Hausarrest in New York

Die Staatsanwaltschaft hat formell die Anklageschrift gegen Dominique Strauss-Kahn eingereicht; das Gericht lässt den zurückgetretenen IWF-Chef gegen Hinterlegung einer hohen Kaution, mit Fußfessel und bewacht, in einem Appartement wohnen

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1 Million Dollar in bar hinterlegt, 5 Millionen als Garantiesumme, Fußfessel und eine private Sicherheitsfirma, die das Vertrauen der Staatsanwaltschaft hat, bezahlt vom Angeklagten, zur Überwachung des Hausarrests von Dominique Strauss-Kahn: Das sind die wesentlichen Bedingungen der Freilassung auf Kaution, die das US-Gericht gestern entschied.

Der guten Nachricht aus dem Gericht, die von französischen Kommentatoren mit Erleichterung aufgenommen wurde, war allerdings auch eine schlechte beigesellt, wie dies etwa auf France 24 betont wurde: die Anklageerhebung gegen Strauss-Kahn. Das würde zeigen, dass man die Vorwürfe gegen den zurückgetretenen IWF-Chef sehr ernst nehme. Hoffnungen darauf, dass die Grand Jury möglicherweise die Anklage zurückgewiesen hätte, seien nun zerstoben. DSK wurde in allen sechs Punkten von der Grand Jury angeklagt. Das "Indictment", die Anklagerhebung mit Anklageschrift der Staatsanwaltschaft ist ein wichtiger Schritt eines mehrstufigen Verfahrens bis hin zur Hauptverhandlung, die vom Gericht auf den 8.September angesetzt wurde. Die nächste Anhörung, der Beginn des Prozesses, sei für den 6.Juni anberaumt, so jüngste Informationen.

Ob Dominique Strauss-Kahn seine Zeit bis zur Hauptverhandlung im Hausarrest, im videoüberwachten New Yorker Appartement, das seine Frau angemietet hat, verbringen wird, ist nicht sicher: Nur in 10 Prozent aller Fällen kommt es tatsächlich zur Hauptverhandlung, heißt es in juristischen Kreisen. Der überwiegende Teil der Fälle wird in Verhandlungen - "negotations" - gelöst. Dominique Strauss-Khans Anwalt Brafman ist als guter Verhandler bekannt: "...known for either winning cases at trial or negotiating deals."

Allerdings müsste Strauss-Kahn für einen solchen Schritt seine Schuld anerkennen.