IWF prognostiziert Aufschwung der Weltwirtschaft

Seite 2: USA: Weniger Wachstum als erwartet

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Die Entwicklung in den USA sehen die Experten des IWF nicht sonderlich positiv. Von der Wachstumsprognose des Präsidenten Donald Trump, der für das laufende Jahr 3% vorhergesagt hatte, setzt sich der IWF zusehends ab. Die US-Wirtschaft werden 2017 und 2018 nur um 2,1% wachsen, sagt Obstfeld voraus. "But we have reduced our forecasts for both 2017 and 2018 to 2.1 percent because near-term U.S. fiscal policy looks less likely to be expansionary than we believed in April."

Er spricht von der bedeutendsten Herabstufung. Erwartet werden in den USA nicht mehr die großen Ausgaben wie noch im April. Denn es ist längst klar, dass Trump bei vielen Maßnahmen – auch beim Bau der umstrittenen Mauer zu Mexiko – bisher an die Wand gefahren ist.

Aussichten für Großbritannien "pessimistisch"

Die Aussichten für Großbritannien werden ebenfalls pessimistischer angesichts einer "flauen" wirtschaftlichen Entwicklung und der Unklarheiten, die aus dem Brexit erwachsen. "Our projection for the United Kingdom this year is also lowered, based on the economy’s tepid performance so far. The ultimate impact of Brexit on the United Kingdom remains unclear."

Das Wachstum wurde auf 1,7% um 0,3 Prozentpunkte nach unten korrigiert, aber trotz des Brexits ließ der IWF seine Prognose für 2018 bei 1,5% unverändert. Zur Begründung verweist der IWF darauf, dass das Wachstum in Großbritannien im ersten Quartal mit 0,2% schwach ausgefallen ist. Wegen der US-Politik und des Brexits könne nicht das volle Konjunkturpotential ausgeschöpft werden, meint der IWF.

Angehoben wurde die Prognose für den Euroraum um 0,2 Punkte, doch mit erwarteten 1,9% im laufenden Jahr und 1,7% im kommenden Jahr, kann ernsthaft nicht davon gesprochen werden, dass "Europa in den kommenden Monaten ein Treiber der Weltkonjunktur sein wird", wie die Zeitung Die Welt fabuliert. Diese Rolle nimmt eher erneut China ein.

Dort soll die Wirtschaft ebenfalls stärker als bisher erwartet wachsen. Für 2017 werden 6,7% und im kommenden Jahr 6,4% prognostiziert. Insgesamt ziehen die aufstrebenden Wirtschaften die Weltkonjunktur. Die Ökonomien in den Schwellenländern sollen 2017 insgesamt um 4,6% und 2018 sogar um 4,8% wachsen.

IWF liegt mit seinen Prognosen oft daneben

Angemerkt werden sollte, dass der IWF mit seinen Prognosen oft ziemlich daneben liegt. So ist alles andere als ein "Brexit-Schock" zu sehen, vor dem der IWF sogar für die gesamte Weltwirtschaft gewarnt hatte. Die neue Prognose steht im krassen Gegensatz zu dem einst entworfenen Katastrophenszenario.

Auch von steigender Arbeitslosigkeit war und ist in Großbritannien nichts zu sehen. Die Arbeitslosenquote ist nun mit 4,5% sogar auf dem niedrigsten Stand seit 1975.

Klar ist, dass es allenfalls auch besser ist, die Auflagen und Ratschläge des IWF zu missachten, die eigentlich immer die gleiche falsche Richtung zielen. Und so kommt nun sogar der IWF nicht mehr umhin, Portugal zu loben. Denn das kleine Land hat sich auf der Krise gekämpft und eine für den IWF unglaubliche Erholung hingelegt.

Die war aber in dieser Form nur möglich, weil die Linksregierung der vom IWF propagierte Austeritätspolitik eine Absage erteilt hat.

Neue Ratschläge für Spanien sind ein Desaster

Gelernt hat man daraus aber in Washington ganz offensichtlich nichts, sieht man sich zum Beispiel die neuen Ratschläge für ein Desaster in Spanien an. Das große Euroland konnte - anders als Portugal - wegen dem Festhalten an der Austeritätspolitik weder die Bankenkrise noch das Defizit, die hohe Arbeitslosigkeit oder die ausufernde Korruption, inden Griff bekommen. Nun fordert der IWF wieder mal eine Arbeitsmarktreform, um die wenigen verbliebenen Rechte der Beschäftigten auch noch zu schleifen.

Damit würde der Druck auf ohnehin schmale Löhne und Gehälter weiter zunehmen. Und Rentner sollen über lange Jahre an Kaufkraft verlieren. Die oft niedrigen Renten sollen mindestens bis 2022 um höchstens 0,25% pro Jahr steigen, fordert der IWF.

Das ist nicht nur asozial, da viele Renten in Spanien ohnehin kaum oder längst nicht mehr reichen, um ein bescheidenes Leben zu fristen. Dazu kommt die Frage, wie mit dieser Politik eine Binnennachfrage gesteigert werden soll, um zu einem nachhaltigen Aufschwung zu kommen?

Es sind nicht zu hohe Renten, die Rentenkassen stark belasten, sondern eine mit 18% viel zu hohe Arbeitslosigkeit. Nur Griechenland steht noch schlechter da. Dazu kommt die enorme prekäre Beschäftigung mit nach unten geprügelten Löhnen. Die sorgt dafür, dass auch neue Beschäftigte kaum Beiträge in darbende Sozialkassen zahlen.