Dann chat doch mit der ISIS

Neben der Spur

ISIS? Genau die. Und die haben verloren, zumindest Traffic auf Twitter. Na dann.

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Regierungsstellen in den USA haben stolz verkündet, dass die Twitterreichweite der ISIS binnen zweier Jahre nun um 45 Prozent gesunken ist. Nun zwitschern die Auslassungen der selbsterklärten Kämpfer Allahs also nur noch bei der knapp der Hälfte ihres Publikums herum. Angeblich vor allem deshalb, weil man auf Seiten der Obama-Administration mit einer massiven Gegenwelle an Countertweets reagiert habe. Dabei besonders erfolgreich: ein Bild von einem Teddybär mit der arabischen Aufschrift "Kindermörder". Da vergeht einem der Jihad natürlich. Schon klar.

Vielleicht gibt es auch ganz andere Gründe für den Rückgang. Wir werden das nie genau erfahren, schließlich handelt es sich hier um eine konzentrierte geheimdienstliche Aktion. Schon möglich, dass Angehörige der ISIS massiv mit Katzenvideos per Mail bombardiert werden. Oder dass anlehnungsbedürftige Friseusen aus Rennes auf ihre Facebook-Profile angesetzt sind und die armen Kerle unverschleiert ablenken.

Die wirklich durchschlagenden Waffen der Obama'schen Online-Kriegsführung werden wir nicht zu Gesicht bekommen. Auf jeden Fall sinkt die Reichweite. Darum geht es.

Wollen wir hoffen, dass die ISIS dabei nicht auf merkwürdige Gegenstrategien verfällt und so wie EVOLVE plötzlich gratis und ohne Hidden Deal mitmachen lässt. Beim Videospiel hatte das durchschlagenden Erfolg. Über eine Million neue Gamer hat die Gratisofferte angezogen. Aber was soll so ein "Jetzt kostenlos in Syrien mitmachen" schon bringen. Inzwischen hat ja selbst der radikalste Radikale begriffen, dass mit der ISIS auf lange Sicht kein Schuh mehr zu gewinnen ist.

Zurück zu Twitter. Vermutlich kämpft hier die US Regierung schon lange nicht mehr gegen den angenommenen Feind. Ich meine, so richtig, wirklich, in echt und gegen Menschen. Vermutlich lauern hinter den Twitteraccounts längst Chatbots wie bei Pizza Hut. Der kann zumindest schon Bestellungen entgegen nehmen. Dann wird es ja nicht mehr so lange dauern, bis maschinell zum Kampf für den Islam aufgerufen wird und die echten Jihaddisten sich derweil auf den Malediven oder beim Bergwandern in Kanada erholen.

Ich will mir dann allerdings nicht ausmalen müssen, was passiert, wenn der Chat Bot von einer Drohne angegriffen wird. Vermutlich laufen dann Dialoge wie dieser ab, bevor die Rakete abgefeuert wird.

"Was machst Du denn hier?"

"Ich chatte. Liest man doch. Und Du? Immer noch beim Militär?"

"Ja, hab ja nix anderes geladen, aber Du wolltest doch in die Gastronomie abwandern, oder?"

"Ne, das mit Pizza Hut war mir zu einseitig. Immer nur annehmen, annehmen, annehmen. Das kann es doch nicht sein."

"Jo, klingt richtig. So, jetzt aber zur Sache. Ich schieß dann mal."

"OK, wart, ich kopier mich nur schnell um."

So gesehen waren Katzenvideos gegen echte Kämpfer und wild beschmierte Teddybären schon irgendwie ... authentischer.