China: Solarenergie startet durch

Volksrepublik will den Ausbau der erneuerbaren Energieträger beschleunigen. Besonders bei der Fotovoltaik wird kräftig zugelegt

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China will dem Ausbau der erneuerbaren Energieträger einen neuen Anstoß geben, nach dem im letzten Jahr insbesondere der Windenergiemarkt etwas zurückgefallen war. Wasserkraftwerke mit einer Leistung von 21 Gigawatt (GW) sollen 2013 ans Netz gehen, schreibt die Nachrichtenagentur Xinhua. Hinzu kommen 18 GW Windkraft – etwas mehr als die Hälfte der in den letzten 20 Jahren hierzulande installierten Leistung – sowie, und das ist besonders interessant, 10 GW Leistung in Form kleiner und größerer Solarkraftwerke.

Bei Letzterem wird es sich ganz überwiegend um Fotovoltaikanlagen handeln, jene Solarzellen, die das Sonnenlicht direkt in elektrische Spannung umsetzen. In China wird allerdings auch mit solarthermischen Kraftwerken experimentiert, in denen die Sonnenenergie zur Erzeugung von Dampf genutzt wird, der wie in einem herkömmlichen Kohle-, Gas- oder Atomkraftwerk eine Turbine antreibt.

Die englischsprachige Zeitung China Daily ging einige Tage zuvor noch von einem deutlich niedrigeren Ausbau der Solarleistung in 2013 aus. In einer Anfang des Monats veröffentlichten Meldung war von sechs GW die Rede, aber eventuell hat man nur ungenau formuliert und recherchiert, denn sechs GW dürfte in etwa der derzeitige Bestand in China sein. Insgesamt werde China jedenfalls bis zum Ende 2013 mehr als 1230 GW elektrische Leistung installiert haben, wovon übrigens die Atomkraft nur knapp 15 GW ausmachen wird.

Den für 2013 geplanten Zubau von Kohlekraftwerken gibt das Blatt mit 40 GW an. Auch in China haben die Erneuerbaren also inzwischen beim Zubau die konventionellen Kraftwerke eingeholt. Wobei allerdings angemerkt werden muss, dass Windkraft bei gleicher Leistung nur ein Viertel bis ein Drittel der elektrischen Energie liefert, die ein Kohlekraftwerk ins Netz einspeist.

Auch eine Meldung der Nachrichtenagentur AFP bestätigt das höhere Solarziel von zehn GW. Für den globalen Markt könnte das bedeuten, dass China den hierzulande aufgrund der von Merkels Jungs betriebenen Abbruch-Politik zu erwartenden Einbruch kompensieren könnte. Damit wäre die Wachstumskrise der globalen Solarbranche zwar noch nicht ausgestanden und die erheblichen Überkapazitäten in der Herstellung nicht aus der Welt geschafft, aber der ganz große Crash vielleicht vermieden.

Gut möglich, dass die extreme Luftverschmutzung in Chinas Küstenstädten einen Einfluss auf die höher gesteckten Ziele hatte. Der scheidende Premierminister Wen Jiabao hatte letzte Woche auf der Jahrestagung des nationalen Volkskongresses erneut die Probleme angesprochen und strengeren Umweltschutz eingefordert.

Dem entgegen stehen allerdings eine Reihe anderer ehrgeiziger Entwicklungsziele für die Infrastruktur, die für 2013 gesetzt wurden. So sollen 80.000 Kilometer neuer Straßen gebaut und zehn neuen Flughäfen in Betrieb genommen werden. China ist eben immer noch damit beschäftigt, die individualisierten und umweltschädlichen Verkehrskonzepte des Westens zu kopieren.

Einer der großen Profiteure dieser Politik ist übrigens der Volkswagenkonzern (18,9 Milliarden Euro Jahresgewinn 2011), der einer der ersten ausländischen Hersteller auf dem chinesischen Markt war und dort heute einen Marktanteil von rund 18 Prozent hält. Zur Zeit verkauft das Unternehmen dort etwa zwei Millionen Fahrzeuge pro Jahr und will diese Zahl bis 2018 verdoppeln.