Gleichstellung - börsennotiert

Die Frauenquote als Gelegenheit zur Volksverdummung

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Stürzt die Bundeskanzlerin, weil sie männerfixiert ist? Glaubt man erregten Kommentatoren, so steht jetzt der regierenden Koalition ein "Härtest" bevor - der Deutsche Bundestag hat am Donnerstag über Gesetzesentwürfe zur Frauenqote zu beschließen - und die sind sozialdemokratisch-grüner Herkunft, aber haben einige Sympathien auch in der CDU. Die FDP mag sie nicht. Und nun ist ungewiss, ob Angela Merkel in der parlamentarischen Abstimmung eine ablehnende Mehrheit zusammenbekommt.

Vorsichtshalber hat Merkel angekündigt, auch die CDU/CSU werde sich für die Quote einsetzen, nur etwas später, damit alles in Ruhe geregelt werden könne. Aber Frank-Walter Steinmeier hat die Abgeordneten des Regierungsbündnisses zum "Aufstand" gegen ihre Fraktionsführungen und gegen die Kanzlerin aufgerufen. Von einer Gewissensfrage ist die Rede.

Ein dramatischer Vorgang? Eine Schicksalsstunde nicht nur für die Merkel-Majorität, sondern zugleich für die Geschichte der Emanzipation von Frauen in der Erwerbsgesellschaft?

Der vom Vorwahlkampf animierte Streit wird medial unter die Überschrift "Für oder wider weibliche Gleichberechtigung" gestellt. In der öffentlichen Darbietung des Konflikt ist zumeist gar nicht näher beschrieben, wo da quotiert werden soll. Beim Lohngefüge, bei den besser bezahlten Stellen? In den großen Belegschaften der Kaufhäuser? Der Personalmasse in der Gesundheits- und Pflegebranche? Den Arbeitsplätzen in den Fabriken der industriellen Produktion? Überall im männlich-weiblichen Verhältnis "Gleiche Chance bei gleicher Qualifikation und Kompetenz"?

Irrtümliche Wahrnehmung - oder propagandistische Täuschung des Publikums, es geht in Wahrheit um ein Detail der Elitenförderung. Auch bei diesem Gesetz kommt es auf das Kleingedruckte an. Der heiß umstrittene Entwurf betrifft eine Frauenquote in den Aufsichtsräten von Unternehmen, die im Deutschen Aktienindex präsent sind. Das sind 30 an der Zahl. Von 2018 an sollen 20 %, von 2023 an 40 % der Sitze in diesen exquisiten Gremien weiblich besetzt sein. Fachmännischer Rat kommt zur Hilfe, u.a. von Goldman Sachs und Ernst&Young; dort hat man herausgefunden, daß Frauen in der Spitze von Spitzenunternehmen dem geschäftlichen Image gut tun. Das ist börsenrelevant.

Töricht die CDU/CSU- und FDPler, die da nicht mitziehen wollen. Sie müssten doch bemerkt haben, wieviel eine Spitzenfrau wert sein kann. Auch beim Kurs der Politikaktien.