China: Von Krise keine Spur

Ausfuhren expandieren, Rohstoffpreise weiter auf hohem Niveau. Außerhalb der alten Industriestaaten kann von einer Wirtschaftskrise nicht die Rede sein

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Chinas Exporte haben im Dezember unerwartet stark zugelegt, berichtet die in Hongkong erscheinende South China Morning Post. Um beachtliche 14,1 Prozent nahmen die Ausfuhren im Vergleich zum Vorjahresmonat zu. Das war der schnellste Anstieg seit dem Sommer und überrascht viele Beobachter. Einige gehen von besonderen Effekten zum Jahresende aus und verweisen unter anderem darauf, dass einige i-Phone-Modelle neu auf den Markt gekommen seien, was einen zusätzlichen Impuls für die Ausfuhren gegeben habe.

Über das Jahr gemittelt scheint jedenfalls das Ziel einer Exportsteigerung von zehn Prozent verfehlt worden zu sein. In den ersten zehn Monate 2012 lag das Exportwachstum nur bei 7,8 Prozent. Sicherlich ein Wert, mit dem die chinesische Führung immer noch ganz gut leben kann. Zumal sie ja erstens ohnehin mit dem jüngsten Fünfjahresplan verstärkt auf die Entwicklung des Binnenmarktes setzt, und zweitens die von Verkehr und Industrie verursachten Umweltprobleme kaum noch in den Griff bekommt.

Die Importe sind in den ersten zehn Monaten übrigens weniger schnell gewachsen. Daher stieg der Handelsbilanzüberschuss für diesen Zeitraum um 45,6 Prozent auf 180,24 Milliarden US-Dollar (135,05 Milliarden Euro). Das ist eine gewaltige Summe, die nur von wenigen Ländern überboten wird. Eines davon ist Deutschland, das nach den Zahlen des Bundesamtes für Statistik zuletzt 1951 eine leicht negative Handelsbilanz hatte und 2011 zum Beispiel einen Überschuss von knapp 159 Milliarden Euro erwirtschaftete. (Von 2001 bis 2011 summierte sich der deutsche Überschuss auf 1658 Milliarden Euro.)

Derweil halten die von der Hongkonger Zeitung zitierten Markt-Beobachter die Aussichten für 2013 für diesig. Die kriselnde Konjunktur in Europa und den USA würden für China erhebliche Probleme auf ihren wichtigsten Absatzmärkten bedeuten. Andererseits scheinen die meisten Schwellenländer von der Krise der alten Industriestaaten ziemlich unbeeindruckt.

Dafür spricht auch die Entwicklung an den Rohstoffbörsen. An diesen zogen angesichts der Nachrichten aus China die Preise für Öl, Kupfer und einige andere Rohstoffe an. Es muss sich allerdings noch zeigen, ob dass tatsächlich schon eine Umkehr des mittelfristigen Trends ist, der zuletzt nach untern gezeigt hat. Seit dem Sommer letzten Jahres wird über ein Ende des Rohstoffbooms gemunkelt, was Gesellschaften wie die australische beunruhigt, die im hohen Maße davon abhängig sind, ihre mineralischen Reichtümer auf dem Weltmarkt anzubieten. Noch bewegen sich allerdings die Preise für Kupfer, Eisenerz, Kohle und Ähnlichem meist auf im historischen Maßstab sehr hohem Niveau, nicht allzu weit unter den Rekordständen, die kurz vor Ausbruch der nordatlantischen Finanzkrise 2008 erreicht wurden. Das deutet auf eine weiter kräftige Entwicklung außerhalb der alten Metropolen hin.