Darpa träumt vom fernüberwachten menschlichen Körper

Mit einer Ausschreibung soll die Entwicklung von neuen Sensoren zur kontinuierlichen Beobachtung physiologischer Werte in Echtzeit gefördert werden

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Die Zukunft des Körpers ist wie bei allem anderen seine zunehmende Vernetzung und permanente Beobachtung. Die Darpa, die Forschungsbehörde des Pentagon, für den Körper der Soldaten eine möglichst umfassende Kontrolle aus der Ferne beschleunigen. Kontinuierlich sollen die physiologischen Daten erfasst werden, um jederzeit erkennen zu können, wie es um die Einsatzkraft steht, und als ein Schritt hin zum Human Enhancement.

In einer Ausschreibung wird nach neuen Reagenzien und Techniken für "kontinuierlich messende Sensoren" gesucht, die klinisch gültige Diagnosen und Leistungseinschätzungen ermöglichen. Auch implantierte Sensoren dürfen es sein, die etwa künstliche Enzyme als Reagenzien verwenden. Für das Pentagon ist offenbar die Messung von Biomarkern wie Histaminen, Cortisol oder Peptid-Hormonen wichtig.

Bislang könnten zwar Biomarker im Urin, in der Spucke oder im Blut durch Proben erfasst werden, aber oft seien die Ergebnisse nicht verlässlich, zumal zwischen Entnahme der Probe und der Analyse zu viel Zeit vergeht oder die einmalige Messung die Tagesschwankungen oder Unterschiede etwa bei Ernährung und Tätigkeiten nicht berücksichtigt. Statt Proben will man daher eine direkte kontinuierliche und genaue Messung in Echtzeit, was bislang nicht möglich sei, weil die existierenden Sensoren schlicht zu groß, zu ungenau, zu einfach oder aufgrund mangelnder Biokompatibilität nicht auf längere Zeit implantierbar sind. In der ersten Phase sollen neue Sensoren oder Reagenzien vorgestellt und ihr Funktionieren in vitro anhand unterschiedlicher Biomarker belegt werden.

Die Darpa hat schon viele Projekte lanciert, die wieder im Sande verliefen. Es ist ihre Aufgabe, auch das zu fördern und anzustoßen, was im normalen Wissenschaftsbetrieb als zu exotisch erscheint, um die US-Rüstungstechnik an der Spitze zu halten. Gleichzeitig will man auch technische Entwicklungen fördern, die auch in nicht-militärischen Bereichen kommerziell vielversprechend sind. Die Entwicklung von Sensoren zur Tele-Dauerüberwachung des Körpers wäre vielseitig einsetzbar und womöglich nicht nur auf direkte gesundheitliche Aspekte und Leistungskontrolle beschränkt, sondern es ließe sich damit auch das Verhalten steuern, wenn der Konsum von Drogen, Nahrung und Getränken, die tägliche körperliche Bewegung, aber auch verhaltensrelevante Biomarker wie Testosteron etc. überwacht würden und so ein neuer Normierungsschub einträte.