Englisch reicht den Briten nicht mehr fürs Business

Die weltweite Verkehrssprache Nummer 1 sorgt für ein falsches Selbstverständnis, warnen Wirtschaftsverbände und die Regierung

Der folgende Beitrag ist vor 2021 erschienen. Unsere Redaktion hat seither ein neues Leitbild und redaktionelle Standards. Weitere Informationen finden Sie hier.

Mit "Einsprachige Briten riskieren, dass sie zurückbleiben" überschreibt der Guardian einen Bericht über Fremdsprachendefizite jenseits des Ärmelkanals. Grundlage dafür sind Warnungen einer Ministerialbehörde, der britischen Handelskammer und einer Wirtschaftslobbyorganisation.

Die Briten dürfen es sich nicht weiter kommod machen im falschen Selbstverständnis, dass „jeder Englisch spreche“, so die Botschaft. Zitiert wird dazu die Forschungsarbeit des Wirtschaftsprofessors James Foreman-Peck, der mit einer bizarr hohen Zahl aufwartet: Umgerechnet rund 57 Milliarden Euro bzw. 3,5 Prozent des Bruttoinlandsprodukts würden die Fremdsprachendefizite und die falsche Annahme der britischen Wirtschaft pro Jahr kosten, so die Rechnung Foremen-Pecks. Wie er auf dieses Ergebnis gekommen ist, welche Zahlen er dafür als Grundlage genommen hat, welches Berechnungsmodell er angelegt hat, bleibt ein Geheimnis. Die Zahl beeindruckt.

Ergänzt wird sie mit Ziffern der britischen Handelskammer, wonach 62 Prozent der Unternehmen, die nicht exportieren, eben wegen der Sprachbarrieren davor zurückscheuen. "Englisch ist gut, wenn man Dinge kaufen will, aber es ist nicht die richtige Sprache, um Dinge zu verkaufen", bringt ein CEO das Problem auf den kaufmännischen Nenner. Foreman-Pecks Aussage ergänzt: Für eine aggressivere Exportstrategie brauche es Fremdsprachenkenntnisse. Jene Unternehmen, die behaupten, dass sie keine kulturellen Schwierigkeiten beim Export haben, exportieren tatsächlich weniger als solche, die von Erfahrungen mit kulturellen Schwierigkeiten berichten.

Um welche kulturellen Räume bzw. Länder es sich handelt, wird im Bericht nicht präzisiert. Einmal ist die Rede erwartungsgemäß von China. Der oben genannte CEO erwähnt, dass man dort nur wenig Geschäfte tätige, weil man ein Sprachenproblem habe, es gebe keinen, der Mandarin spreche, in seiner Firma. Bei einer Untersuchung der Wirtschaftslobbyorganisation Confederation of British Industry (CBI) kam heraus, dass nur 2 Prozent der befragten Unternehmen „sehr zufrieden“ mit den Fremdsprachenkompetenzen der Hochschulabsolventen waren. Es sei "fast unmöglich" zweisprachige Arbeitnehmer im Vereinigten Königreich zu finden.

Und die Inder und Pakistanis, die im Gegensatz zu nicht wenig Briten ein sehr gutes, verständliches Englisch sprechen?