Fraport will Erdwärme für Frankfurter Flughafen nutzen

Umlandgemeinden sehen sich durch das Ausmaß des beantragten "Claims" bedroht

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Die Betreibergesellschaft des Frankfurter Flughafens Fraport will groß in das Geothermie Geschäft einsteigen. Geplant ist, ein Kraftwerk zu bauen und den Flughafen mit Erdwärme zu versorgen. Innerhalb der nächsten 11 Jahre soll der gesamte Flughafenbetrieb 30% weniger CO2-Ausstoß verursachen.

Beim Regierungspräsidium in Darmstadt wurde ein "Antrag zum Aufsuchen von Erdwärme" gestellt. Es geht um ein Feld, das das Flughafenareal und einen Umkreis von 20 km umfasst. Dadurch sind auch die Stadt Frankfurt und 24 Kommunen in den Kreisen Offenbach, Groß-Gerau und Main-Taunus von dem Vorhaben betroffen. Der enge Zeitplan und bisherige Erfahrungen mit der Fraport sorgten aber für Kritik. Ursula Hammann, energiepolitische Sprecherin der Grünen im hessischen Landtag: "Wir sind einigen Kummer von Fraport gewohnt und aufgrund des wenig durchsichtigen Verfahrens skeptisch, was der Flughafenbetreiber jetzt wirklich plant". Thomas Will von der SPD Groß-Gerau befürchtet, wenn die Fraport Claims für sich abstecke, "können dort kommunale Energieanbieter nichts mehr tun, um die Geothermie für die Region voranzubringen". Die Chancen und die Beispielhaftigkeit eines großen kommerziellen Geothermieprojekts werden dagegen noch nicht gesehen.

Das Potential der Geothermie ist groß, auch wenn nur ein Bruchteil der vorhandenen Wärme genutzt wird. Als notwendige Randbedingungen für die wirtschaftliche Nutzung der Geothermie zur Strom- und Wärmenutzung werden das Erreichen einer Mindesttemperatur von 100°C und eine Mindestfließrate von 50 m³ Wasser pro Stunde vorausgesetzt. Bei einer Temperaturzunahme von etwa 30° pro km Tiefe steht damit für die geothermische Stromproduktion der Tiefenbereich zwischen 3 bis 7 km zur Verfügung, denn eine 7 km tiefe Bohrung stellt momentan in etwa die technische Grenze für Bohrungen mit Standardtechnik dar. Das Energiepotenzial ist riesig und bei langsamen Abbau aus menschlicher Sicht unerschöpflich. Der in einem 1 x 1 x 7 km³ Gesteinsblock gespeicherte Wärmevorrat entspricht 10 % des deutschen Jahreswärmebedarfs. Damit könnte der Energiebedarf an Strom und Wärme einer darüber liegenden Kleinstadt für Jahrhunderte gedeckt werden.

Die Skepsis gegenüber den den Fraport-Plänen ist jedoch auch groß, weil befürchtet wird, es könne sich bloß um eine weitere "greenwashing"-Kampagne handeln. Für den Ausbau des Flughafens sollen weitere 282 ha Wald gerodet werden. Als Ausgleichsmaßnahme ist der Betreiber zur Ersatzaufforstung verpflichtet. Die Fraport versucht, ihr Image gerade durch Berichte über die großangelegte Ersatzaufforstungen zu verbessern. Fraport-Sprecher Stefan Schulte: "Wir unterstreichen damit unsere Erwartung und unseren Optimismus, dass uns das Gericht grünes Licht für die Erweiterung unseres Flughafens gibt."