Digitale Doppelgänger sollen Undo-Funktion bei Operationen erlauben

Der Mathematiker Joseph Teran arbeitet daran, dass Chirurgen statt an Leichen zukünftig an maßgeschneiderten virtuellen Körpern üben können

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Die beiden größten Vorzüge der digitalen Umstellung von Arbeitsbereichen waren die Sicherungskopie und die Undo-Funktion. Beide sorgten dafür, dass kleine Fehler nicht zwangsläufig zu Katastrophen führten. Nun soll beides auch in den Bereich der Chirurgie Einzug halten. Dort war die Notwendigkeit einer Schadensbegrenzung durch das ärztliche Honorarsystem bisher nur bedingt gegeben: Die Krankenkasse musste auch dann zahlen, wenn der Patient starb oder wenn er schwere Gesundheitsschäden davontrug.

Joseph Teran, seit Juli Mathematiker an der UCLA, arbeitet trotzdem an Algorithmen, die es erlauben sollen, den Körper eines Patienten einzuscannen und mit wenig Aufwand ein genaues virtuelles Double mitsamt aller inneren Organe zu errechnen, an dem Ärzte dann so lange üben können, bis sie einen chirurgischen Eingriff beherrschen.

Auf einem "Virtual Surgery Workshop", der vom 7. bis zum 11. Januar 2008 am Institute for Pure and Applied Mathematics an der UCLA stattfinden soll, wollen Teran und seine Kollegen unter anderem daran arbeiten, die komplexen Geometrieprobleme zu lösen, welche sich der Herstellung solch eines Probierkörpers bisher noch in den Weg stellen.

Zwar wäre es nach Angaben des Mathematikers schon jetzt möglich, ein zufriedenstellendes Double zu programmieren - allerdings müssten dafür 20 Fachleute neun Monate lang an nichts anderem arbeiten. Ein Aufwand, der sich für einen Spielfilm oder ein Computerspiel rechnet, aber nicht für einen Kranken.