Ein Humanoid als Lehrer

In Japan sollte eine ferngesteuerte Roboterdame als Lehrerin bei Grundschülern Interesse an der Technik wecken.

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In Japan wird schon einmal damit experimentiert, Humanoiden als Lehrer auftreten zu lassen. Und da die japanischen Robotikingenieure ihre Technik lieber in Frauenkörper hüllen, war es natürlich eine Lehrerin, mit denen Grundschüler in Tokio konfrontiert wurden.

Gebaut hat die Roboterdame Saya Hiroshi Kobayashi von der Tokyo University of Science. Eigentlich ist sie mit einem Baujahr von 2004 auch schon ein wenig betagt und sollte ursprünglich als eine Art Empfangsdame auftreten.

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Android Saya hinter dem Lehrerpult

Wie man Berichten entnehmen kann, wurde die ferngesteuerte Ersatzlehrerein von den Schülern erst einmal freundlich empfangen. Richtig anecken konnte sie aufgrund ihrer geringen Fertigkeiten wohl auch nicht und war erst einmal Gegenstand der Neugier. Saya kann zwar mittels Motoren unter ihrer weichen Gummihaut sechs Gefühle (Überraschung, Angst, Ekel, Ärger, Glück, Traurigkeit) mittels Gesichtsmimik ausdrücken, sprachlich ist sie aber noch ziemlich beschränkt, auch wenn sie ihren Wortschatz in mehreren Sprachen äußern kann. Recht viel mehr, als die Namen der Schüler zu nennen und etwa "Sei still!" zu rufen, ist jedoch noch nicht drin. Die Neugier dürfte da nicht lange anhalten, mit der Schaffung von Disziplin wird es auch nicht weit her sein.

Hiroshi Kobayashi sagt zwar, die Roboterdame diene vor allem dazu, den Kindern eine Lust an Technik zu vermitteln. Intelligent sei der Humanoid nicht, nur ein Werkzeug, aber irgendwie hofft er doch aufs Geschäft und meint, dass solche Roboter etwa einspringen könnten, wenn es zu wenige menschliche Lehrer mit entsprechenden Kenntnissen gibt: "Auf dem Land und in kleinen Schulen gibt es Kinder, die nicht die Gelegenheit haben, in Kontakt mit neuer Technik zu kommen, und es gibt dort nur wenige Lehrer, die solche Technik lehren können." Die Idee dahinter ist, anstatt Lehrer eben Roboter in die Schulen zu schicken, die dann ferngesteuert werden können. Wo der wirkliche Vorteil, auch finanziell, dabei liegen soll, da die Roboter ja auch nicht alleine zu den Schulen reisen können, ist allerdings fraglich, auch wenn durch die Verkörperung und vor allem dem menschenähnlichen Kopf eher eine Schüler-Lehrer-Beziehung simuliert werden kann, als wenn der Lehrer nur auf einem Bildschirm zu sehen ist und die Telepräsenz statt scheinbarer Augen und Ohren nur durch nackte Kameras und Mikrofone realisiert wird.