CDU-Debakel an der Elbe

Die Partei von Bürgermeister Ahlhaus verliert bei der Wahl in Hamburg rund 20 Prozent. Sein Nachfolger wird SPD-Spitzenkandidat Olaf Scholz.

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Update: Die ersten Hochrechnungen bestätigen die Prognosesen - allerdings nur fast. Sowohl bei ARD als auch beim ZDF liegt die SPD nun "nur" noch bei 48,6 bzw. 48, 5 Prozent. Das ist weiterhin die absolute Mehrheit, wenn es nicht noch weniger werden.

Die SPD hat den ersten Urnengang im "Superwahljahr" 2011 mit großem Abstand für sich entschieden. Bei der Wahl zur Hamburgischen Bürgerschaft verbuchten die Sozialdemokraten um Spitzenkandidat Olaf Scholz am Sonntagabend nach der ZDF-Prognose 50 Prozent und nach der ARD-Prognose 49,5 Prozent der abgegebenen Stimmen. Der 51-Jährige wird damit neuer Bürgermeister der Freien und Hansestadt und kann nach den ersten Prognosen voraussichtlich alleine regieren.

CDU-Kandidat Christoph Ahlhaus erlebte den wohl bittersten Tag seiner vergleichsweise kurzen politischen Karriere. Unter Ahlhaus' Führung verloren die Hamburger Christdemokraten über 20 Prozent und verbuchten das schlechteste Ergebnis in der Geschichte des Landesverbandes. Die Union scheidet damit nach zehn Jahren aus der Regierung aus.

Die angeschlagene FDP konnte in Hamburg den Abwärtstrend wenigstens vorübergehend stoppen. Sie liegt, wie auch die Linkspartei, die ihr Ergebnis von 2008 stabilisierte, bei etwas mehr als 6 Prozent.

Der Höhenflug der Grünen fällt dagegen deutlich flacher aus als in den Umfragen erwartet. Die GAL, die am Scheitern der schwarz-grünen Koalition immerhin entscheidend beteiligt war, verbesserte sich lediglich um etwa zwei Prozent, fuhr aber immerhin ein zweistelliges Ergebnis ein.

In einer ersten Stellungnahme bemühten sich Vertreter aller Parteien, dem Resultat positive Seiten abzugewinnen. Naturgemäß mit unterschiedlichem Erfolg. In CDU-Kreisen wurde die bundespolitische Relevanz vehement bestritten. Die SPD wittert dagegen Morgenluft. Parteichef Sigmal Gabriel wertete die Zahlen als historisches Ergebnis – "nicht nur für uns, sondern auch für die andern". Der Kantersieg an der Elbe soll Signalwirkung für die noch ausstehenden sechs Landtags- und zwei Kommunalwahlen im Jahr 2011 haben.

Derweil zeichnet sich zum Auftakt des "Superwahljahres" in Hamburg die niedrigste Wahlbeteiligung seit 1946 ab. Nach den vorläufigen Prognosen machten nicht einmal mehr 60 Prozent der Wählerinnen und Wähler von ihrem Stimmrecht Gebrauch. Wegen des neuen, vergleichsweise komplizierten Wahlrechts wird das endgültige Ergebnis erst in den nächsten Tagen feststehen. Die Hamburger konnten auf ihren Zetteln bis zu 20 Kreuze machen.