Design des Zufalls

Biologe fordert Umdenken im Umgang mit der Theorie des „Intelligent Design“

Der folgende Beitrag ist vor 2021 erschienen. Unsere Redaktion hat seither ein neues Leitbild und redaktionelle Standards. Weitere Informationen finden Sie hier.

„Leben ist Zufall“, meinen die Biologen. „Leben ist Design“, lautet dagegen die Ansicht der Kreationisten und Vertreter der „Intelligent-Design“-Theorie. Kenneth Miller, Biologe an der Brown University und Schulbuchautor, gibt letzterer Partei jetzt wenigstens in Teilen Recht. So fordert Miller, das Vokabular der Kreationisten für die Wissenschaft in Anspruch zu nehmen. Seiner Ansicht nach könne man auch Errungenschaften der Evolution als „designed“ bezeichnen, da sie klare Funktionen erfüllen.

Für ihn ist der Kernpunkt der Debatte ein zentrales Missverständnis gegenüber der Evolutionstheorie: Ihre Gegner behaupten – laut Miller – gerne, dass sie sich zentral auf den Zufall stützt. Dagegen argumentiert er, Wissenschaft selbst basiere ebenso auf der Idee des Designs, auf der „Gleichmäßigkeit der Ordnung, der Funktion und des Naturgesetzes, das unsere Welt errichtet hat“.

Dabei greift Miller Argumente seines im Mai erscheinenden Buches “Only a Theory: Evolution and the Battle for America's Soul“ auf. Er sieht in den Vertretern der „Intelligent-Design“-Theorie die Sieger in der emotional geführten Schlacht um Anhänger. „Die Leute wollen glauben können, dass das Leben nicht zwecklos und zufällig ist.“ Dieses Gefühl könne aber auch die wissenschaftlich argumentierbare Evolutionstheorie vermitteln – wenn die Forscher ihr Vokabular überdenken.