Iran motiviert die Nachbarländer zu eigenen Atomprogrammen

Der Londoner Think Tank IISS warnt vor einem nuklearen Wettrüsten am Golf.

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Das iranische Programm zur Atomanreicherung hat, mitsamt der aufgeschreckten Reaktion, im Nahen Osten das Interesse an der Atomenergie geweckt, das nicht nur zu einer nuklearen Renaissance, sondern möglicherweise auch zu einem Wettrüsten in der Region führen könnte. Mindestens 13 Staaten im Nahen Osten, so ein Bericht des International Institute for Strategic Studies (IISS) in London, haben ab 2006 neue Pläne angekündigt oder eingestellte Projekte wieder aktualisiert, um mit Atomenergie der wachsenden Energienachfrage zu begegnen, neue wirtschaftliche Energiequellen zu erschließen oder Klimaziele anzuvisieren. Das betrifft alle Nachbarstaaten des Iran am Golf, abgesehen vom Irak.

Zwar seien die meisten Programme bestenfalls in den Anfangsstadien. Allerdings haben Länder wie Jordanien, Marokko oder Tunesien relativ wenig Energieressourcen, während andere Länder wie Saudi-Arabien oder Ägypten durchaus auch ein Interesse haben könnten, aus Macht- und Sicherheitsgründen mit dem Iran gleichzuziehen. Das IISS geht auch davon aus, dass es das Ziel der Staaten sei, aus Sicherheitsgründen ein Gegengewicht zu Iran zu entwickeln.

Während die iranische Führung stets beteuert hat, mit seinem Atomprogramm friedliche Ziele zu verfolgen, behauptet das IISS, das die islamische Republik heimlich ein Atomwaffenprogramm betreibt. Und eben diese „Entwicklung von dual-use-Nukleratechniken“ sei der wichtigste Grund, dass die Nachbarländer nun selbst atomar aufrüsten wollen. „Wenn Teherans Atomprogramm nicht überprüft wird“, so könne dies eine Kaskade der Atomtechnik in der Region auslösen. Allerdings ist bislang Israel das einzige Land in der Region, das seit langer Zeit Atomwaffen und ein heimliches Atomwaffenprogramm besitzt. Während so die Iran als Bedrohung ins Zentrum gerückt wird, bleibt Syrien für das IISS offenbar außen vor, obgleich letztes Jahr israelische Kampfflugzeuge angeblich eine geplante geheime Atomanlage zerstört haben. Das Atomprogramm Syriens sei weitgehend eingestellt worden, zudem mache es wenig Sinn, Atomwaffen zu entwickeln, wenn ein Arsenal von chemischen Waffen vorhanden sei.

Derweil veröffentlicht die Jerusalem Post wieder einmal Gerüchte über einen drohenden amaerikanischen Angriff auf den Iran vor dem Ende der Präsidentschaft von Bush. Nach einen Informanten des Weißen Hauses würden Bush und Cheney einen Militärschlag favorisieren, während Außenministerin Rice und Verteidigungsminister Gates dagegen seien. Ein Sprecher von Olmert hatte nach dem Besuch von Bush in Israel gesagt, Israel und die USA seien sich einig, dass mit einer „handfesten Aktion“ auf die iranische Bedrohung geantwortet werden müsse.

Das Weiße Haus reagierte prompt auf den Artikel der Jerusalem Post und wies die dort angestellten Vermutungen zurück: "We, along with our international allies who want peace in the Middle East, remain opposed to Iran's ambitions to obtain a nuclear weapon. To that end, we are working to bring tough diplomatic and economic pressure on the Iranians to get them to change their behavior and to halt their uranium enrichment program.

As the President has said, no president of the United States should ever take options off the table, but our preference and our actions for dealing with this matter remain through peaceful diplomatic means. Nothing has changed in that regard. "