Britische Studenten sind erstaunlich konservativ

Die Monarchie finden sie gut, legaler Sex kann auch erst später stattfinden, Todesstrafe ist auch nicht schlecht

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Lange waren die Konservativen in Großbritannien im Aufwind, während Labour einbrach, der einst von Blair proklamierte und von Schröder übernommene Slogan des Dritten Weg war gescheitert. Weder Labour noch SPD konnten deutlich machen, was sie denn noch als Sozialdemokraten oder Sozialisten auszeichnen sollte. Noch freilich liegen die britischen Tories in Umfragen vor Labour – und sie könnten ausgerechnet bei den jungen Menschen eher punkten, denn die scheinen sich vom Aufbruch verabschiedet zu haben und ein konservatives Leben zu ersehnen (was freilich nicht heißen muss, dass sie deshalb auch die Tories wählen müssen).

Nach der vom National College of Legal Training in Auftrag gegebenen Umfrage unter 1.142 Studenten halten diese angeblich nicht mehr viel vom wilden Leben, auch die sexuelle Revolution haben sie hinter sich gelassen. Der britische Mirror erklärte darauf hin, dass die heutige Jugend viel langweiliger als ihre Elterngeneration sei. Während man damals auf sex, drugs and rock'n'roll stand, würden jetzt fast 20 Prozent dafür sein, das Alter für erlaubten heterosexuellen Sex heraufzusetzen, das bei 16 Jahren liegt. 80 Prozent sind auch dagegen, Drogen wie Marihuana freizugeben, weniger als die Hälfte ist für kostenloses Herunterladen von Musik. Ein Drittel will das Alter, ab dem man Autofahren darf, von jetzt 17 Jahren heraufsetzen. 90 Prozent wollen sich nicht übers Rauchverbot hinwegsetzen.

Von den Politikern scheinen sie zwar allgemein nicht so viel zu halten, der Konservativen-Chef David Cameron liegt aber dennoch mit 19% knapp in Führung vor Labour-Regierungschef Gordon Brown (17%) und dem Liberalen-Chef Nick Clegg (14%). 70 Prozent sind weiterhin dafür, dass Großbritannien eine Monarchie bleibt, und 54 Prozent wollen sogar auch fortführen, dass die Queen das Recht behält, Gesetze der Regierung zurückweisen zu können. Da will man dann auch bei den Strafen zu alten Zeiten zurück. Ein Viertel will die Todesstrafe wieder einführen, strafrechtlich belangt werden sollen auch Kinder, die jünger als 10 Jahre sind.

Paul Whitehouse vom National College of Legal Training gibt sich auch überrascht vom Ergebnis der Umfrage. Man habe eigentlich herausfinden wollen, was die nächste Generation der Führungskräfte, Rechtsanwälte und Meinungsmacher über die Gesellschaft so denken, aber man sei doch sehr erstaunt, dass die Studenten "sehr viel konservativer und weniger abenteuerlustig zu sein scheinen, als wir angenommen hatten".