Dr. Kawashima für Anspruchsvolle

Denkaufgaben erschaffen keine isolierten Begabungen - im Gegenteil

Der folgende Beitrag ist vor 2021 erschienen. Unsere Redaktion hat seither ein neues Leitbild und redaktionelle Standards. Weitere Informationen finden Sie hier.

Es ist das stille Versprechen der Gehirnjogging-Branche: Das Lösen von Denksportaufgaben übt nicht nur den spezifischen Bereich, sondern hält den gesamten Denkmuskel in Schwung. Abstraktionen sollen leichter fallen, bessere Konzentration sei möglich. Vielleicht wird man sogar kreativer und redegewandter?

Eine Studie von Jonas Persson und Patricia A. Reuter-Lorenz (Psychological Science 9/2008, pdf) zeigt zumindest, dass Transferleistungen zwischen kognitiven Fähigkeiten möglich sind. Glaubt man der Studie, treten sie vor allem bei abstrakten-anspruchsvollen Aufgaben auf.

Persson und Reuter-Lorenz ließen unerfahrene Testpersonen acht Stunden lang Gedächtnisaufgaben durchführen, in denen sie Buchstaben, Wörter und Gesichter wiedererinnern mussten. Für einige der Testpersonen wurden die Aufgaben schwieriger gestaltet. Aus anderen Studien wusste man, dass hierbei eine bestimmte Region im Gehirn, nämlich der "Gyrus frontalis inferior", besondern aktiv ist. Diese Region, so eine These, die zur Zeit unter Hirnwissenschaftlern beliebt ist, soll die Leistung anderer Hirnregionen maßgeblich beeinflussen. Tatsächlich schnitten die Testpersonen mit den diffizileren Aufgaben in späteren, neuen Testaufgaben besser ab. Hierbei mussten sie Verben assoziieren (Löwe?, "brüllen, jagen"; Giraffe?, ...). Dies gelang ihnen besser als den anderen Probanden.

Wie so oft stellt sich die Frage: Ist das neu? Im Grunde zeigt die Forschung nur das längst Bekannte, nämlich dass geistig anspruchsvolle Tätigkeiten wie Rechnen und Memory-Spielen Auswirkungen auf andere mentale Vermögensbereiche des Menschen haben. Neu ist, dass die Wissenschaft genauer als bisher feststellen kann, welche spezifischen Trainingsmethoden welche Effekte zeigen.