It´s yer money

Außer Kontrolle

Menschen geben ihren Freunden Musik zum Probehören? Also, das muss doch auszubeuten sein...

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Ich bekenne mich offen dazu: Ich bin Comic- und Musiksüchtige. Meinen Katzen verzeihe ich die Haarballen in den Hausschuhen und die zerkauten Playstation-Kabel, aber wenn die Rücken der alten Gerechtigkeitsliga-Alben als Kratzbaum herhalten muessen... das geht gar nicht.

Und Musik ist für mich lebenswichtig - ausserdem fällt mir bei fast jeder Nachricht ein Musikstück ein. Das ist manchmal sehr amüsant (machen bestimmt auch viele andere - dieses "mit einem Titel kommentieren"). Und heute fielen mir dann nur noch die Jungs rund um Miles Hunt ein.
Wer sie nicht kennt: The Wonderstuff.
In diesem Fall fielen mir gleich zwei Titel ein: It´s yer money I´m after, baby und Give Give Give me more more more

Anders kann ich es nicht kommentieren, wenn Forscher nun eine Idee entwickelt haben, wie man DRM und Tauschidee sowie Kapitalismus in einen Topf bekommt. Es erscheint ein wenig, als habe man sich gedacht: "Oh, da tauschen Leute Musik, das muss mit Geld zu tun haben." Als gebe es nicht seit Jahrzehnten Mixtapes, die man Freunden usw. schickt und die nun schlicht und ergreifend durch DVDs abgelöst wurden.

Die Idee ist wie folgt (Beissholz bereithalten):
Ein kleiner Kryptochip sorgt dafür, dass "gute Kunden" nicht nur ihre Musik empfehlen können, sondern damit auch Geld verdienen. Böse Zungen wird dies jetzt an Systeme erinneren, bei denen "gute Kunden" ihre Hautpflegeserien empfehlen, ihre Webseiten, ihre ... Und tatsächlich erinnert das System an die Schneeballsysteme. Man erwirbt ein Musikstück, man kann dann zusätzliche Kopien erwerben (günstiger als das Original) und diese schließlich mit Aufpreis an Freunde verka.... ähm... weitergeben. Natürlich bedarf es bei dieser innovativen Idee auch einer Veränderung innerhalb der Abspielgeräte.

Was die "Forscher" in diesem Fall zu der absurden Idee getrieben hat, dass sich Menschen, die ihre Musik unentgeltlich jederzeit aus dem Netz holen können (da die "Abschreckung der Musikindustrie" funktioniert nicht wirklich), diese von ihren Freunden kaufen würden, erschliesst sich mir nicht. Warum dann noch Abspielgeräte erst besonders bestückt werden müssen, wird mir ebenso ein Rätsel bleiben. Und warum jemand, der seinen Freunden Musik empfiehlt, hierfür gleich Geld haben möchte, das wird dann ebenso geheimnisvoll bleiben. Hier hat man wohl gnadenlos das kapitalistische Denken auf das, was man nicht versteht, übertragen. Ich nehme an, die Leute, die so etwas entwickeln und für eine bahnbrechende Entdeckung halten, verkaufen auch Rosen an ihre Freundinnen, weil sie wissen, dass abends Rosenverkäufer Profit erzielen und die Freundin Rosen mag. Dass die Freundin sich dann verabschiedet, das wird wohl daran liegen, dass sie wahre Männer nicht zu schätzen weiss.

Aber vielleicht bin ich, was die Sprache des Kapitalismus und Marketing angeht, auch einfach Ausländer