Heizen mit Bier

In einer Gaststätte im Tecklenburger Land wird jetzt mit der Abwärme aus der Bierkühlanlage geheizt

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Warmes Bier ist das Letzte, was sich der Gast wünscht. Aus diesem Grund und weil es dann länger hält, wird das Bier gekühlt und die Abwärme meist in die Umwelt geblasen. In einer Gaststätte im Tecklenburger Land wird jetzt mit der Abwärme aus der Bierkühlanlage geheizt.

Stefan Ottenhues, der im Hörsteler Ortsteil Birgte in Kreis Steinfurt im Süden des Teutoburger Waldes eine Gaststätte betreibt, hatte (wie die meisten Wirte) die Abwärme aus der Bierkühlung bislang mit einem großen Gebläse ins Freie geleitet, was sich in seiner Stromrechnung als nicht zu unterschätzende Position widerspiegelte. Gleichzeitig wurden im Heizungskeller nebenan jährlich 5000 Liter Heizöl verbraucht, um Gaststube und Ferienwohnung zu beheizen und das benötigte Warmwasser zu bereiten.

Die im Grunde naheliegende Idee, die Abwärme für die Heizung und die Warmwasserbereitung zu nutzen, konnte er inzwischen zusammen mit seinem Installateur umsetzen. Der installierte in der Gaststätte ein neues Heizsystem mit integriertem Ölbrenner. Die Abwärme der Bierkühlanlage wird nun über eine Wärmerückgewinnung in den Pufferspeicher der Heizanlage geführt. Der Ölbrenner muss jetzt nur noch zum Nachheizen benötigt. Wenn der Betrieb der neuen Heizung wie geplant läuft, erwarten Installateur und Wirt bei den Energiekosten auf das ganze Jahr bezogen eine Einsparung von etwa 50% im Vergleich zur alten Heizung und der alten mit Abluft betriebenen Bierkühlanlage.

Der Hersteller der neuen Heizanlage rechnet jetzt schon einmal den Bedarf für die in Deutschland noch verbliebenen etwa 180.000 Gaststätten hoch. Gaststätten haben bei der Installation einer Wärmerückgewinnung den großen Vorteil, dass die Abwärme im gleichen Betrieb anfällt, in dem auch der Nutzwärmebedarf anfällt. In vielen anderen Fällen lässt sich die Abwärme jedoch nicht im eigenen Betrieb nutzen und müsste in ein Nah- oder Fernwärme-System eingespeist werden.

Im Gegensatz zur Bierkühlanlage einer dörflichen Gaststube handelt es sich bei den Wärmemengen, die ein Rechenzentrum abführen muss, um Leistungen von 100 -200 MW. So ließe sich beispielsweise deren Abwärme zur Beheizung ganzer Dörfer oder gar Stadteile nutzen. In der Praxis scheitert dies jedoch oft an den jeweiligen betrieblichen Rahmenbedingungen. Die Wärmeproduzenten können und wollen sich nicht über einen so langen Zeitraum hinsichtlich einer Wärmelieferung festlegen, wie es für die Amortisation eine Wärmenetzes sein müsste. So reduziert sich der Abwärmeanfall in den großen Serverfarmen mit jedem Innovationsschritt der technischen Ausstattung. Dies führt dazu, dass man die Abwärme lieber in die Umwelt bläst, anstatt sie zu verkaufen.

Gaststättenbetriebe haben es da einfacher - und wenn dort die Abwärme aus dem Kühlraum dazu genutzt wird, den Gästen einzuheizen und den Durst auf den Gerstensaft zu steigern, dürfte sich die Investition nicht nur bei den vermiedenen Kosten, sondern auch bei der Absatzsteigerung als sinnvoll herausstellen. Auch eine Form des Energierecycling.