Eine Ente namens "Schwuler Batman"

Außer Kontrolle

Bisher gibt es lediglich wenige Nachrichten zum Thema "Autor enthüllt: Batman ist schwul". Bleibt zu hoffen, dass nicht mehr diese Ente aufgreifen

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"Batman ist schwul" - für so manchen Comicfan dürfte damit eine Welt zusammenbrechen, aber bei näherer Betrachtung des Ganzen ist Aufatmen angesagt. Was Grant Morrisson, seines Zeichens z.B. Autor der Geschichten rund um den "Schwarzen Ritter", in einem Interview sagte, reflektiert letzten Endes nur den Aufbau der Figur des Batman an sich, nicht automatisch auch seine sexuelle Ausrichtung.

In seinem Artikel Is Batman gay? nimmt DoodPool (eine offensichtliche Referenz an Deadpool, den "Söldner mit Schnauze") Morrissons Äußerungen zum Anlass, Batmans Figur an sich zu beleuchten, insbesondere auch die Tatsache, dass die meisten der Personen, mit denen Batman auf persönlicher Ebene zu tun hat, entweder ältere oder jüngere Männer sind.

"All diese Frauen, die Lust auf ihn haben und, um an ihn heranzukommen, in Fetisch-Kleidung auf Dächern herumspringen. Doch er kümmert sich nicht darum und weist sie stets ab. Er ist mehr daran interessiert, lieber mit dem alten Mann und dem Jungen zusammen zu sein", hat Morrisson in dem Interview mit dem Playboy gesagt und betont, dass "Schwulsein" in diesem Kontext keineswegs diskriminierend oder beleidigend gemeint ist. Tatsächlich sieht er die Figur, der er nicht zuletzt mit der Storyline "R.I.P." neues, wenn auch schräges Leben einhauchte, als eine nicht wirklich auf Heterosexualität ausgerichtete Figur. Er stellt in die "Super Psyche" auch keine unumstößlichen Wahrheiten fest, sondern kommentiert die Psyche und Darstellung diverser Superhelden wie Wonder Woman, Batman, Superman.

Vaterfiguren

Die Vaterfigur ist bei Batman zentrales Motiv - sein eigener Vater wurde stets als heroisches Vorbild hochgehalten und bekam erst während Morrissons "R.I.P." Kratzer, auch wenn nicht klar ist, ob diese nun nicht doch erfunden waren. Thomas Wayne war für Batman stets das leuchtende Vorbild, der Vater ohne jeden Makel. Doch auch Butler Alfred, der von Anfang an den Vater ersetzte, zeigte auf, dass im Batman-Universum nur wenig Platz für Frauenfiguren ist, es gab weder Kindermädchen noch andere weibliche Bedienstete oder Freunde, sieht man von ggf. auftauchenden Sidekicks oder Feindinnen ab. Batman schart letztendlich junge Männer um sich, die er dann zu einem Abziehbild seiner selbst trainiert und diszipliniert. Dass ironischerweise gerade sein echter Sohn Damien sich als derjenige erweist, der Batmans Indoktrinierung nicht ungefragt hinnimmt, ist eine der bemerkenswertesten Entwicklungen der letzten Jahre. Gerade der skrupellose Damien, der ans Töten gewöhnt ist, zeigt Batmans Defizite auf.

Doch ist dieses Übermaß an männlichen Bezugspersonen tatsächlich ein Hinweis auf eine homosexuelle oder homoerotische Komponente im Batman-Universum? Eher nicht. Es zeigt eher auf, dass Frauen letztendlich, anders als ihre männlichen Kollegen, im Comicuniversum per se eher Staffage sind. Entweder sie sind sexy gekleidete Quotenvollweiber oder aber psychopathische Gegenspielerinnen bzw. Folterfutter.

Es ist daher logisch, dass früher oder später, nicht zuletzt auch wegen der Leichtigkeit, mit der die von Batman faszinierten, in Lack, Leder und Latex gekleideten Damen auftauchten und gingen, eine homoerotische Note in den Batmancomics wahrgenommen wurde und wird. Dass bedeutet aber letztendlich weniger, dass Batman tatsächlich homosexuell ausgerichtet ist, es bedeutet eher, dass Batman letztendlich nur ein emotionaler Krüppel ist, dem es nicht einmal möglich wäre, eine Beziehung aufrechtzuerhalten, wenn er es wollte, was von ihm als logische Folge seiner Zweitidentität gesehen wird - schließlich gilt es, alle ihm Verbundenen zu schützen, weshalb Beziehungen tabu sind.