"Immer mehr Frauen in Deutschland bleiben kinderlos"

Statistisches Bundesamt: Jede fünfte Frau im Alter zwischen 40 und 44 Jahren ist kinderlos

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Auch die aktuelle Lageeinschätzung des statistischen Bundesamts zu Geburtentrends und Familiensituation in Deutschland beginnt mit dem schon seit längerer Zeit bekannten, ausgiebig diskutierten nationalen Nachwuchsproblem: "Immer mehr Frauen in Deutschland bleiben kinderlos." Dazu ist im Grunde schon alles gesagt worden.

Wer die britische Schadenfreude am deutschen demografischen Wandel noch nicht kennt, der findet ein paar schöne zusätzliche Spitzen aus dem althergebrachten Nationalitätenrivalitätsfundus in UK-Mutmacherartikeln. Jenseits des Kanals verzeichnet man einen Babyboom und mancher ist überzeugt, Großbritannien wird damit die europäische Wirtschaftstabellenspitze zurückerobern, bald: "We will overtake Germany in 37 years' time."

Allerdings widerspricht die vom Bundesamt gemachte Feststellung der hohen Kinderlosigkeit dem Eindruck, den man aus Medien gewinnt, wo Familien-und Kinderthemen Konjunktur haben, oder den Beobachtungen, die man in Großstädten wie Berlin oder München an fast jeder Straßenecke macht.

Danach sieht es eher so aus, dass Familie und Kinder wieder ziemlich beliebt sind. Die Daten des statistischen Bundesamts bestätigen diesen Eindruck an ein paar Stellen. So heißt es, dass sich bei den jüngeren Akademikerinnen abzeichnet, "dass ihre endgültige Kinderlosenquote voraussichtlich etwas geringer ausfallen wird. Bei den westdeutschen Frauen ohne einen akademischen Bildungsabschluss wird dagegen der Anteil der Frauen ohne Kind steigen".

Dem gehen Zahlen voran, wonach die Kinderlosenquote bei westdeutschen Akademikerinnen im Alter von 45 bis 49 Jahren mit 30% 2012 den bislang höchsten Wert erreicht. Bei den um fünf Jahre jüngeren Akademikerinnen sehe das schon etwas anders aus. Möglicherweise also ein neuer, allerdings noch schwach ausgeprägter Trend.

Sehr viel deutlicher zeigt sich ein anderes, bemerkenswertes Phänomen: Der Anteil der kinderlosen Frauen ist im Osten Deutschlands "stark gestiegen, und zwar um fünf Prozentpunkte". Dagegen betrug er im früheren Bundesgebiet nur einen Prozentpunkt, so die Statistiker. Dort fallen vor allem die Stadtstaaten mit hoer Kinderlosigkeit auf. "In Hamburg war der Anteil der Frauen ohne Kind im Jahr 2012 mit 32 % am höchsten."

Die geringsten Kinderlosenquoten haben nach den amtlichen Angaben Brandenburg und Mecklenburg-Vorpommern mit jeweils 14 %. Im Westen werden das Saarland (20 %) und Baden-Württemberg (21%) als Flächenländer mit den niedrigsten Kinderlosenquoten genannt. Deutschlandweit lag der Wert bei den Frauen zwischen 40 und 44 Jahren bei 22 Prozent. Und, ungeachtet der neu beobachteten Tendenzen im Osten Deutschlands, zeigen sich nachwievor große Unterschiede:

"Im früheren Bundesgebiet war der Anteil der kinderlosen Frauen mit 23 % deutlich höher als in den neuen Ländern."