Der Norden soll zahlen

China fordert von den Industriestaaten mehr als symbolische Beträge

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Quelle: UNFCCC
Quelle: UNFCCC

Im thailändischen Bangkok findet derzeit eine hochkarätige internationale Klimakonferenz statt, zu der die meisten UNO-Mitglieder ihre Diplomaten geschickt haben. Es geht um Verhandlungen über die Fortschreibung des Kyoto-Protokolls. Deren Fahrplan war im Dezember in Bali vereinbart worden (siehe u.a. "Noch ist nichts verloren"), und schon in etwas mehr als eineinhalb Jahren sollen in Kopenhagen die Unterschriften unter den neuen Klimaschutzvertrag gesetzt werden.

Die Nachrichtenagentur Bloomberg berichtet in diesem Zusammenhang über einen interessanten Vorschlag der Volksrepublik China, der in Bangkok eingebracht wurde: Die Industriestaaten sollen statt der bisherigen symbolischen Beträge jährlich 0,5 Prozent ihres Bruttonationaleinkommens aufbringen, um den Entwicklungsländern bei der Bekämpfung der Folgen des Klimawandels und bei der Eindämmung ihrer Emissionen zu helfen. Im Falle Deutschlands entspräche das eienr Summe von etwa zehn Milliarden Euro, also weniger als die addierten Gewinne der großen Stromkonzerne E.on, RWE, Vattenfall und EnBW.

Der US-Chefunterhändler Harlan Watson findet nach Auskunft der Nachrichtenagentur den Vorschlag nicht vernünftig aber interessant. Ansonsten sorgt er sich um eine mögliche US-Rezession und deren mögliche Folgen für den Klimawandel. Was letzteres angeht, kann man ihn aber vermutlich beruhigen: Bisher haben Wirtschaftskrisen noch immer zu einem – meist leider nur vorübergehenden – Rückgang der CO2-Emissionen geführt.

Bloomberg zitiert unterdessen auch die Internationale Energieagentur, die die so genannten kumulativen CO2-Emissionen für die Jahre 1900 bis 2005 berechnet hat, auf die der bisherige Anstieg der atmosphärischen Konzentration dieses Treibhausgases zurückzuführen ist: Demnach entfallen über die Hälfte auf die USA und die EU, auf China hingegen nur acht Prozent und auf Indien gar bloß zwei Prozent. Detaillierter kann man es sich mit den Zahlen des Carbondioxide Information and Analysis Center in den USA ausrechnen. Die zeigen u.a., dass zwischen 1903 und 2000 die CO2-Emissionen aus der Verbrennung von fossilen Brennstoffen und aus der Zementproduktion in den USA insgesamt 285,52 Milliarden Tonnen, in Deutschland 67,8 in China 71,46 und in Indien 21,87 Milliarden Tonnen betragen haben. Wenn man die unterschiedlichen Bevölkerungszahlen berücksichtigt, wird an diesen Zahlen deutlich, wie sehr die Verantwortung für das Problem bei den Industriestaaten liegt und wie berechtigt die chinesischen Forderungen sind.