondern betrifft auch die Industrie. Bei wichtigen Exportprodukten wie Computer-RAMs, Solarpanels und LEDs hätten die lockeren Finanzierungsbedingungen zu enormen Überkapazitäten geführt, was letztlich auf die Banken zurückfallen werde, heißt es in einem Report von CLSA Asia-Pacific Markets, Asiens größtem unabhängigen Brokerhaus. Demnach stiegen die Immobilienpreise in zehn Jahren um volle 133 Prozent, während gleichzeitig der Leerstand von 13 auf 19 Prozent angewachsen sind. Ein Einbruch sei längst überfällig, weshalb der Analyst für alle großen Banken des Landes Verkaufsempfehlungen ausgesprochen hat.

Während Blasen oft erhebliches Beharrungsvermögen zeigen und Wendepunkte nur mit viel Glück genau vorhergesehen werden können, würde sich für die taiwanesische Immobilienblase anbieten, sich an die chinesische anzulehnen. Von der ist immerhin auch schon seit mehreren Jahren die Rede, und gerade machte wieder eine entsprechende Warnung Schlagzeilen, die von 50prozentigen Leerstandsquoten berichtete. Immerhin stehen so die Chancen für die Eurozone gar nicht schlecht, endlich wieder aus dem Fokus der internationalen Finanzmärkte gelangen.