Guttenberg will Doktortitel dauerhaft nicht mehr führen

Damit will der Minister offenbar der zwangsläufigen Entscheidung der Universität zuvorkommen

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Die Verteidigungslinie des Verteidigungsministers bricht Stück für Stück zusammen. Noch am Donnerstag versuchte zu Guttenberg, sich als hart arbeitenden Doktoranden darzustellen. Damit die eigentlichen Urheber seiner aus zahlreichen Zeitungsartikeln - auch die Zeit meldet nun fast mit Stolz ein Guttenberg-Plagiat gefunden zu haben - sich nicht "verletzt" fühlten, entschuldigte sich der Freiherr bei diesen, ganz als ob es sich bei der Angelegenheit um ein zwischenmenschliches Problem handeln würde (siehe Guttenberg gerät ins Schwimmen).

Doch während zu Guttenberg bei diesem, vor ausgewählten Kamerateams abgegebenen Statement noch ankündigte, seinen Doktortitel nur bis zur Überprüfung seiner Dissertation an der Universität Bayreuth nicht mehr zu führen, ihn danach aber wieder annehmen zu wollen, muss zu Guttenberg unter dem Druck der offenkundigen Beweise gegen ihn seine Verteidigungslinie Schritt für Schritt räumen. Bei einer Wahlkampfrede in Kelkheim kündigte er an, auf seinen Titel dauerhaft verzichten zu wollen. Erneut räumte er dabei auch Fehler ein, die jedoch unbewusst geschehen sein sollen, also irgendwie während einer Umnachtung (was wohl heißen soll, dass er dafür nichts kann). Die Gerüchte, er habe einen Ghostwriter beschäftigt, wies er jedoch wieder einmal weit von sich.

"Ich habe diese Arbeit selbst geschrieben. Ich stehe dazu, aber ich stehe auch zu dem Blödsinn, den ich geschrieben habe."

Guttenberg ging auch auf die Plagiate direkt ein. Während des siebenjährigen Schreibens habe er "an der ein oder anderen Stelle" den "Überblick über die Quellen verloren", wird er in er Faz zitiert. Besonders peinlich erscheint ihm, dass ausgerechnet die Einleitung einen Text der Faz bemühte, ohne das Zitat kenntlich zu machen. Menschelnd versucht er sich zu entschuldigen, dass doch alles nicht so schlimm sei: "Ich bin ein Mensch mit Fehlern und Schwächen, deshalb stehe ich öffentlich zu ihnen."

Jetzt wird es an der Universität Bayreuth liegen zu prüfen, ob der Guttenbergsche "Blödsinn" weiterhin mit dem Prädikat "summa cum laude" bewertet werden kann. Dieser Entscheidung will zu Guttenberg offenbar zuvorkommen, um weiteren Schaden von seiner Person abzuwenden. Dabei ist der Auftritt in Kelkheim lediglich ein rhetorischer Trick. Auch ein dauerhafter Verzicht auf den Doktortitel ist seitens Guttenberg nicht möglich, stattdessen muss der Titel aberkannt werden. Allerdings bestätigt zu Guttenberg damit, dass er den Titel zu unrecht trägt, seiner Universität dürfte vor diesem Hintergrund die Entscheidung ebenfalls leichter fallen.

Gewinnen kann zu Guttenberg mit dieser Aktion allerdings die Boulevardpresse. Die Bild, die den Betrug immer noch als "Schummel-Affäre" verniedlicht, berichtet von Standing Ovations in Kelkheim für den Minister, den die Bild nun als aufrechten, reuigen Sünder verkaufen will. Zufrieden stellt das Blatt fest: "Das Volk hält dem Minister offenbar ebenfalls die Treue."

Auch auf einer Guttenberg-Fanpage, die sich "gegen die Jagd auf Dr. Karl-Theodor zu Guttenberg" richtet, wird der Minister für den Schritt bejubelt. Die Seite hat mittlerweile fast 170.000 Unterstützer, die der Theorie einer "kommunistischen Kampagne" gegen den Lieblingsminister des Volkes anhängen.