In Japan sind nur noch 19 Reaktoren am Netz

Bis zum Sommer nächsten Jahres könnte Japan aus der Atomenergie ausgestiegen sein, wenn die lokalen Behörden sich weiter sperren und höhere Sicherheitsmaßnahmen verlangen

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Der japanische Wirtschaftsminister Banri Kaieda hat auch nach der überwältigenden Ablehnung der Atomenergie durch die Italiener versichert, dass Atomkraft in Japan weiterhin wichtig bleiben wird. Er verstehe, dass auch in Japan Stimmen laut würden, die einen Ausstieg verlangen, aber das sei angesichts der knappen Stromversorgung nicht möglich.

Während der Wirtschaftsminister, der bislang auch die Atomaufsichtsbehörde unter sich hat, weiterhin die Atomenergie propagiert, tauchen neue Probleme auf. So wurde in 16 von 47 Präfekturen Radioaktivität im Klärschlamm gemessen. In mindestens 22 waren Messungen durchgeführt worden. Die Werte für Caesium waren in der Stadt Fukushima mit 447.000 Becquerel pro Kilogramm am höchsten, in Tokio lagen sie bei 55.000 und in Maebashi bei 42.800. Die Behörden wissen nicht, was sie nun mit dem belasteten Klärschlamm machen sollen. Tepco berichtet, dass im Boden um das Fukushima-AKW Plutonium gefunden wurde.

Inzwischen muss auch Japan mit einem unfreiwilligen Moratorium zurechtkommen. Von den 54 Reaktoren sind gegenwärtig 35 abgeschaltet. Die verbleibenden 19 Reaktoren können nur noch ein Drittel der Energie liefern, die bislang von den AKWs produziert wurde. Auch die Reaktoren, die aufgrund einer normalen Inspektion seit dem Unglück vom Netz genommen wurden, konnten nicht wieder angefahren werden. Die lokalen Behörden sperren sich und verlangen erhöhte Sicherheitsmaßnahmen.

Routinemäßig anfallende Inspektionen werden bis zum Sommer des nächsten Jahres auch noch dazu führen, dass die 19 noch aktiven Reaktoren vom Netz gehen. Die Sicherheitschecks dauern normalerweise einige Monate. Sollte die Blockade der lokalen Behörden bestehen bleiben, würden dann alle Reaktoren vom Netz sein. Japan wäre damit aus der Atomenergie ausgestiegen.