Fliegen wird ungemütlicher

Klimawandel verursacht mehr Turbulenzen besonders über dem Nordatlantik

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Kleinere Turbulenzen in einem Flugzeug hat wohl jeder schon einmal miterlebt. Schwere Unfälle aufgrund von Turbulenzen sind dagegen relativ selten. Letzten Juni mußte eine Boing 737 der United Airlines wegen heftiger Turbulenzen in den USA notlanden. 2008 brachen sich über den Philippinen Passagiere Hände und Füße und 2008 musste im kanadischen Calgary ein Airbus notlanden, nachdem er mehrere hundert Meter abgesackt und Passagiere durch die Kabine geschleudert worden waren.

Doch der Klimawandel bringt mehr Thermik ins System. In Nature Climate Change stellten Paul Williams und Manoj Joshi von der Uni Reading/Großbritannien ihre Berechnungen für den Zeitraum bis 2050 vor. Sie legen bis dahin eine Verdoppelung der CO2-Konzentration der Atmosphäre gegenüber dem vorindustriellen 18. Jahrhundert zugrunde. Nach ihren Ergebnissen dürfte es besonders über dem Nordatlantik zunehmend ungemütlich werden. So dass vor allem Transatlantik-Flüge zwischen Europa und Nordamerika betroffen sein werden. Einem Gebiet in dem heute rund 600 Flüge täglich stattfinden.

Für den Korridor auf Reiseflughöhe ergab die Untersuchung im Bereich 50–75° N und 10–60° W im Winter für sogenannte "clear-air turbulence" (Turbulenzen bei wolkenfreiem Himmel aufgrund aufeinander treffender Luftströmungen, ohne Gewitter als Ursache) eine Zunahme um 10–40 Prozent bei mittelstarken und 40–170 Prozent bei starken Turbulenzen.

Die clear-air-Turbulenzen sind über für die bisherige Bordelektronik nicht vorhersehbar, sie kommen also im Gegensatz zu den sichtbaren Gewitterformationen oft sehr unerwartet, so dass vorausfliegende Flugzeuge erst in solche Turbulenz geraten bevor sie nachkommende Flieger warnen können. Laser-Abtastsysteme (Lidar) für diese Situation sind erst in der Entwicklung. Für die nahe Zukunft wird erwartet, dass Piloten häufiger die Zonen der Turbulenzen umfliegen müssen und es deshalb längere Flugwege, Verspätungen, höhere Ticketpreise und mehr Luftverschmutzung wegen des Mehrverbrauchs an Kerosin geben wird.