Ein Drittel der Twitter-Nutzer hat niemals gezwitschert

Prominente und ihre Fans sollen kurzfristig für ein explosives Wachstum von Twitter gesorgt haben

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Twitter hat in den letzten Jahren einen steilen Aufstieg geschafft und steht derzeit nach Alexa an 12. Stelle der Websites mit den meisten Besuchern, in Deutschland sogar an 11. Stelle. Allerdings ist Twitter noch weit abgeschlagen von Google, Facebook, Yahoo, YouTube, Live oder Wikipedia. Immerhin gehen weltweit mehr als 5 Prozent aller Internetnutzer täglich auf Twitter.com.

50 Millionen Internetnutzer haben mittlerweile einen Account eröffnet - die Meisten sind auf diesem "sozialen Netzwerk" allerdings nicht wirklich aktiv, viele verhalten sich herdenförmig. Nach einem Bericht von Barracuda Networks, für den 19 Millionen Accounts 2009 analysiert wurden, verhalten sich 73 Prozent der Nutzer ziemlich ruhig, d.h. sie haben weniger als 10 Tweets geschrieben, 34 Prozent haben nur einen Account, ohne jemals gezwitschert zu haben.

Als "aktiver" Nutzer wird bezeichnet, wer mindestens 10 Mitteilungen geschrieben und 10 Followers hat sowie selbst mindestens 10 anderen Benutzern folgt. Das sind 21 Prozent aller Benutzer. Im Vergleich zu Juni 2009 sind die aktiven Benutzer allerdings mehr geworden, zudem tweeten sie mehr, folgen mehr anderen und haben mehr Followers. Manche bleiben aber doch ganz einsam. 17 Prozent haben keinen Follower, 61 Prozent weniger als 5. 20 Prozent verhalten sich spröde und folgen niemandem. Am meisten tweeten durchschnittlich die Benutzer, die um die tausend Followers haben, wer 100 oder 100.000 hat, deutlich weniger.

Ab Ende 2008 ist die Zahl der Benutzer von Twitter, gegründet 2006, explosiv angesteigen. 49 Prozent der Benutzer kam in der Zeit zu Twitter, die im Bericht Twitter Red Carpet Era genannt wird. Der Dienst wurde so populär, dass es auch für die Prominenten chic war, dort einen Account zu haben, was wiederum mehr Benutzer anlockte. Allein im April 2009 stiegen die Nutzerzahlen um mehr als 21 Prozent an. Zwischen November 2008 und April 2009 kamen 27 der Top-50- und 48 der Top-100-Benutzer neu zu Twitter, so beispielsweise Ashton Kutcher, Oprah Winfrey, John Mayer, Kim Kardashian, THE_REAL_SHAQ, Ashley Tisdale, Demi Moore, Coldplay, Mariah Carey, 50cent oder Al Gore.

Seitdem ist der Höhepunkt überschritten und erfolgt das Wachstum langsamer, monatlich um 0,38 Prozent, so viel wie Anfang 2008. Paul Judge, der Autor des Berichts, geht davon aus, dass mittlerweile die meisten Prominenten Twitter-Accounts haben. Die meisten Twitter-Nutzer seien wegen der Prominenten gekommen, um diesen als Fans zu folgen, "aber nicht mir ihren Freunden so zu interagieren wie sie das auf Facebook oder MySpace machen". Aber das könnte auch eher auf die USA als auf die übrigen Länder zutreffen. Im Grunde wiederholt sich nur, was auch bei Websites und Blogs zuvor passiert ist. Es wird chic oder gar zwingend, in bestimmter Weise online präsent zu sein. Es wird der erste Schritt gemacht, aber nur wenige machen dann konsequent weiter, was auch eine Frage der Zeit, der Lust, der Freunde oder der Ideen ist.