Katastrophale Zerstörungen

In Australiens Überschwemmungsgebieten gibt es noch keine Aussicht auf Entspannung der Lage

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Der australische Bundesstaat Queensland erlebt derzeit, wie berichtet, schwere Überschwemmungen durch starke Regefälle. Die Nachrichtenagentur Reuters spricht in einer aktuellen Meldung von „katastrophalen Zerstörungen“ ohne Beispiel in der Geschichte des Staates. Der australische Wetterdienst vermeldet, dass in den dortigen Wetteraufzeichnungen seit Beginn des 20. Jahrhunderts nur zwei Jahre mehr Niederschlag gebracht haben als 2010.

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Niederschläge in der letzten Dezemberwoche (Bild: Australischer Wetterdienst)

Damit haben nun Fluten im ganzen Land außer im Westen und vor allem Südwesten die langanhaltende Dürre abgelöst. Viele Farmer hatten bereits wegen der langen Trockenheit aufgeben müssen, denen, die bisher ausgehalten haben könnten nun die Überschwemmungen den Rest geben. Die Hälfte der Weizenernte, zehn Millionen Tonnen, heißt es bei Reuters könnte durch die Unwetter zu Viehfutter werden. Anders als hier vor drei Tagen berichtet und von der Nachrichtenagentur wiederholt, scheint es sich aber nicht um 50 Prozent der landesweiten Ernte sondern der Produktion Queenslands zu handeln.

75 Prozent der Kohlegruben des Bundesstaats, die für 35 Prozent der australischen Kohleexporte verantwortlich sind, können derzeit nicht arbeiten. Zudem stehen einige für den Transport wichtige Eisenbahnlinien unter Wasser woran sich vermutlich so schnell nichts ändern wird. Die Spotmarktpreise für Kokskohle sind, so Reuters bereits um zehn Prozent gestiegen.

Ursache der heftigen Regensaison ist das sogenannte La-Niña-Phänomen, das Gegenstück zum El Niño. Beide sind Teil einer quasiperiodischen Schwankung in Luftdruck, Temperatur, Niederschlag und Meeresoberflächentemperatur im gesamten tropischen Pazifik. Dass La Niña Queensland viel Regen beschert ist also nicht ungewöhnlich, doch ungewöhnlich sind die Ausmaße der Niederschläge. Es gibt deutliche Hinweise darauf, dass der Klimawandel verantwortlich für die seit etwa zwei Jahrzehnten beobachtete anwachsende Intensität von La Niña und El Niño sein könnte. Abschließend geklärt ist die Frage allerdings noch nicht.

Derweil macht man sich in Australien darauf gefasst, dass das Schlimmste noch lange nicht vorüber sein könnte. „Unsere Regenzeit hat gerade erst begonnen“, zitiert Reuters einen örtlichen Sprecher des Bauernverbandes AgForce. „Drei Monate liegen noch vor uns.“ Der Wetterdienst rechnet vor allem in der Küstenregion um die Bundesstaats Hauptstadt Brisbane im Südosten des Bundesstaats und in den angrenzenden Gebieten in Neu Südwales auch in den kommenden drei Monaten mit deutlich überdurchschnittlichen Niederschlägen.

Nachtrag:

Stefan Rahmstorf vom Potsdam Institut für Klimafolgenforschung hat sich am heutigen Mittwoch in seinem Blog mit den meteorologischen und klimatologischen Aspekten der Überschwemmungen auseinandergesetzt. Unter anderem verweist er auf den Zusammenhang zwischen rekord-hohen Meeresoberflächentemperaturen und den Niederschlägen.