Fresse im Kaffee

Neben der Spur

Wer ein ordentlicher Barrista ist, kann tolle Muster in den Milchschaum malen. Aber das macht jetzt auch eine Kaffeemaschine, vermutlich sogar besser als die freundliche Fachkraft.

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Das geht natürlich gar nicht: einfach einen Espresso in die Tasse flatschen lassen, ein wenig Milch drauf und dann Schaum drüber. Das ist kein Cappuccino und kein Macchiato, das ist gerade mal ein liebloses Heißgetränk. Deshalb gibt es ja dankbar angenommene Barristas, die es sich zum Spaß gemacht haben, mit ein wenig Kunstfertigkeit zumindest ein Kleeblatt oder sonst eine lieb gemeinte Botanik auf die Schaumoberseite zu zaubern.

Wie schön.

Aber auch hier schlägt die digitale Technik schon bald eine Bresche in die gute alte Handwerkskunst. EIne israelische Firma ist in sich gegangen und bietet jetzt mit dem Ripple Maker einen Gruß aus der 3D-Print-Ecke und kommt mit der Fähigkeit daher, geschmacksneutral Muster, Wörter oder gar ganze Bildmotive auf den Schaum zu setzen.

Neben ein paar Vorlagen, die man sich auf der Firmenwebsite für diese Maschine herunterladen kann, sind auch eigene Motive denkbar. Also steht in Zukunft nix mehr subtilen Andeutungen auf dem Mitarbeiter-Cappuccino im Weg. "Guten Morgen" wäre dann noch das Netteste, das ab jetzt auf der Tasse zu lesen wäre. "Meier anrufen, aber dalli" ginge auch. Und ganz harten Frühunderperformern wird in Zukunft das Bild vom eigenen Manager – mit ein paar Schokoflocken oben drauf als Haarpracht – serviert.

Nicht auszudenken, wenn dann auch noch die Werbeindustrie begreift, wie man die Zielgruppe mit kleinen Nachrichten eintunen könnte. Vermutlich wird aber Bierwerbung auf Kaffeeschaum eher schnell verboten sein. Solange nicht QR-Codes auf meinem Kaffee landen, die mir dann bei einem Raschen Scan mittels Mobile mehr Informationen reinprügeln, bin ich schon zufrieden.

So gesehen kann ich mich ja irren, aber vielleicht hat mein Barrista so eine Technik schon längst im Einsatz, und nur weil ich vergangene Woche ein wenig dynamischer ("Jetzt aber mal HOPP") meinen Macchiato bestellt habe, musste das Muster auf der Milch nicht unbedingt vom Espressoausguss herrühren. Es kann natürlich sein, dass er mir ein liebesvolles "Arschloch" in die Milch gerippelt hat. Und ich Dödel habe nicht einmal das kapiert.

Tja.