Castro immer noch fidel – und misstrauisch

Kubas Revolutionsführer meldet sich mit einem kritischen Kommentar zu den USA zu Wort

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Kubas ehemaliger Staats- und Regierungschef Fidel Castro hat sich erstmals seit mehreren Monaten öffentlich zu Wort gemeldet – und sich kritisch zu den USA geäußert. Eineinhalb Monate nach der Wiederaufnahme der diplomatischen Beziehungen zwischen Washington und Havanna haben kubanische und lateinamerikanische Medien heute einen Brief verbreitet, den der 88-Jährige am Montag an den Studierendenverband FEU sandte. Darin äußert Castro sein Misstrauen gegenüber den Vereinigten Staaten, begrüßt aber die Chance auf eine friedliche Beilegung des Jahrzehnte währenden Konfliktes.

"Ich traue der Politik der Vereinigten Staaten nicht und ich habe nicht ein Wort mit ihnen gewechselt, doch das bedeutet keineswegs, dass ich eine friedliche Lösung der Konflikte oder die Abwendung eines Krieges ablehne", heißt es in dem dreiseitigen Schreiben. Der ehemalige Staats- und Regierungschef Kubas bekräftigt, dass die Verteidigung des Friedens eine Aufgabe aller sei: "Jedwede friedliche oder über den Verhandlungsweg erreichte Lösung zwischen den USA und den Völkern – auch denen Lateinamerikas –, die ohne Gewaltanwendung auskommt, steht in Einklang mit internationalen Prinzipien und Normen."

In Bezug auf die in der vergangenen Woche begonnen Verhandlungen zwischen den USA und Kuba über eine Wideraufnahme der diplomatischen Beziehungen zeigt sich Fidel Castro zuversichtlich. "Kubas Präsident hat gemäß seiner Aufgaben und von der ihm von der Nationalversammlung und der Kommunistischen Partei Kubas übertragenen Befugnisse die erforderlichen Schritte eingeleitet", so Fidel Castro über seinen amtierenden Bruder und ehemaligen Verteidigungsminister Raúl Castro.

Das Schreiben des 88-Jährigen widerlegt erneut Gerüchte über seinen Tod. Vor drei Wochen hatte ein lokaler Privatsender aus Miami einen entsprechenden Bericht verbreitet und prompt weltweit für Schlagzeilen gesorgt. Am 12. Januar reagierte Castro darauf mit einem Brief an die argentinische Fußballlegende Diego Maradona, einen engen Freund der sozialistischen Führung in Havanna. Ebenso musste Fidel Castro im Oktober 2012 Gerüchte über sein Ableben
dementieren, indem er Fotos mit Besuchern veröffentlichen ließ. Im September 2011 hatte eine Virus-Mail für Aufsehen gesorgt. Die verleitete User, auf ein Bild zu klicken, das Fidel Castro angeblich im Sarg zeigt.

Castro selbst nimmt die immer wiederkehrenden Gerüchte mit Humor. "Sie töten mich jeden Tag", sagte er in einer Rede vor fast zehn Jahren: "Aber wenn ich einmal wirklich sterbe, dann wird mir das niemand glauben."